16 Minuten und 55 Sekunden - so lange hat der Attentäter von Christchurch seinen Terroranschlag auf zwei neuseeländische Moscheen live auf Facebook gestreamt. Das Video wurde millionenfach geklickt und von einigen Nutzerinnen und Nutzern weiterverbreitet.
"Dieses Attentat war Teil eines entsetzlichen neuen, weltweiten Trends: Es war darauf angelegt, über das Internet ausgestrahlt zu werden", so beschrieb die neuseeländische Regierungschefin Jacinda Ardern in der New York Times das Vorgehen des Täters. Um die Verbreitung extremistischer Inhalte wie diesem in Zukunft auf Plattformen wie Facebook zu verhindern, stellt Ardern zusammen mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron in Paris den "Christchurch Appell" vor.
"Macron will Plattformen rechenschaftspflichtig machen"
Macron wolle mit dieser Initiative Frankreich in Sachen Digitalisierung eine Schlüsselrolle verschaffen, sagte Frankreich-Korrespondent Jürgen König im Dlf. Dazu kämen ihm die Bilder des "Christchurch-Gipfels" für den Europawahlkampf durchaus gelegen, aber: "Eine reine Marketingveranstaltung für den Europa- oder Weltpolitiker Macron ist die Veranstaltung aber gleichwohl nicht - zentrales Anliegen des Appells von Christchurch ist: Jede Verbreitung von Terror und gewalttätigem Extremismus im Internet entgegenzutreten. Das heißt konkret: Facebook und andere Plattformen sollen bewogen werden, den Zugang zu Live-Streams drastisch einzuschränken." Macrons Ziel sei es, die Internetplattformen im Kampf gegen gefährliche Inhalte rechenschaftspflichtig zu machen.
Laut Ardern gehe es bei dem Appell darum, dass "sowohl Regierungen als auch Unternehmen Maßnahmen ergreifen, um die Online-Verbreitung von terroristischen Inhalten zu blockieren, sicher zu stellen, dass solche Inhalte effizient und schnell gelöscht werden und das Live-Streaming von Terroranschlägen verhindern."
Facebook kündigt Maßnahmen an
Facebook hat wenige Stunden vor dem "Christchurch Appell" von Ardern und Macron bereits Neuerungen angekündigt. Bei einer Verletzung der Facebook-Regeln sollen Nutzer "eine bestimmte Zeit lang" keine Live-Videos mehr streamen dürfen - sollte ein User beispielsweise einen Link zu einer Erklärung einer Terrorgruppe ohne Einordnung posten, droht eine Sperre von 30 Tagen.
Darüberhinaus kündigte Facebook Investitionen in ein Forschungsprojekt an, um die Bilderkennung in Videoaufnahmen zu verbessern.