Ob er "Bammel" vor seiner letzten Sendung habe? Er wolle "versuchen, cool zu bleiben". Das gab Claus Kleber bereits Tage vorher gegenüber der dpa zu Protokoll. Und: Er blieb "cool", führte gewohnt souverän durch die Themen, jede Menge Corona und was sonst noch so los war in der Welt am 30. Dezember. Den Blumenstrauß zum Schluss kannte Kleber ja bereits von Petra Gerster, die vor einem halben Jahr in den Ruhestand gegangen war.
Jetzt Dokus statt Nachrichten
Einen endgültigen Abschied vom Fernsehen werde es auch nach dem Ende der Moderatoren-Karriere nicht geben, stellte Claus Kleber klar. "Wir wollen weiterhin Dokumentationen produzieren, so Kleber im Deutschlandfunk, einige Tage nach seinem finalen "heute journal".
Ein anderes Thema, das auf der Hand liegt bei einem, der schon so lange dabei ist: Wie hat sich das journalistische Arbeiten verändert? Wie sein Berufsstand? Er glaube, so Kleber dazu etwa in der "Zeit", "dass wir Journalisten unseren Beitrag dazu geleistet haben, dass es eine große Gruppe von Menschen gab und gibt, die sich in den Medien nicht mehr vertreten sehen."
Kritk an den Medien
Im Deutschlandfunk fügt er mit Blick auf seine Erfahrungen in den USA hinzu: "Es gab einen breiten Strom der Gesellschaft, der sich nicht wiederfand." Dies betreffe nicht nur Nachrichtensendungen, sondern auch die Alltagskultur im Fernsehen, beispielsweise in Sitcoms. Man dürfe bestimmte Grupppen mit der Ansprache in den Medien nicht ausschließen. "Das ist eine Herausforderung, die ich auch nicht immer geschafft habe."
Seit Jahrzehnten arbeitet Claus Kleber als Journalist, angefangen hat er in der Lokalredaktion des "Kölner Stadt-Anzeigers". Nach vielen Jahren als Fernsehkorrespondent für die ARD kam Kleber 2003 zum "heute journal" im ZDF. Entscheidend sei dabei gewesen, dass er die Zusage bekommen habe, weiterhin Dokumentationen drehen zu können: "Damit stand mir die Welt offen." Wenige Jahre später wäre er beinahe beim "Spiegel" gelandet. 2007 will ihn das Magazin als Nachfolger für Chefredakteur Stefan Aust. Der Vertrag sei schon fertig gewesen, erinnert sich Kleber später. Doch dann kämpfte das ZDF um ihn - und gewann.
"Anchorman" des ZDF
Um in der Folge noch mehr die Rolle des "Anchorman" zu prägen. "Den Kopf leicht schräg, den Blick etwas verknautscht, stand er von Anfang an mit einer Selbstverständlichkeit im Nachrichtenstudio, als wäre der Anchor-Job eigens für ihn erfunden worden", findet Armin Wolf, der "Anchorman" der ORF-Nachrichten am Abend, quasi der österreichische Claus Kleber, in seiner Würdigung für den "Tagesspiegel" (die Kleber dann auch auf Twitter kommentierte).
Die Sache mit der „Sauren Gurke“
In seinem Text erinnert Wolf auch an die Erfolge Klebers: an dessen kritischen Blick als Journalist und die zahlreichen Auszeichnungen, die er dafür erhält – zu denen auch die „Saure Gurke“ gehört.
Medienfrauen verleihen 2017 Kleber diesen Negativpreis für dessen aus ihrer Sicht chauvinistisch geführtes Interview mit der Schauspielerin Maria Furtwängler über eine Studie zur Rolle von Frauen in den Medien. Eine „Auszeichnung“, die der Moderator damals allerdings ablehnt. Und dann auch im Deutschlandfunk erklärt, warum: Furtwängler habe zwar „die besseren Argumente gehabt“. Doch als Interviewer habe er dennoch diesen Argumenten etwas entgegensetzen müssen.
Mit noch mehr Abstand erklärte Kleber dann später, das Interview gehöre zu den Gesprächen, die er gerne noch einmal führen würde, „genauso kritisch, aber weniger schnippisch“.