Chinesisches Porzellan
Warum ein "Chicken Cup" aus China 36 Millionen kostet

Chinesisches Porzellan erzielt auf dem internationalen Kunstmarkt immer wieder Rekordpreise. Kaiserliche Objekte aus der Ming- oder der Qing-Dynastie sind vor allem Sammlern aus China viel Geld wert. Fünf Gründe, warum das so ist.

    Zwei Hände halten ein kleines Porzellanschälchen, weiß, auf dem Hühner gemalt sind (bunt).
    Chicken Cup aus der Ming-Dynastie (1368-1644): Sammler aus China zahlen rund 36 Millionen US-Dollar für so ein Schälchen. (picture alliance / ASSOCIATED PRESS / Vincent Yu)
    24 mal muss Liu Yiqian seine American-Express-Karte im Juli 2014 durchziehen, um 36 Millionen US-Dollar bezahlen zu können. 36 Millionen Dollar für ein kleines Porzellanschälchen, das der reiche Kunstsammler bei einer Sotheby’s-Auktion in Hongkong ersteigert hat. 36 Millionen für einen sogenannten Chicken Cup, den Kunstexperten als den „Heiligen Gral“ des chinesischen Porzellans bezeichnen.
    Aber wieso ist ein kleines chinesisches Schälchen so viel Geld wert?

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    China ist das Geburtsland des Porzellans

    „China“ – so wird Porzellan auch im Englischen bezeichnet. Denn in China wurde das sogenannte weiße Gold erfunden. Schon im 7. Jahrhundert wurde hier Porzellan produziert – mehr als tausend Jahre früher als in Europa. Marco Polo soll den italienischen Begriff „porcellana“ als Erster verwendet haben. Er brachte es von seinen China-Reisen mit nach Europa. Wie viele andere glaubte auch er damals, dass chinesisches Porzellan aus der gleichnamigen Meeresschnecke gemacht wird, die eine porzellanartige Schale besitzt. 
    Die Zusammensetzung und Herstellung des weißen, leicht durchscheinenden, gleichzeitig extrem harten Materials war lange Zeit geheim. Es ist eine Mischung aus Kaolin, gemahlenem Feldspat und Quarz, die bei Temperaturen von bis zu 1400 Grad gebrannt wird.

    Kunst vom Kaiserhof

    Porzellan, das aus den kaiserlichen Porzellanwerkstätten stammt und am Kaiserhof genutzt wurde, ist ganz besonders wertvoll. Im Jahr 1004 ernennt Kaiser Zhao Heng die Stadt Jingdezhen offiziell zur Produktionsstätte für das kaiserliche Porzellan. Hier wird im 15. Jahrhundert der „Chicken Cup“ hergestellt, vermutlich als Geschenk des herrschenden Kaisers an seine Mutter. Die abgebildete Hühnerfamilie symbolisiert Fruchtbarkeit und Familienzusammenhalt. Die kaiserliche Markierung im Boden des Chicken Cups garantiert seine Herkunft.

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    Porzellan aus der Blütezeit

    Die Ming- (1368-1644) und die Qing-Zeit (1644-1911) gelten als die absolute Blütezeit des chinesischen Porzellans. Damals wurden die Brandtechniken und die Glasuren perfektioniert. Vor allem das traditionelle blau-weiße Porzellan war begehrt.
    Der verkaufte „Chicken Cup“ stammt aus der Regentschaft des 9. Ming-Kaisers Chenghua (1447-1487). In dieser Zeit wurde der sogenannte Doucai-Stil entwickelt: Zum ersten Mal trug man dabei in verschiedenen Arbeitsschritten neben dem Kobaltblau fünf weitere Farben für das Motiv auf und brannte sie.
    Die Chenghua-„Chicken Cups“ wurden nur in kleinen Mengen produziert. Bis heute sollen weniger als zwanzig davon weltweit erhalten sein. 

    Die Provenienz

    Auf dem Markt kursieren viele Fälschungen von chinesischem Porzellan. Deshalb ist eine möglichst umfangreiche Provenienz wichtig, also die Dokumentation der Herkunft und Vorbesitzer. Sie erhöht die Garantie, dass das Stück echt ist. Bei dem versteigerten „Chicken Cup“ konnten die Eigentümer über Jahrzehnte nachgewiesen werden. Viele waren angesehene Sammler von chinesischem Porzellan. 

    Preise auf dem Kunstmarkt

    Fast parallel zum Wirtschaftswachstum Chinas beginnen die Preise für chinesische Kunst in den 2000er-Jahren zu explodieren. Reiche chinesische Sammler wie Liu Yiqian kaufen auf dem internationalen Kunstmarkt Asiatika für Millionenbeträge. Auktionshäuser fahren Rekorde ein. Die noch verbliebenen echten Stücke wie der „Chicken Cup“ werden immer begehrter. 
    Das alles führt dazu, dass ein kleines Schälchen 36 Millionen US-Dollar erzielt. Doch nicht nur Sammler haben Interesse an den Objekten.
    Mehr dazu hört ihr im dreiteiligen Fall "Chinesische Beute" unseres True Crime Podcasts "Tatort Kunst":
    Das „Tatort Kunst“-Team bei diesem Fall
    Host: Rahel Klein
    Host und Redaktion: Stefan Koldehoff
    Recherchen und Skript: Rahel Klein und Minh An Szabó de Bucs
    Künstlerische Gesamtleitung und Regie: Anne Preger
    Sounddesign: Timo Ackermann
    Projektmanagement: Pia Behme

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