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Chinesisch in drei Wochen

Der Großteil der Teilnehmer, die einen Chinesisch-Kurs am Landesspracheninstitut in Bochum, kurz: LSI, besucht, siedelt aus beruflichen Gründen kurzfristig nach China. Der Effizienz halber beschränkt man sich auf die gesprochene Sprache. Was aber kann man in einem dreiwöchigen Kurs lernen? Silke Ballweg hat's ausprobiert.

Von Silke Ballweg |
    Zugegeben, ich konnte schon etwas Chinesisch, als ich vor drei Wochen ans LSI nach Bochum fuhr. Aber direkt am ersten Tag war auch ich schon gefordert.

    Die Aussprache ist besonders vertrackt. Denn das Chinesische hat viele ähnlich klingende Laute, die wir anfangs kaum nachmachen können. Deswegen hieß es in den ersten Tagen immer wieder: üben, üben, üben.

    Hinzu kommt, dass das Chinesische eine Sprache ist, die aus vier verschiedenen Tönen besteht. Das heißt, jeder Laut kann in vier verschiedenen Tonlagen ausgesprochen werden – und jeder Ton drückt eine andere Bedeutung aus. Falscher Ton heißt falsches Wort, da kann es schnell zu Missverständnissen kommen, erklärt Manfred Frühauf, der Leiter des Bochumer Sinicums.

    "Das Lieblingsbeispiel der Dozenten ist die Einleitung einer höflichen Frage, qing wen. Also wörtlich übersetzt, dürfte ich bitte mal fragen. Aber wenn Sie fragen qing wen, dann heißt das, bitte wärme mal mein Essen auf. Die nächste Variante, die ist bestimmt reizvoller heißt qing wen, dürfte ich bitte mal an Dir schnuppern. Und mein persönlicher Favorit ist, dass man sagt, qing wen, darf ich Dich bitte mal abknutschen."

    Die Töne sollten einigermaßen sitzen, das wird im Kurs schnell klar. Doch es gibt auch Hoffnung für uns, denn:

    "Die Chinesen sind belastbar. Muten Sie denen ruhig ihre falschen Töne zu, versuchen Sie zu sprechen, machen Sie den Mund auf, auch auf das Risiko hin, dass er sie verschmitzt anlächelt, und irgendwann wird er schon verstehen, was sie meinen."

    Gelernt wird in kleinen Gruppen von fünf, sechs Personen. Alle zwei Stunden wechseln die Lehrer, dadurch wird es nicht langweilig. Am Ende der ersten Woche kommen die Töne noch keineswegs richtig aus unseren Mündern. Aber wir können uns schon mit einfachen Worten ausdrücken: "Zuo gonggong qiche qu daxue" heißt: mit dem Bus zur Uni fahren, ein Favorit von allen: mit dem Taxi fahren: "zuo chuzu qiche qu". Allerdings hapert es bis zum Schluss am Hörverstehen, auch wegen der Grammatik. Sie ist zwar einfach, weil das Chinesische keinen Kasus kennt und man weder dekliniert noch konjugiert. Aber das wiederum erschwert das Verstehen, meint etwa Stefan Braasch, der in einigen Wochen für seine Firma nach Taiwan geht:

    "Portugiesisch oder französisch, da weiß man, ach, das Wort habe ich nicht verstanden, das ist das Verb. Ach, das habe ich nicht verstanden, das ist das Objekt, und im Chinesischen gibt es keine Endungen und somit auch keine Endungen für Verben zum Beispiel, insofern ist das halt ein dong. Und ein dong kann das Verb sein, kann das Objekt sein oder ne Präposition sein oder ein Fragewort sein, dong."

    Bis zum Schluss bleiben die Töne die große Herausforderung für uns und das völlig Fremdartige an der Sprache. Abgeschreckt ist nach drei Wochen aber niemand. Die hoch-motivierten Lehrer haben uns die Angst vor der Sprache genommen und eine hervorragende Grundlage fürs Weiterlernen gelegt. Franziska Tänzer, die in Kürze nach Shanghai gehen wird, meint: Der Einstieg ins Chinesische ist definitiv geschafft.

    "Man merkt, es ist machbar, aber es steckt auch viel Übung, Fleiß und Disziplin dahinter."