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Chinesen kaufen deutsches Milchpulver auf

Weil Eltern in China nach Skandalen um gepanschtes Milchpulver inzwischen Trockenmilch aus Deutschland kaufen, wird diese hier zum Teil knapp. Marktführer Milupa kommt mit der Produktion nicht hinterher. Der Verband der Milchindustrie rät zur Verwendung verschiedener Marken.

Von Susanne Kuhlmann |
    Leere Regalplätze zwischen Möhrensaft und Bananenbrei und Eltern, die Zustände wie einst in der DDR beklagen: In vielen Supermärkten und Drogerien ist seit Wochen Trockenmilch für Babynahrung knapp. Vor allem zwei Produkte des Marktführers Milupa sind oft ausverkauft, weil in Deutschland lebende Chinesen das Milchpulver über das Internet vermarkten oder direkt in ihre Heimat schicken. Die Produzenten von Säuglingsnahrung haben darauf inzwischen reagiert, erklärt Björn Börgermann, Pressesprecher beim Milchindustrieverband.

    "Die Produktionskapazitäten der deutschen Unternehmen laufen auf Hochtouren. Zum Teil werden auch Produktionskapazitäten aufgebaut, also auch neue Anlagen aufgestellt, Herstellungs- und Abfüllanlagen installiert. Es ist auch nur punktuell, dass die Produkte nicht da sind. Es geht meistens nur um einige wenige Produkte, die im Fokus stehen. Darüber hinaus sind im Internet durchaus Angebote zu finden. Ansonsten heißt es eben auch mal, andere Produkte auszuprobieren, denn grundsätzlich haben wir in Deutschland keine Knappheit an Babynahrung."

    Humana teilt zum Beispiel mit, es gebe weder Regallücken noch Lieferengpässe. Und auch Hipp, Bebivita und Beba sind kaum betroffen. Milupa hat seine Produktion mittlerweile um 30 Prozent gesteigert. Das bedeutet allerdings, dass mehr Rohstoffe und Lieferanten kontrolliert werden müssen, und das braucht Zeit.

    "Das heißt auch, dass wir bei den Rohstoffen natürlich auch erwarten, dass die entsprechenden Zertifizierungen durchgeführt sind. Dieser hohe Qualitätsstandard bringt uns auch in die Position, dass wir sagen können, 'Made in Germany' gilt nicht nur für Autos, sondern auch für die Kindernahrung. Und es wird einige Zeit benötigen, bis wir die Zuliefererströme für die entsprechenden Produkte in diesen Mengen zur Verfügung haben."

    Einige Trockenmilchprodukte könnten also auch in den kommenden Wochen manchmal noch knapp sein.

    Die Internetagentur Vorwärts hat angesichts dieser Situation sogar eine neue Geschäftsidee entwickelt. Seit voriger Woche sammelt sie über die Webseite milchpulver-fuer-deutschland.de Interessenten für den Re-Import deutscher Trockenmilch aus Osteuropa und wartet auf 200 potenzielle Kunden, sagt Geschäftsführer André Aslund.

    "Die konkrete Idee besteht darin, genügend Interessenten zusammenzubekommen, die osteuropäisches 'Aptamil' über uns beziehen wollen. Dann gehen wir zu einem lettischen Großhändler, wo wir palettenweise in Europa hergestelltes 'Milumil', 'Aptamil' einkaufen, das allerdings kein deutsches, sondern ein osteuropäisches Label hat."

    Eltern können aber auch Milchpulver eines anderen Herstellers kaufen, rät Mathilde Kersting, stellvertretende Leiterin des Forschungsinstituts für Kinderernährung in Dortmund:

    "Die können von der Qualität her, von der Verträglichkeit, von den gesetzlichen Vorschriften her gegeneinander ausgetauscht werden, weil für alle diese Produkte dieselben eng gefassten gesetzlichen Vorgaben gelten für die Nährstoffzusammensetzung. Das sind Vorgaben für den Kaloriengehalt, für den Fettgehalt, auch für die Art der Fette, für bestimmte Vitamine. Allenfalls innerhalb der Fette könnten Abweichungen bestehen. Aber die haben nichts zu tun mit der Verträglichkeit oder auch mit der Wertigkeit dieser Produkte."

    Es gibt keine Studien, die Umstellungsprobleme nachweisen, sagt die Wissenschaftlerin.

    "Das ist in der Regel eine subjektive Wahrnehmung, eine Interpretation von Müttern, weil sie eine neue Packung sehen. Diese unterschiedliche Bearbeitung der Zutaten je nach Produkt, die kann zu geringen geschmacklichen Unterschieden führen. Das könnte sein, dass Babys da einen leichten Unterschied schmecken. Aber Babys kann man ganz leicht an neue Geschmäcker gewöhnen. Da können Eltern völlig beruhigt sein."