"I knew, I was going to be a dancer!" - so Paul Taylor. Er würde ein Tänzer werden, das stand außer Frage. Aber würde er auch Erfolg haben? Das sei ihm nicht klar gewesen.
Er hatte Erfolg: Er war ein "Gigant des Modern Dance". So nennt ihn die "New York Times".
Und dennoch war da in ihm immer der Stachel der Unsicherheit, wie er einmal in einem Gespräch mit der Penn State Universität über diese letzte Minute vor einem Auftritt sagte:
"Ich habe mich dabei niemals wohl gefühlt. Wenn ich dann im Lichtkegel stand, der Vorhang offen - dann konnte ich das Publikum vergessen. Und mich auf meinen Tanz konzentrieren. "
Aber danach, wenn der Vorhang sich senkte, sei er wieder auf sich selbst zurückgeworfen gewesen. Schwierig sei das -auch noch im hohen Alter mit Anfang 80.
Umfassende poetischen Vision
Gebürtig aus Pennsylvania stammend, hat sich Paul Taylor in New York einen Namen in der Welt des Tanzes gemacht. Einen so prominenten Namen, dass er schließlich 1954 die "Paul Taylor Dance Company" gründete, die auch heute noch ihr Studio an New Yorks Lower East Side hat. Dort hatten Stars wie der russische Ausnahme-Tänzer Rudolf Nurejew Gastauftritte. Es sei eine der Spitzengruppen der Welt - so schreibt die Zeitung New York Times: mit einer umfassenden poetischen Vision, einem außerordentlich vielfältigen Stil, so überschwänglich wie ergreifend – und radikal experimentell.
Aber nicht immer erfolgreich: Für eines von Paul Taylors Experimenten nannte ihn Martha Graham einen "naughty boy", einen schlimmen Jungen.
"Ich habe da einen Auftritt gehabt, der ganz auf natürlichen Bewegungen basierte. Ich fand das ganz wunderbar. Fußgänger die gehen, die laufen. Aber: Der Vorhang öffnete sich und binnen zehn Minuten waren alle gegangen. Martha hat davon gehört und nannte mich einen schlimmen Jungen."
Gemeinsame Auftritte mit Pina Bausch
Merce Cunningham, Martha Graham, der Maler Robert Rauschenberg als Set-Designer und dann auch noch John Cage als Komponist. An prominenten Weggefährten ist kein Mangel in Paul Taylors mehr als sechs Jahrzehnte umfassendem Lebenswerk. Als Ende der 50er Jahre Pina Bausch als damals gerade einmal 18-Jährige nach New York an die Juilliard School kam, lernte sie ebenfalls Paul Taylor kennen und trat mit ihm gemeinsam auf.
1974 hat sich Taylor als Tänzer von der Bühne verabschiedet, ist ihr aber als Choreograph treu geblieben.
"Es war eine Erleichterung. Ich habe so viele Jahre getanzt und Tourneen gehabt. Dann habe ich mich verletzt, bin krank geworden. Es ging nicht mehr. Als es mir besser ging, da wollte ich einfach nicht mehr. Genug."
Bis ins hohe Alter hat er dann noch als Choreograph gearbeitet. Jetzt ist er mit 88 Jahren gestorben. Er hat einmal gesagt: die Arbeit die ihn am meisten befriedige, das sei immer die jeweils aktuelle. Er liebe den Arbeitsprozess, danach lege er alles beiseite. Ein Leben für den Moment. Mit höchster Konzentration.