Der spontane Applaus gilt dem Star des Abends, Christopher Walken; dann geschieht erstmal gar nichts. Die Szene weckt Assoziationen an Filme der Coen Brüder wie "Fargo" oder "No Country for Old Men", oder - vielleicht noch besser - Jim Jarmuschs "Mystery Train". Plötzlich fängt jemand an, von innen gegen die Schranktür zu treten, ein offenbar geknebelter und gefesselter Mann. Walken schaut genervt auf, zieht eine Pistole aus der Jacke und öffnet nach kurzer Wartezeit den Schrank. Er kniet sich hin und schießt dem Mann anscheinend direkt ins Gesicht. Mit einem lakonischen "I told you", schließt er den Schrank wieder und setzt sich.
Darin erweist sich die Meisterschaft eines Autors wie Martin McDonagh, dass er das Publikum mit dieser knappen Szene völlig in die Welt seines Stückes hineingezogen hat. Und das liegt natürlich auch an Christopher Walken, der in unzähligen Filmen seit "The Deer Hunter" immer wieder Charaktere voll dunkler Abgründe verkörpert hat, auch Psycho- oder Soziopathen. In "A Behanding in Spokane" spielt er den im Grunde scheuen und eher wortkargen Carmichael, der seit 47 Jahren nach seiner linken Hand sucht, die ihm als Teenager von einer Bande von Halbstarken abgehackt wurde. Dabei ist sein Motiv nicht einfach Rache. Er scheint eher aus Gerechtigkeitsgefühl zu handeln: Es ist seine Hand und er will sie wiederhaben - und nebenbei auch noch jene Burschen in die Hölle schicken, die ihm das angetan haben. Ein Mann, eine Mission. Als ihm das Kleinkriminellenpärchen Marilyn und Tobi die aus einem Museum geklaute Hand eines Aborigines als seine verkaufen will, beschließt er, sie zur Strafe an die Heizungsrohre seines Zimmers zu fesseln und bei lebendigem Leib zu verbrennen. Der Mann an der Hotelrezeption, Mervyn, könnte das Drama mit einem Anruf bei der Polizei schnell beenden, wartet die Dinge aber lieber ab, als in vorschnellen Aktionismus zu verfallen. Ähnlich wie in seinen Stücken "The Lieutenant of Inishmore" oder "The Pillowman" lebt auch McDonaghs neues Stück von Figuren und Situationen zwischen Gewalttätigkeit und Liebenswürdigkeit, zwischen makabrem Humor und alltäglicher Menschlichkeit, auch wenn die Figuren diesmal eher einfach gestrickt sind. Der absurde Höhepunkt des Stückes ist spätestens dann erreicht, als Carmichael, der gerade die beiden mit Benzin Übergossenen anzünden will, einen Anruf seiner Mutter erhält, die sich bei dem Versuch, einen Luftballon aus einem Baum zu holen, verletzt hat. Von einer Sekunde auf die nächste drängt die Sorge um die verletzte Frau die Gewalttat völlig in den Hintergrund. Diese Gleichzeitigkeit diametral entgegengesetzter Gefühlswelten macht die Besonderheit und den Humor der Figuren McDonagh's aus. Mit Christopher Walken hat Regisseur John Crowley, der auch schon "The Pillowman" und zuletzt "A Steday Rain" mit Hugh Jackman und Daniel Craig am Broadway inszenierte, die perfekte Besetzung gefunden, denn die makabre Mischung aus dem netten Mann von nebenan und dem inneren Monster ist Walkens Spezialität.
Für Martin McDonagh-Fans mag "A Behanding in Spokane" - übrigens McDonaghs erstes in den USA spielendes Drama - ein weiterer dramatischer Höhepunkt sein. Doch jenseits des präzisen Settings, der ausgefeilten Dialoge und der wunderbaren Charaktere hat das Stück wenig an Gesellschaftskritik, größeren Themen oder tieferen menschlichen Abgründen zu bieten. Im Vergleich zu "The Pillowman" und den in Irland spielenden Vorgängern ist "A Behanding in Spokane" eher enttäuschend, auch wenn es sicher lange am Broadway laufen wird: eine absurde, schwarzhumorige Komödie mit tollen Schauspielern.
Darin erweist sich die Meisterschaft eines Autors wie Martin McDonagh, dass er das Publikum mit dieser knappen Szene völlig in die Welt seines Stückes hineingezogen hat. Und das liegt natürlich auch an Christopher Walken, der in unzähligen Filmen seit "The Deer Hunter" immer wieder Charaktere voll dunkler Abgründe verkörpert hat, auch Psycho- oder Soziopathen. In "A Behanding in Spokane" spielt er den im Grunde scheuen und eher wortkargen Carmichael, der seit 47 Jahren nach seiner linken Hand sucht, die ihm als Teenager von einer Bande von Halbstarken abgehackt wurde. Dabei ist sein Motiv nicht einfach Rache. Er scheint eher aus Gerechtigkeitsgefühl zu handeln: Es ist seine Hand und er will sie wiederhaben - und nebenbei auch noch jene Burschen in die Hölle schicken, die ihm das angetan haben. Ein Mann, eine Mission. Als ihm das Kleinkriminellenpärchen Marilyn und Tobi die aus einem Museum geklaute Hand eines Aborigines als seine verkaufen will, beschließt er, sie zur Strafe an die Heizungsrohre seines Zimmers zu fesseln und bei lebendigem Leib zu verbrennen. Der Mann an der Hotelrezeption, Mervyn, könnte das Drama mit einem Anruf bei der Polizei schnell beenden, wartet die Dinge aber lieber ab, als in vorschnellen Aktionismus zu verfallen. Ähnlich wie in seinen Stücken "The Lieutenant of Inishmore" oder "The Pillowman" lebt auch McDonaghs neues Stück von Figuren und Situationen zwischen Gewalttätigkeit und Liebenswürdigkeit, zwischen makabrem Humor und alltäglicher Menschlichkeit, auch wenn die Figuren diesmal eher einfach gestrickt sind. Der absurde Höhepunkt des Stückes ist spätestens dann erreicht, als Carmichael, der gerade die beiden mit Benzin Übergossenen anzünden will, einen Anruf seiner Mutter erhält, die sich bei dem Versuch, einen Luftballon aus einem Baum zu holen, verletzt hat. Von einer Sekunde auf die nächste drängt die Sorge um die verletzte Frau die Gewalttat völlig in den Hintergrund. Diese Gleichzeitigkeit diametral entgegengesetzter Gefühlswelten macht die Besonderheit und den Humor der Figuren McDonagh's aus. Mit Christopher Walken hat Regisseur John Crowley, der auch schon "The Pillowman" und zuletzt "A Steday Rain" mit Hugh Jackman und Daniel Craig am Broadway inszenierte, die perfekte Besetzung gefunden, denn die makabre Mischung aus dem netten Mann von nebenan und dem inneren Monster ist Walkens Spezialität.
Für Martin McDonagh-Fans mag "A Behanding in Spokane" - übrigens McDonaghs erstes in den USA spielendes Drama - ein weiterer dramatischer Höhepunkt sein. Doch jenseits des präzisen Settings, der ausgefeilten Dialoge und der wunderbaren Charaktere hat das Stück wenig an Gesellschaftskritik, größeren Themen oder tieferen menschlichen Abgründen zu bieten. Im Vergleich zu "The Pillowman" und den in Irland spielenden Vorgängern ist "A Behanding in Spokane" eher enttäuschend, auch wenn es sicher lange am Broadway laufen wird: eine absurde, schwarzhumorige Komödie mit tollen Schauspielern.