Italiens Hotels sind unterbelegt, die Restaurants leer. Das liegt nicht zuletzt am Ausbleiben der reise- und ausgabefreudigen chinesischen Touristen infolge der Corona-Krise.
Drei Millionen waren es 2019, dieses Jahr hatten Italiens Hoteliers und Gastronomen auf vier Millionen Besucher aus China gesetzt. Nun sind diese Hoffnungen zerstoben. Auch die italienischen Luxuswarenhersteller werden die Chinesen vermissen, die 2019 rund 460 Millionen Euro für ihre Produkte ausgaben, knapp 30 Prozent des Umsatzes in dem Sektor.
Italiens Wirtschaft könnte stagnieren
Das Ausbleiben der Touristen aus dem Reich der Mitte dürfte zur Stagnation der italienischen Wirtschaft beitragen, mit der die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung nun rechnet.
Das Virus zeitigt aber auch in anderer Hinsicht Verstimmungen: Letzte Woche trat der Regierungspräsident der Provinz Veneto mit einer rassistischen Einlassung ins Fettnäpfchen.
China habe einen großen Anteil an der Ausbreitung des Coronavirus, so Luca Zaia im italienischen Fernsehen, schließlich würden Chinesen lebende Mäuse und dergleichen verzehren. Zwar hat der Politiker von der rechtspopulistischen Lega sich inzwischen beim chinesischen Botschafter in Italien entschuldigt, doch die in Italien lebenden Chinesen bekommen solche Ressentiments zu spüren. Rund 300 000 sind es nach offiziellen Angaben, sie stellen die drittgrößte ausländische Bevölkerungsgruppe des Landes.
Chinesen als Sündenböcke für das Virus?
Die chinesischen Zuwanderer betreiben Textilunternehmen, Supermärkte, Bars und Restaurants, immer öfter berichten sie von Übergriffen. Etwa diese Gastwirtin aus Turin:
"Scheiß Chinesin, hau' ab mit dem Virus, du Nutte, hau ab aus Italien", so habe ein Angreifer sie beschimpft und sie bespuckt, erzählt die Frau.
Offenbar dienen die Chinesen als Sündenböcke für das Virus, das Italien am stärksten in Europa heimsucht. Dabei ist der direkte Zusammenhang zwischen Chinas starker Präsenz in Italien und den vielen Covid-19-Erkrankungen nicht bestätigt.
Italien hofft auf chinesische Investitionen
Vor einem Jahr noch war es gut um das italienisch-chinesische Verhältnis bestellt. Im März 2019 hatte Italien sich trotz Bedenken wichtiger EU-Partner als erster der G7-Staaten dem chinesischen Infrastrukturprojekt einer "Neuen Seidenstraße" angeschlossen. Sehr zur Freude des damaligen Wirtschaftsminister Luigi Di Maio.
"Endlich ist Italien mal Erster. Und wenn man die Reaktionen der anderen europäischen Länder sieht, dann versteht man, dass dies eine große wirtschaftliche Chance für unsere Unternehmen ist", so Di Maio.
Wie gefährlich ist das neue Coronavirus?Die Zahl der Infizierten mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 steigt trotz Gegenmaßnahmen vieler Regierungen weiter – auch in Deutschland. Die WHO hat Ende Januar den "internationalen Gesundheitsnotstand" ausgerufen.
Peking will mit der "Neuen Seidenstraße" weltweit Milliarden in Häfen, Straßen, Telekomnetze und andere Infrastrukturprojekte investieren. Infolge der Corona-Krise wäre das hochverschuldete Italien mit seinem großen Staatsdefizit und der hohen Arbeitslosigkeit auf solche Hilfe nun mehr angewiesen