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Chinesischer Finanzsektor
Deutsche Banken sollen leichteren Zugang bekommen

China öffnet sich für deutsche Banken: Sie sollen künftig leichter Zugang zum Finanzsektor bekommen. Darauf hat sich Finanzminister Olaf Scholz (SPD) bei seinem Peking-Besuch verständigt. Zugleich sollen auch chinesische Banken leichter in Deutschland Fuß fassen können.

Sandra Pfister im Gespräch mit Tobias Armbrüster |
    Der deutsche Finanzminister Olaf Scholz gibt dem chinesischen Vize-Premierminister Liu He vor den deutschen und chinesischen Flaggen die Hand.
    Wollen die Finanzkooperation ausbauen: Der deutsche Finanzminister Olaf Scholz und der chinesische Vize-Premierminister Liu He (dpa-news / AP / Andy Wong )
    Tobias Armbrüster: Wenn China deutsche Unternehmen reinlässt, dann zwingt es sie meist zu Joint Ventures. Aber jetzt lässt China auf einmal deutsche Banken ins Land. Finanzminister Olaf Scholz ist gerade in Peking und er hat mit dem chinesischen Vize-Regierungschef Liu He in Peking eine engere Kooperation im Bankensektor unterzeichnet. Warum lässt die chinesische Staatsführung das jetzt zu?
    Sandra Pfister: Es gibt mehrere Gründe - es ist ein versöhnliches Zeichen mitten im Handelskonflikt mit den USA. China muss sich andere Verbündete suchen, nämlich die Europäer. Beim zweiten Grund muss man spekulieren: Die chinesische Führung wünscht sich schon länger, dass chinesische Banken – die sind alle riesig, die viertgrößten Banken der Welt sind chinesisch - dass die auf dem internationalen Parkett mitspielen. Das tun sie im Moment so gut wie gar nicht – weil sie kaum internationale Erfahrung haben. Da erhofft sich die chinesische Regierung vermutlich, dass sie von deutschen Banken lernen können.
    Und es gibt womöglich noch einen dritten Grund für die chinesische Regierung: Sie will, dass der Finanzsektor in China lernt, nach Regeln zu spielen. Die chinesischen Banken vergeben großzügig Kredite bislang, umgehen oft Vorschriften, frisieren Bilanzen. Und ein großer Teil der Kredite in China wird überhaupt nicht von Banken vergeben, sondern von Schattenbanken und Peer-to-Peer-Plattformen, die sehr undurchsichtig sind. Da fangen die chinesischen Regulierer mehr und mehr an, durchzugreifen. Denen könnte es lieb sein, wenn es mehr private westliche Banken gibt, die mit solider Kreditvergabe Erfahrung haben.
    Problem für deutsche Banken? Kreditwürdigkeit in China wird nicht bewertet
    Armbrüster: Das hört sich aber ein bisschen nach wildem Westen an für Banken aus Deutschland.
    Pfister: Vielleicht ja, dass die Kredite so lax vergeben werden. Und es bleibt ein weiteres großes Problem: In China gibt es keine Schufa, niemanden, der bewertet, wie kreditwürdig jemand ist. Das kann auch für deutsche Banken ein Problem werden. Das wird man sehen, wie die sich schlagen.
    Armbrüster: Warum ist das Olaf Scholz dann so wichtig, dass die deutschen Banken in China ganz vorn mit dabei sind?
    Pfister: Es ist ein riesiger Markt – und es könnte gerade für Frankfurt eine Chance sein, ein größeres Stück vom Kuchen abzukriegen – jetzt wo London wegen des Brexits nicht richtig navigieren kann, könnte man den Chinesen vielleicht klar machen, wie wichtig der Frankfurter Handelsplatz ist.
    Aber er hat auch ein politisches Interesse: Scholz will, dass China mehr offenlegt, was es international finanziert, vor allem in Afrika. Denn viele Politiker im Westen machen sich Sorgen, dass Afrika abhängig wird von chinesischen Krediten. Wenn China dem so genannten Pariser Club beiträte, das ist ein Zusammenschluss staatlicher Kreditgeber, dann müssten die Chinesen das alles offenlegen. Darauf spekuliert Scholz. Aber davon ist er wohl noch etwas entfernt.