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Clara Zetkin
Für Frieden und Sozialismus gekämpft

Während in Europa der Krieg tobte, stellten sich einige wenige Sozialisten von Anfang an gegen den Ersten Weltkrieg. Dazu gehörten auch einige Frauen, die sich am 26. März 1915 - heute vor 100 Jahren - in der Schweiz zur 1. Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz gegen den Krieg trafen. Organisiert hatte sie die Frauenrechtlerin Clara Zetkin.

Von Anette Schneider |
    Das Gebot der Stunde ist die Einheitsfront aller Werktätigen, um den Faschismus zurückzuwerfen.
    Im August 1932 eröffnete die 75-jährige Kommunistin, Frauenrechtlerin und Friedensaktivistin Clara Zetkin als Alterspräsidentin den Deutschen Reichstag. Gegen die wachsende Macht der Faschisten beschwor sie ein breites Aktionsbündnis:
    "Vor dieser zwingenden geschichtlichen Notwendigkeit müssen alle fesselnden und trennenden politischen, gewerkschaftlichen, religiösen und weltanschaulichen Einstellungen zurücktreten."
    Ihr ganzes Leben lang hatte Clara Zetkin für Frieden und Sozialismus gekämpft. Sie war es auch, die im März 1915 - wenige Monate nach Beginn des Ersten Weltkriegs - die "Internationale Frauenkonferenz für Frieden" in der Schweiz organisierte.
    Wenige Kriegsgegner
    Die Konferenz wurde notwendig, weil fast alle sozialistischen Parteien Europas für den Krieg stimmten. Plötzlich kannten sie keine Klasseninteressen mehr, sondern nur noch die eigenen "Volksinteressen". In diesem nationalistischen Taumel hatten sie sogar ihre weltweite Organisation - die Internationale - aufgelöst. Die wenigen Kriegsgegner, die sich in Deutschland um Karl Liebknecht, Rosa Luxemburg und Franz Mehring scharten, mussten sich also neu organisieren. Da die Männer im Krieg waren, oblag diese Arbeit den Frauen.
    "An die sozialistischen Frauen aller Länder!
    Wir ... müssen in allen Ländern die Frauen rufen und sammeln, damit sie sich dem weiteren Wahnwitz des Völkermordes entgegenstemmen!"
    Clara Zetkin auf einem Bild aus dem Jahr 1928.
    Clara Zetkin auf einem Bild aus dem Jahr 1928. (AP Archiv)
    Hieß es in einem illegalen Flugblatt, das Clara Zetkin, die Internationale Sekretärin der Sozialistischen Fraueninternationale, im November 1914 herausgab.
    Sozialistinnen aus Holland und England, sowie Bolschewistinnen um Nadeshda Krupskaja, schlossen sich an. Und eine russische Frauenzeitschrift schrieb an Zetkin:
    "Meinen Sie nicht, dass es sehr nützlich wäre, eine inoffizielle Konferenz der linken Sozialistinnen einzuberufen?"
    Als Internationaler Sekretärin oblag es Clara Zetkin, die Konferenz zu organisieren. Presse- und Versammlungsverbote, Bespitzelungen, Verhaftungen und Briefzensur erschwerten die Arbeit. Doch nach mehreren heimlichen Vorbereitungstreffen war es soweit: Am 26. März 1915 erreichten 25 Sozialistinnen aus England, Deutschland, Frankreich, Russland, Polen, Holland und Italien die Schweiz. Trotz des Krieges, der öffentlichen Diffamierungen der Frauen als Vaterlandsverräterinnen, der Verhaftungen und Abfang-Maßnahmen an den Grenzen, konnten sie ihre Konferenz in Bern eröffnen.
    Arbeiter haben nichts zu gewinnen
    In einem Appell gegen den Krieg stellten sie klar:
    "Nicht die Verteidigung des Vaterlandes, seine Vergrößerung ist der Zweck dieses Krieges! ... Die Arbeiter haben durch diesen Krieg nichts zu gewinnen, wohl aber alles zu verlieren, was ihnen lieb und teuer ist."
    Und sie forderten:
    "Die Friedensaktion der sozialistischen Frauen muss Vorläuferin einer allgemeinen Bewegung der werktätigen Massen für die Beendigung des Brudermordes sein."
    Zwei Tage lang diskutierten sie über Möglichkeiten und Formen des Widerstands. Dann legten sie das "Manifest der Berner Frauenkonferenz" vor:
    "Das Volk der Arbeit aller Länder ist ein Volk von Brüdern. Nur der einige Wille dieses Volkes kann dem Morden Einhalt gebieten. Der Sozialismus allein ist der künftige Menschheitsfriede!"
    Zurück in ihren Heimatländern verbreiteten sie das illegale Manifest. Allein in Deutschland gingen 200.000 Exemplare von Hand zu Hand. Ende Mai folgte eine Anti-Kriegsdemonstration vor dem Berliner Reichstag. Ende Juli wurde Clara Zetkin verhaftet und wegen Hoch- und Landesverrates angeklagt.
    Sofort kam es zu internationalen Protesten. In Berlin sprengten Sozialistinnen eine Vorstandssitzung der SPD, die den Mitgliedern die Kriegspolitik schmackhaft machen wollte. Im Oktober wurde Clara Zetkin entlassen - und kämpfte weiter.
    Wenige Monate vor der russischen Oktoberrevolution fasste sie in einem Brief die Bedeutung der Berner Konferenz so zusammen:
    "Unsere Konferenz war die erste Kundgebung für die Grundsätze des internationalen Sozialismus und, über das grundsätzliche Bekenntnis hinaus, der Entschluss zur gemeinsamen Tat."