Jurij Schmidt war es gewohnt, gegen die Mächtigen zu arbeiten. 1937, im Jahr des großen Terrors, im damaligen Leningrad geboren, half er schon zu Sowjetzeiten Dissidenten, wenn diese ins Visier der Staatsmacht gerieten. Allerdings nicht als offizieller Verteidiger. Denn damals bestimmte noch der Staat, wer Dissidenten vor Gericht verteidigen durfte, und Jurij Schmidt durfte es nicht. Er bekam keine Zulassung zu politischen Prozessen.
"Wenn ich jemandem half, dann geschah das verdeckt, im Untergrund. Unsere Arbeit war lebensgefährlich. Damals wurden wir alle vom KGB überwacht. Der Druck auf uns war in der Sowjetunion allumfassend. Angeklagte hatten überhaupt keine Rechte. Überhaupt war die Arbeit als Verteidiger damals sehr schwierig. Das musste ich die längste Zeit meines Lebens erfahren."
Mit Glasnost und Perestrojka änderte sich das. Schmidt ergriff die Initiative. 1991 gründete er ein Komitee von Menschenrechtsanwälten, die erste Vereinigung dieser Art in seinem Land. Damals war er bereits 54 Jahre alt und hatte sich einen Namen als Anwalt gemacht, der das Maximum für seinen Mandanten herausholt. Das war zu Sowjetzeiten untypisch gewesen. Damals galten Verteidiger meist als Statisten, denn die Urteile standen ohnehin schon fest. Schmidt spielte dabei nicht mit, er verteidigte seine Mandanten mit Leidenschaft, nutzte das Gericht als Bühne. Dabei war der schmächtige Mann eher zufällig zu dem Beruf gekommen.
"Ich wusste nach der Schule nicht, was ich werden sollte. Niemand in meiner Familie oder im Bekanntenkreis war Jurist. Mir schien, man konnte in dem Beruf relativ neutral bleiben. Außerdem habe ich weder technisches Talent noch bin ich besonders sprachbegabt. Aber ich habe dann schon im zweiten Studienjahr begriffen, dass ich Anwalt werden will, und dass diese Berufswahl ein Glücksgriff war. Denn meine Arbeit macht mich sehr glücklich."
Seit Beginn der 90er-Jahre hat Schmidt diverse Prominente verteidigt, die auch im Westen bekannt wurden. Der Berühmteste ist der Oligarch Michail Chodorkowski. Er gilt als politischer Gefangener und sitzt zurzeit in einem Straflager in Karelien. Ein weiterer ist der Umweltjournalist Alexander Nikitin, der atomare Gefahren in der russischen Nordmeerflotte aufdeckte und dafür wegen Landesverrats und Spionage angeklagt wurde. Schmidt erreichte einen Freispruch für Nikitin.
Für seinen Einsatz für die Menschenrechte erhielt Jurij Schmidt zahlreiche russische und internationale Auszeichnungen, darunter vor einem knappen Jahr das Bundesverdienstkreuz. Die russische Regierung hingegen hat ihn nie geehrt. Für Schmidt war das nicht verwunderlich.
"Vom russischen Staat habe ich noch nie irgendetwas bekommen außer Verfolgung und verschiedenen Unannehmlichkeiten. Ich bin darüber sehr froh, weil ich von unserer heutigen Regierung auch gar keine Auszeichnung annehmen würde. Sie würde mich beleidigen."
Schmidt war ein scharfer Kritiker Putins. Vor internationalem Publikum warf er dem russischen Präsidenten und ehemaligen Geheimdienstler vor, ein Überwachungsregime aufzubauen, das schlimmer sei als zu sowjetischen Zeiten. Dementsprechend freute er sich, als im vergangenen Winter die Protestbewegung in Moskau begann. Und er bemühte sich, trotz seiner Krankheit an den Kundgebungen teilzunehmen. Schmidt sagte damals:
"Wir sind nicht mehr dieselben wie vor einigen Monaten. Ich weiß nicht, wozu die Proteste führen. Ob wir erreichen, dass die derzeitige Regierung abtritt. Aber dass hier etwas begonnen hat, was unumkehrbar ist, steht außer Frage."
Schmidt sagte vor Jahren, als er bereits von seiner Krankheit gezeichnet war, er wolle solange leben, bis Chodorkowski frei sei. Dies hat er nicht mehr erreicht. Chodorkowski schrieb aus der Haft, er habe mit Juri Schmidt einen großen Unterstützer verloren.
"Wenn ich jemandem half, dann geschah das verdeckt, im Untergrund. Unsere Arbeit war lebensgefährlich. Damals wurden wir alle vom KGB überwacht. Der Druck auf uns war in der Sowjetunion allumfassend. Angeklagte hatten überhaupt keine Rechte. Überhaupt war die Arbeit als Verteidiger damals sehr schwierig. Das musste ich die längste Zeit meines Lebens erfahren."
Mit Glasnost und Perestrojka änderte sich das. Schmidt ergriff die Initiative. 1991 gründete er ein Komitee von Menschenrechtsanwälten, die erste Vereinigung dieser Art in seinem Land. Damals war er bereits 54 Jahre alt und hatte sich einen Namen als Anwalt gemacht, der das Maximum für seinen Mandanten herausholt. Das war zu Sowjetzeiten untypisch gewesen. Damals galten Verteidiger meist als Statisten, denn die Urteile standen ohnehin schon fest. Schmidt spielte dabei nicht mit, er verteidigte seine Mandanten mit Leidenschaft, nutzte das Gericht als Bühne. Dabei war der schmächtige Mann eher zufällig zu dem Beruf gekommen.
"Ich wusste nach der Schule nicht, was ich werden sollte. Niemand in meiner Familie oder im Bekanntenkreis war Jurist. Mir schien, man konnte in dem Beruf relativ neutral bleiben. Außerdem habe ich weder technisches Talent noch bin ich besonders sprachbegabt. Aber ich habe dann schon im zweiten Studienjahr begriffen, dass ich Anwalt werden will, und dass diese Berufswahl ein Glücksgriff war. Denn meine Arbeit macht mich sehr glücklich."
Seit Beginn der 90er-Jahre hat Schmidt diverse Prominente verteidigt, die auch im Westen bekannt wurden. Der Berühmteste ist der Oligarch Michail Chodorkowski. Er gilt als politischer Gefangener und sitzt zurzeit in einem Straflager in Karelien. Ein weiterer ist der Umweltjournalist Alexander Nikitin, der atomare Gefahren in der russischen Nordmeerflotte aufdeckte und dafür wegen Landesverrats und Spionage angeklagt wurde. Schmidt erreichte einen Freispruch für Nikitin.
Für seinen Einsatz für die Menschenrechte erhielt Jurij Schmidt zahlreiche russische und internationale Auszeichnungen, darunter vor einem knappen Jahr das Bundesverdienstkreuz. Die russische Regierung hingegen hat ihn nie geehrt. Für Schmidt war das nicht verwunderlich.
"Vom russischen Staat habe ich noch nie irgendetwas bekommen außer Verfolgung und verschiedenen Unannehmlichkeiten. Ich bin darüber sehr froh, weil ich von unserer heutigen Regierung auch gar keine Auszeichnung annehmen würde. Sie würde mich beleidigen."
Schmidt war ein scharfer Kritiker Putins. Vor internationalem Publikum warf er dem russischen Präsidenten und ehemaligen Geheimdienstler vor, ein Überwachungsregime aufzubauen, das schlimmer sei als zu sowjetischen Zeiten. Dementsprechend freute er sich, als im vergangenen Winter die Protestbewegung in Moskau begann. Und er bemühte sich, trotz seiner Krankheit an den Kundgebungen teilzunehmen. Schmidt sagte damals:
"Wir sind nicht mehr dieselben wie vor einigen Monaten. Ich weiß nicht, wozu die Proteste führen. Ob wir erreichen, dass die derzeitige Regierung abtritt. Aber dass hier etwas begonnen hat, was unumkehrbar ist, steht außer Frage."
Schmidt sagte vor Jahren, als er bereits von seiner Krankheit gezeichnet war, er wolle solange leben, bis Chodorkowski frei sei. Dies hat er nicht mehr erreicht. Chodorkowski schrieb aus der Haft, er habe mit Juri Schmidt einen großen Unterstützer verloren.