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CMT-Touristikmesse in Stuttgart
Reisen in Zeiten von Krisen und Terror

Auf der Tourismusmesse CMT präsentieren sich die Länder den Verbrauchern. Und da wird klar: Gerade auch die aktuelle Nachrichtenlage beeinflusst die Urlaubswünsche der Besucher und verhagelt einigen Ländern die Tourismusbilanz. Ohnehin bleibt das beliebteste Reiseziel der Deutschen weiterhin das eigene Land.

Von Thomas Wagner |
    Flagge der Messe Caravan, Motor, Touristik (CMT) in Stuttgart.
    Flagge der Messe Caravan, Motor, Touristik (CMT) in Stuttgart. (picture alliance / dpa / Sebastian Kahnert)
    Der Jordanier Sarik Sami wird nicht müde, die Schönheit des Toten Meers zu beschreiben – am Stand des Königreiches Jordanien auf der Tourismusmesse CMT in Stuttgart. Doch das ist derzeit ein mühsames Geschäft:
    "Momentan ist das leider sehr schwierig. Viele Leute scheren den Nahen Osten über den gleichen Kamm. Was schade ist, denn Jordanien ist schon immer eine Art Ruhepol gewesen."
    Ein Ruhepol allerdings, weiß Marketingmanagerin Lena Hausssels vom jordanischen Fremdenverkehrsamt, der in einer sehr unruhigen Region liegt und zudem ans Bürgerkriegsland Syrien angrenzt. Folge:
    "Die Touristenzahlen sind stark zurückgegangen in den letzten vier bis fünf Jahren."
    "Also man kann in Istanbul überall Spezialitäten entdecken."
    Istanbul erlebt auch ein schwieriges Jahr
    Ein paar Messestände weiter: Ekrem Disci wirbt im Auftrag des türkischen Tourismusministeriums für Städtereisen nach Istanbul. Doch auch das ist nach dem blutigen Attentat auf eine deutsche Reisegruppe schwierig geworden.
    "Im Vergleich zum vergangenen Jahr zum Beispiel sind weniger Leute hier vorbeigekommen. Die, die gekommen sind, haben eine gezielte Frage gestellt: Wie sicher die Türkei ist."
    Zwei Beispiele, die für ein klar erkennbares Verbraucherverhalten stehen: Viele orientieren sich derzeit bei der Auswahl ihrer Reiseziele nicht nur an den Hochglanzprospekten, sondern auch an den aktuellen Nachrichten.
    - "Wo ich auf keinen Fall hin will: Emirate, naher Osten – da zieht es mich nicht hin, aufgrund der unsicheren Lage."
    - "Ägypten leider auch nicht. Oder Nordafrika – kein Thema."
    - "Das, wo man in den Nachrichten hört, ist das, wo es einen nicht so hinzieht: Türkei oder Ägypten – das ist gerade kritisch im Moment."
    Das alles sei zwar einerseits verständlich, so Martin Lohmann vom Institut für Tourismus und Bäderforschung in Kiel. Häufig gebe es aber keine rationalen Gründe für derlei Ängste.
    "Wahrscheinlich ist es so, dass eine Reise nach Istanbul ungefährlicher ist als eine Autofahrt von Stuttgart nach München."
    Attentate gerade auch auf touristische Ziele
    Eine Analyse der jüngsten Terroranschläge habe zwar gezeigt, dass eine neue, erschreckende Tendenz zu erkennen sei, nämlich:
    "Dass diese Attentate, und das ist eine neue Dimension, direkt gegen den Tourismus gerichtet sind."
    Doch das Kalkül der Terroristen gehe erst dann so richtig auf, wenn Verbraucher bei der Auswahl ihrer Reiseziele solche Destinationen zur Gänze ausschließen, an denen es schon einmal gekracht hat. Ohnehin sei die damit verbundene Hoffnung, auf der sicheren Seite zu sein, eine trügerische, betont Martin Lohmann vom Kieler Institut für Tourismus und Bäderforschung.
    "Das Auftreten des nächsten Anschlages ist ja nicht vorhersehbar: Mit dem Vermeiden einer Reise nach Istanbul läuft man Gefahr, dass man in Paris, in London, in Madrid Opfer des nächsten Anschlages wird. Das kann man einfach nicht steuern. Und das Risiko darf man nicht überhöhen."
    Hinzu kommt ein Weiteres: Genau dort, wo schon mal etwas passiert ist, bemühen sich die jeweiligen Staaten in der Regel um besonders hohe Sicherheitsstandards. Das mutet manchmal schon leicht skurril an. Ekrem Dicsi, Fremdenverkehrsmanager aus der Türkei:
    "Überall gibt es natürlich Kameras. Außerdem gibt es natürlich überall Zivilpolizisten, die deutsche Leute nicht bemerken können: An einer Ecke ist ein Schuhputzer oder ein Sesamverkäufer oder Buchverkäufer. Aber das sind in Wirklichkeit Zivilpolizisten."
    Reiselust der Deutschen steigt
    Ganz generell, heißt es in der Reiseanalyse von Martin Lohmann vom Institut für Tourismus und Bäderforschung in Kiel, steige die Reiselust der Deutschen in diesem Jahr im Vergleich zum Vorjahr an. Die meisten allerdings wählen sich Ziele innerhalb Deutschlands aus. Im Ausland hat sich an der Beliebtheitsskala der vergangenen Jahre kaum etwas geändert.
    "Das geht los mit Spanien, Italien, dann die Türkei und dann Österreich."
    Daneben sieht Lohmann einen weiteren Trend: Reiseziele, um die viele in der Vergangenheit häufig aus politischen Gründen einen großen Bogen gemacht haben, werden jetzt plötzlich in:
    "Iran und Myanmar zeigen, dass man sich weiter geöffnet hat gegenüber der internationalen Gemeinschaft und deshalb Reisen wieder leichter möglich sind. Und alle diese Länder haben große Schätze."
    Doch trotz der großen Schätze weit weg. Den Touristik-Professor selbst zieht es erst mal nicht gar so weit in die Ferne:
    "Ich werde als Nächstes Oberbayern fahren und eine Woche im Schnee verbringen, so der Schnee denn liegen bleibt."