Beschwerlich sei das Leben im Westjordanland, sagt Nakhleh Husari gleich am Anfang des Gesprächs und er versucht, es zu erklären: Von Ramallah nach Bethlehem zu fahren, das sei so wie von Frankfurt nach Berlin, mit einem Umweg über Moskau.
Nakhleh ist selbstständig, der Computer-Fachmann und seine Frau Lilian haben vier Kinder, die älteren sind 16, 17 und 18 Jahre alt, der Jüngste ist 13. Die Husaris sind Palästinenser und Christen, in Ramallah gehen sie Sonntags meist in die griechisch-orthodoxe Kirche. Die Türme und Kuppeln von Jerusalem kann man von Ramallah aus sehen.
"Jerusalem ist so nah und gleichzeitig so unerreichbar. Das ist eine Situation, die mich sehr schmerzt. Wie schmerzhaft, das wird uns immer an den Feiertagen wie Ostern so richtig bewusst."
Unerreichbar ist Jerusalem für Nakhleh, weil er selbst zu Ostern keinen Passierschein bekommt, um über den israelischen Checkpoint nach Jerusalem zu gehen. 15 Jahre ist es schon her, dass er in der Stadt war. Auch dieses Jahr haben Nakhleh und Lilian Anträge gestellt. Aber sie haben nur wenig Hoffnung, dass der Traum von einem gemeinsamen Ostern der ganzen Familie in Jerusalem in Erfüllung geht.
"Uns bleibt nichts übrig als zu warten. Jedes Jahr versuche ich es über eine andere Kirche. Diesmal habe ich die Genehmigung bei der katholischen Kirche beantragt. Davor habe ich es über die griechisch-orthodoxe Gemeinde versucht und bei den Protestanten."
Ablehnung ohne Begründung
Aber jedes Mal bekommt Nakhleh von den Israelis keine Genehmigung. Lilians Mann ist jetzt 52 und macht Witze, Palästina sei der einzige Ort auf der Welt, an dem man sich wünscht, älter zu sein. Denn mit 55 dürfte er momentan ohne Sondergenehmigung rüber nach Israel.
"Wenn der Antrag abgelehnt wird, bekommt man keine Begründung. Und meist darf die Familie nicht gemeinsam fahren. Insgesamt sind es entweder Sicherheits-Bedenken oder es ist einfach Schikane, wenn uns Christen eine Genehmigung verweigert wird."
In den vergangenen Jahren ist Nakhlehs Frau Lilian schon mit einem oder zweien der Kinder gefahren. Aber das sei ein trauriger Ausflug gewesen. Ihren Kindern würde sie gerne zeigen, was sie selbst beeindruckt hat:
"Wenn es ginge, würde ich natürlich in die Altstadt von Jerusalem gehen, vor allem am Palmsonntag. Ich erinnere mich, wie wir mit den Palmzweigen durch das Löwentor eingezogen sind. Das haben meine Kinder noch nicht erleben können. Das ist eine wichtige Erfahrung, die sie nicht machen können."
Wenig Hoffnung auf einen Passierschein
Für den Palmsonntag sind die Genehmigungen der Militärverwaltung ohnehin nicht rechtzeitig gekommen. Und während des jüdischen Pessach-Festes bleiben die Checkpoints für die Palästinenser des Westjordanlands generell zu - frühestens zum orthodoxen Osterfest eine Woche später könnten es die Husaris nach Jerusalem schaffen. Aber sie richten sich auch diesmal auf Ostern in Ramallah ein:
"Ich dekoriere im Haus, da gibt es Osterhasen, Küken und bemalte Eier. Ich mache dann noch die speziellen Dattel-Plätzchen. Die erinnern an die Dornenkrone von Jesus. Wenn es all das gibt, dann sind wir in Oster-Stimmung."
Sollte Lilian einen Passierschein zu Ostern bekommen, dann wird sie ihn vielleicht nutzen, um ein paar Freundinnen in Jerusalem zu besuchen. Aber Abends, spätestens um 19 Uhr, muss sie wieder auf der anderen Seite der Sperrmauer, zuhause, sein.