"Szenen wie mit Herrn Bach und Herrn Putin", so Roth, "die mit dem Champagnerglas angestoßen haben auf die Olympischen Spiele in Sotschi, während gleichzeitig die Krim besetzt und belagert worden ist", dürften sich nicht wiederholen: "Da erwarte ich klare Haltung von unseren Leuten und ich erwarte, dass unsere Spieler sich sehr bewusst sind, wo sie spielen und für wen: Sie sind auch Botschafter unserer Demokratie."
Journalisten müssen frei berichten dürfen
Dementsprechend sei es während der Fußball-WM in Russland wichtig, "dass wir zeigen, was den Unterschied ausmacht zwischen einer Demokratie und einer de-facto-Diktatur. Dass wir darauf bestehen, dass die Journalisten frei berichten dürfen - nicht nur über das Spiel, sondern auch über das Umfeld." Denn bei Großveranstaltungen wie einer Fußballweltmeisterschaft sei es wichtig zu erfahren: "Wo findet diese Veranstaltung eigentlich statt, wie sieht es in der Zivilgesellschaft aus, darf dort die Meinung offen gesagt werden, darf demonstriert werden? Wie sieht es aus mit Homophobie in Russland?"
Roth appellierte zudem an die zuständigen Behörden, dafür zu sorgen, dass während der WM keine "Bündnisfeiern" zwischen rassistischen Gruppen aus Russland und Deutschland stattfinden. Daher sei es wichtig, "vorher herauszukriegen, was das für sogenannte 'Fans' sind, die nach Russland fahren."
Diskussion über Rassismus im Fußball
Die Grünen-Politikerin äußerte sich am Rande einer Diskussion über Antisemitismus und Rassismus im Fußball im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund. "Rassismus ist eine Realität, auch in den Stadien", sagte Roth, "und deswegen braucht es auch in den Stadien, in den Strukturen der Vereine und Verbände eine Art antirassistische Demokratieoffensive." Dabei sehe sie nicht nur die Zuschauer im Stadion in der Pflicht: "Vielleicht sollten die Fankurven dafür sorgen, dass Vorstände stärker aufstehen und stärker Gesicht zeigen." Politiker dürften die Verantwortung jedoch auch nicht nur auf Vereine und Fußballverbände abschieben, sondern müssten ehrenamtliche Strukturen stärker unterstützen, präventive Maßnahmen verstetigen und zivilgesellschaftliches Engagement gegen Rechtsaußen unterstützen.
Nicht wegducken
"Im Stadion selber und in den Vereinen", so Roth, "gebe ich Kevin Prince Boateng recht, der gesagt hat: 'Man darf sich nicht mehr wegducken.'" Die Spieler seien "für Millionen von Menschen Vorbild". Daher habe ihr die Reaktion der deutschen Nationalspieler um Mats Hummels beim WM-Qualifikationsspiel in Prag gut gefallen - als die Mannschaft nach dem Spiel grußlos an den Zuschauerrängen vorbei in der Kabine verschwunden ist, um auf diese Weise ihre Ablehnung gegen rechte Gesänge und Hetzparolen zu demonstrieren.
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