"Peter Gabriel hat sein Album 'So' genannt - zwei Buchstaben, superkurz. 'As if', hat nur zwei Buchstaben mehr. Außerdem mag ich die Idee damit mehrere Optionen zu transportieren: als ob wir diesen oder jenen Stil spielen, als ob wir das Lied wie eine Glam-Disco-Band spielen oder wie eine House-Maxi aus den 90ern oder wie eine Motown-Band."
Auch auf ihrem neuen Album huldigen Chk Chk Chk unverkennbar dem Stil, der alle ihre sechs Alben vereint: dem Funk. Für eine weiße Band machen sie das gewohnt souverän: Die Basslines treiben, Gitarre und Keyboard schreien Disco, und Sänger Nic Offer weiß ganz genau, wie man einen Raum erotisch auflädt. Allerdings hat sich die sechsköpfige Band dieses Mal etwas mehr vorgenommen, wie Sänger Nic Offer gerade erwähnte. "As if" bietet mehr stilistische Varianten als gewohnt, nimmt zum Beispiel Anleihen bei Motown.
"Jede Band, die ihr sechstes Album veröffentlicht, muss Wege finden, sich ein Stück weit neu zu erfinden - und wir hoffen, dass wir das erreicht haben. Als Raffael mir das Instrumental zu 'Every Little Bit Counts' schickte, meinte er: Keine Ahnung, warum, aber ich habe einen Song geschrieben, was an Motown erinnert. Und ich dachte, gut, warum nicht. Alles ist erlaubt."
Dabei ist es der Gruppe wichtig, beim Songwriting möglichst viele Bandmitglieder in unterschiedlichen Variationen miteinander kombinieren zu lassen. So entstand für "As If" die unglaubliche Zahl von 40 Songs. Die Hälfte kam in die engere Auswahl, dann mussten Freunde der Band per Votum entscheiden.
"Auf unser Durchbruch-Album 'Louden Up Now' ist damals jeder Song gelandet, den wir zur Verfügung hatten. Und darum ist es wahrscheinlich auch nicht so gut geworden, wie es hätte werden können. Für mich ist Prince deshalb der Beste, Prince und Bowie, bei denen sind auch die B-Seiten fantastisch und sogar die Demobänder. Vielleicht misst sich die Qualität eines Albums an den Songs, die es nicht draufgeschafft haben. Jedenfalls war das für 'As If' unsere Philosophie."
Fast ein Streifzug durch 40 Jahre Geschichte schwarzer Musik
Der Song "Lucy Mongoosey" ist Chk Chk Chks Verbeugung vor Prince zu seiner "Sign Of The Times"-Phase. Das ganze Album klingt also ein bisschen wie ein Streifzug durch 40 Jahre Geschichte schwarzer Musik beziehungsweise des Funk, ohne dabei historisierend zu wirken, denn allzu nahe wollte die Band den großen Vorbildern nicht treten. Sich auf Einflüsse zu beziehen ist in Ordnung, plumpes Kopieren nicht. Werden Chk Chk Chk diesen Weg nun immer weiter gehen und sich wie David Bowie chamäleongleich jedem Song anpassen? Nic Offer hat nichts dagegen.
"Es wird schwer werden, diesen eingeschlagenen Weg wieder zu verlassen. Und was mich an Prince oder den Beatles so fasziniert: Texte und Klangfarben bilden eine Einheit. Warum klingt denn zum Beispiel 'Lady Madonna' genau so, mit diesem Ragtime-Klavier? Und was singt er dazu? Der Song funktioniert als Einheit perfekt. Und ich glaube, dass wir jetzt an diesem Punkt angekommen sind. Die Musik orientiert sich daran, was der Song ausdrücken will."
Wer hätte vor zehn Jahren gedacht, dass das Konzept von Chk Chk Chk so lange trägt und ihr Motor so lange läuft? Doch sie haben Spaß, sie verkrampfen nicht und sehr souverän gleiten sie auf "As If" durch Raum und Zeit, die Grenzen ihres Funk-Universums immer weiter auslotend. Und unter Commander Nic Offer, einer der beiden letzten Gründungsmitglieder, kann das noch ewig so weitergehen.
"Niemand in der Band wird bestreiten, dass ich derjenige bin, der den Sound immer weiter treibt, wir müssen dies probieren, wir müssen dorthin gelangen. Aber es ist und bleibt trotzdem Funk in all seinen Variationen. Und darin stimmen wir alle überein."