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Chinesische Medien in Afrika
"Gefahr einer medialen Kolonialisierung"

Chinas Auslandsmedien folgen einem strategischen Masterplan der Parteiführung, meint Klaus Stäcker, der Leiter der Afrika-Programme der Deutschen Welle. Er beobachte eine Vereinnahmung der afrikanischen Medien durch China, auch durch den gezielten Kauf lokaler Mediengruppen, sagte Stäcker im Dlf.

Claus Stäcker im Gespräch mit Stefan Koldehoff |
    Ein älterer Mann aus dem Togo sitzt vor seinem Haus und hört Radio
    In Afrika ist das Radio für viele Menschen die wichtigste Informationsquelle. (imago / Pascale Deloche)
    Der Pressefreiheitsindex von Reporter ohne Grenzen zeichnet kein rosiges Bild der Pressefreiheit in Afrika: Gut ist die Liga laut dieser Rangliste in keinem afrikanischen Land. Zufriedenstellen ist sie in gerade ein mal vier Ländern: Südafrika, Namibia, Burkina Faso und Ghana. In 27 Ländern ist die Lage dagegen schwierig bis ernst - in gut der Hälfte des Kontinents also.
    Laut Claus Stäcker, dem Leiter der Afrika-Programme der Deutschen Welle, habe es in letzter Zeit in einigen Ländern immer wieder Senderabschaltungen gegeben, aus denen man sonst wenig Negatives hören würde wie Sambia, Tansania oder Kenia. Davon seien auch regelmäßig Partnersender der Deutschen Welle betroffen gewesen:
    "Das passiert in letzter Zeit immer öfter, das ist sehr, sehr besorgniserregend. Wir haben auch wirklich viele Korrespondenten, die gekidnappt worden sind, denen regelmäßig das Equipment zerstört wird - die Aufnahmegeräte, die Laptops, die Mobiltelefone."
    "Soziale Medien bringen die Autokraten in Bedrängnis"
    Dazu kämen teils drakonisch verschärfte oder absurd ausgelegte Mediengesetze und viele alltägliche Einschüchterungen und Repressalien gegen Journalisten, die auch die Korrespondenten der Deutschen Welle zu spüren bekämen. Um sich objektiv zu informieren, würden sich viele Afrikanerinnen und Afrikaner deshalb im Netz informieren.
    "Insbesondere die Sozialen Medien haben die Autokraten wirklich in Bedrängnis gebracht. Netzwerke wie Facebook als Platzhirsch mit über 70 Prozent Marktabdeckung, aber auch Twitter und andere Netzwerke, die in Deutschland gar nicht so bekannt sind, wie WeChat und Viber, sind schwer zu kontrollieren."
    Nur hätten sich zum Aufkommen dieser Technologien eben auch die technischen Voraussetzungen zur Abschaltungen der Dienste und der Netzes verbessert, so Stäcker.
    "Seit 2015 gab es rund 40 Internetabschaltungen in Ländern wie Äthiopien, Mali, Niger, den beiden Kongos, Tschad, Uganda, Gabun, Togo - also eine endlose Liste. Und zwar immer dann, wenn es politische Krisen gab, im Vorfeld oder Umfeld von Wahlen."
    "Sehe eindeutig die Gefahr einer medialen Kolonialisierung"
    Das chinesische mediale Engagement in Afrika sieht Stäcker kritisch - und durchaus als Versuch einer Kolonialisierung. Während im Deutsche Welle-Gesetz klar der Auftrag formuliert sei, keine Propaganda zu machen, sondern ausgewogenen Journalismus, sei es im Falle von Chinas Medienvorhaben in Afrika anders:
    "Chinas Auslandsmedien folgen einem strategischen Masterplan der Parteiführung. Da geht es einmal darum das Bild des solidarischen großen Bruders zu erzeugen, der gemeinsam im afrikanisch-chinesischen Interesse handelt."
    China fahre dabei zweigleisig: Auf der einen Seite mit den beiden großen TV- und Radio-Sender CGTN und China Radio International - mit einem Etat, der zehn Mal so hoch sei wie der der Deutschen Welle - und auf der anderen Seite mit kontrollierten Privat-Holdings, die sich seit einiger Zeit gezielt in lokale Mediengruppen einkaufen würden.
    "Da sehe ich schon so etwas wie eine Vereinnahmung für ein gelenktes Medienbild, das natürlich einhergeht mit der immensen Wirtschaftskraft Chinas, die gerade in Afrika eine ganz klare dominante Rolle eingenommen hat."