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Chinesische Auslandsmedien
Auf dem Weg zur neuen Medienmacht in Afrika

China baut seine Medienpräsenz in Afrika massiv aus und will westlichen Auslandssendern Konkurrenz machen. Bei der Bevölkerung kommt das bislang gut an. Kritiker befürchten allerdings, dass China die Entwicklungen in Afrika in eine Richtung steuern könnte, die dem eigenen Überwachungsstaat entspricht.

Von Markus Pfalzgraf |
    Drei Mitglieder der chinesischen Regierung stehen bei der Feier zum Start des China Global Television Networks CGTN in Beijing am 31.12.2016 an einem Pult. In großen Lettern sind die Buchstaben CGTN zu lesen.
    Mit dem Sender CGTN baut die chinesische Regierung einen Konkurrenz zu internationalen Sendern wie BBC und CNN auf. (imago / Xinhua)
    CGTN, das neue schlagkräftige chinesische Auslandsfernsehen, sendet auch aus Nairobi. In der Hauptstadt von Kenia sollen die Chinesen einen ihrer größten Standorte haben. Chinas Stimme fehlte hier bisher, dachte man wohl in Peking.
    Der südafrikanische Wissenschaftler Cobus van Staden beschreibt in seinem Podcast "China in Africa" die Rolle von CGTN, der neuen Stimme Chinas, als zweigeteilt:
    "Es konkurriert auf einem Markt mit BBC, CNN und Al Jazeera. Es hat einen hybriden Auftrag: Einerseits den Staat, die Partei zu repräsentieren, andererseits Nachrichten anzubieten."
    Diese Zweiteilung macht sich auch in der Arbeit der Journalisten bemerkbar. Die chinesischen Reporter für den Auslandssender arbeiten kaum mit den Korrespondenten für das Fernsehprogramm in China zusammen, sagt Keith Richburg, der als US-Korrespondent in China und in Afrika gearbeitet hat.
    Nachrichten und Staatspropaganda
    "Ein Grund ist, dass CGTN-Reporter mehr Spielraum haben, wirklich rauszugehen und für ein internationales Publikum zu berichten, was passiert. Aber das soll nicht überschwappen auf das, was das Publikum in China zu sehen bekommt. Deshalb gibt es da eine Trennung."
    Und das sorgt für eine innere Spannung bei den chinesischen Auslandsmedien, sagt Keith Richburg, inzwischen Journalismus-Professor in Hongkong.
    "Da sind auch echte Journalisten, die einen echten Nachrichtensender wollen. Aber die rennen natürlich dagegen an, dass sie China nicht zu direkt kritisieren dürfen."
    Richburg meint, dass CGTN seine Rolle noch finden wird. Sein Anspruch wird jedenfalls jetzt schon deutlich, zum Beispiel in Werbefilmen.
    Frontalangriff auf BBC, CNN und Al Jazeera
    Es ist ein globaler Anspruch, deshalb auch der neue Name. Ein Frontalangriff gegen BBC, CNN, Al Jazeera oder auch die Deutsche Welle. Zumindest die Auslandssender aus der westlichen Welt haben einen Vorsprung - noch. Journalismus-Professor Keith Richburg in Hongkong erinnert daran, wie schnell sich das ändern kann.
    "Als CNN begann, brauchten sie ein Jahrzehnt, um Glaubwürdigkeit aufzubauen. Wir nannten es damals das Chicken Noodle Network. Aber nach dem ersten Golfkrieg Ende der 80er Jahre fing man an, sie ernst zu nehmen."
    In ein paar Jahren könnte sich also auch das chinesische CGTN einen Ruf erarbeitet haben, auch wenn zum Beispiel Politiker in Afrika bislang eher der englischen BBC zu vertrauen scheinen.
    Auch bei den Printmedien tut sich etwas. Ähnlich wie in Europa, gibt es auch in afrikanischen Ländern eine chinesische Zeitung. "China Daily - Africa Weekly" ist ein Ableger der staatlichen Zeitung, der wöchentlich kompakt die Weltsicht der chinesischen Führung in englischer Sprache verbreitet. Und ironischerweise hat China Daily Africa auch eine Seite bei Facebook, das wie viele westliche Netzwerke in China selbst gesperrt ist.
    CGTN zeigt Schönheit Afrikas - nicht nur die negativen Seiten
    In den Augen eines afrikanischen Publikums machen chinesische Medien, und vor allem der neue Auslandssender, einiges richtig. Sie zeigen nicht nur Elend, sagt Halima Athumani, Radiojournalistin in Uganda.
    "Seine Schönheit, seine Entwicklung, tolle Menschen, gutes Essen - viele Leute wollen einfach auch die Schönheit ihres eigenen Landes sehen. Und nicht nur negative Nachrichten aus Afrika wie Kriege oder Seuchen. Die passieren natürlich auch, und auch darüber berichtet CGTN, aber eben respektvoll."
    Würde und Augenhöhe - China scheint verstanden zu haben, was dem afrikanischen Publikum wichtig ist. Und das zeigt sich auch in der Auswahl der Menschen, die für das chinesische Auslandfernsehen arbeiten, sagt Halima Athumani:
    "Sie nutzen Talente aus der Region. Sie berichten, was in Afrika passiert, mit afrikanischen Stimmen und afrikanischen Gesichtern. Das ist viel besser als bei den anderen Auslandsmedien, die ihre eigenen Leute mitbringen, um etwa aus Uganda zu berichten."
    Steuert China über seine Auslandsmedien Afrikas Entwicklung?
    Auch wenn bei chinesischen Medien die Führungsebene auch in Afrika aus Chinesen bestehen dürfte. Und die sind sicherlich staatlich kontrolliert. Wie alles, was dort im Namen Chinas passiert.
    Während die chinesischen Auslandsmedien darum bemüht sind, möglichst objektiv und positiv zu erscheinen, helfen Technologie- und Telekommunikationsfirmen wohl auf Anweisung aus Peking, auch Journalisten anderer Medien zu überwachen.
    Das zeigt ein Bericht der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch, für die Maya Wang in Hongkong arbeitet.
    "Chinesische Firmen haben überhaupt kein Problem damit, übergriffige Technologie nach Afrika zu exportieren. In diesem Fall hat der Konzern ZTE Technologie nach Äthiopien geliefert, um Aktivisten, Oppositionelle und Journalisten zu überwachen."
    Die Gefahr laut Maya Wang: China könnte die Entwicklung in Afrika insgesamt in eine Richtung steuern, die seinem eigenen System und Überwachungsstaat entspricht. Flankiert von mächtigen Medien, bei denen Geld keine Rolle spielt.
    "Voice of Europe" als Gegenpol zur "Voice of China"?
    Können andere da überhaupt noch mit- oder gegenhalten? Bernard Wagemann meint: Ja. Der Wirtschaftswissenschaftler an der Hochschule Neu-Ulm ist öfter in Ostafrika unterwegs. Er meint, Europa müsse weg von der Entwicklungshilfe, hin zu Investitionen, und es bräuchte eine Stimme in Afrika.
    "Die beste Vorstellung wäre so etwas wie eine Voice of Europe, sozusagen eine Erweiterung der Deutschen Welle zusammen mit der BBC und französischer Initiative. Was dann natürlich nötig ist, dass auch eigene Frequenzen zur Verfügung stehen, ein eigenes Netzwerk, das digital eingespeist werden kann.""
    Eine Infrastruktur, die China schon längst hat in Afrika. Und die es dazu nutzt, nicht nur Nachrichten dorthin zu bringen, sondern auch Fernsehserien - und zwar synchronisiert, sagt Bernard Wagemann von der Hochschule Neu-Ulm.
    "Gerade die einfachere Bevölkerung spricht Englisch vielleicht nicht so elegant und schnell wie in Filmen. Da ist natürlich eine Synchronisation in den jeweiligen Landessprachen wesentlich angenehmer."
    Es gibt also viel zu tun, falls andere internationale Medien nicht überholt oder abgehängt werden wollen von der neuen chinesischen Medienmacht in Afrika.