Mischwesen werden als Chimären bezeichnet. Einst gab es sie nur in der Mythologie. Doch mittlerweile lassen sie sich im Labor erzeugen. Im Fall des Affenbabys habe es sich um die erste lebende Chimäre eines so großen Tieres gehandelt, berichtet die Forschungsgruppe in der Fachzeitschrift Cell. Vergleichbare Erfolge habe es zuvor nur bei Mäusen und Ratten gegeben.
Die Wissenschaftler um Zhen Liu vom Forschungszentrum der Chinesischen Akademie der Wissenschaften erzeugten das Tier aus Stammzellen genetisch unterschiedlicher Embryonen derselben Art. Sie hoffen, dass gezielt hergestellte Affen-Chimären biomedizinische Untersuchungen erleichtern könnten.
Die Wissenschaftler hatten mehreren Embryonen in einem sehr frühen Stadium (sieben Tage nach der Befruchtung) Stammzellen entnommen, in die sie Gene für ein grün fluoreszierendes Protein einbrachten. So ließ sich später an den gelblichen Körperpartien erkennen, welche Körperzellen sich aus diesen Stammzellen entwickelten, die in einen anderen Affenembryo eingebracht wurden.
Die lebend zur Welt gekommene Chimäre sei ein seit langem angestrebtes Ziel auf diesem Gebiet, sagte Forschungsleiter Zhen Liu. Die Studie liefere neue Erkenntnisse zu sogenannten pluripotenten Stammzellen bei Primaten, zu denen auch der Mensch gehöre. Aus diesen Stammzellen könnten sich alle Zellen im Körper entwickeln.
Stefan Schlatt vom Universitätsklinikum Münster, der selbst nicht an der Studie beteiligt war, sagte zu dem Forschungsergebnis, es müsse als grundlegender wissenschaftlicher Durchbruch betrachtet werden. Gleichzeitig zeige es, dass die Nachkommen nicht gesund seien und nicht mehr als ein paar Tage überleben könnten.
Ethische Herausforderungen
Der Theologe Peter Dabrock von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg sagte im Deutschlandfunk, es gebe zwei ethische Herausforderungen der neuen Studie. Zum einen müsse die Frage gestellt werden, ob weitere Tierversuche dieser Art stattfinden sollten - unabhängig von der rechtlichen Situation. Zum anderen sei die Stammzellforschung näher an den Menschen gerückt. Die Chancen der Forschung sollten genutzt werden, betonte Dabrock. Jedoch seien international abgestimmte Regeln erforderlich, sobald es in den Risikobereich gehe. Es sei beispielsweise ein Unterschied, ob Versuche zu menschlicher Stammzellforschung in einer Petrischale oder an Menschen selbst stattfänden.