Ein Fernsehstudio in Atlanta, es ist der 1. Juni 1980. Ein neuer Nachrichtenkanal geht in den USA auf Sendung: Cable News Network, CNN. "Good Evening I’m David Walker." ‑ "And I am Lois Hart. Now here is the news."
Immer da, wo etwas passiert
Der Mann hinter CNN ist Ted Turner. Aus der Werbeagentur seines Vaters hatte er damals bereits ein erfolgreiches Medienunternehmen gemacht. Doch CNN sollte Ted Turners größter Wurf werden. Ein 24-Stunden-Nachrichtenkanal, der immer da ist, wo etwas passiert: "Wir wollen über alle Nachrichten berichten - ständig."
Turner bezeichnet CNN als sein aufregendstes Projekt, aber auch als größte Herausforderung. Viele trauten ihm den Erfolg mit dem Nachrichtenkanal nicht zu: "Es war schwer. Im ersten Jahr haben wir doppelt so viel ausgegeben wie geplant. Und halb so viel eingenommen wie vorhergesehen. Die Banken haben gesagt: Ted, das ist ein Deal den wir nicht eingehen können. Ich sagte: Gebt mir ein bisschen Zeit!"
Ein Leben auf der Überholspur
Heute ist CNN nicht mehr wegzudenken aus der internationalen Medienlandschaft. Turners Einfluss sei von Dauer, sagt Tom Johnson, der CNN in den 90er-Jahren leitete: "Ted und CNN haben das Gesicht der Fernsehnachrichten verändert. Er sagte mir: Kumpel, es gibt nur eine Regel: Sei fair."
Als Medienmanager lebte Ted Turner auf der Überholspur: Er besaß Basketball- und Baseball-Teams, gewann 1977 als Kapitän seines Segelbootes den legendären America’s Cup.
"In diesen Mann könnte ich mich verlieben"
Turner war bekannt als Großmaul. Einer, der sich wenig um politische Korrektheit scherte - die Schnauze des Südens, "Mouth of the South". 1991 heiratete er in dritter Ehe die Schauspielerin Jane Fonda.
Im Interview mit CNN erinnert sie sich daran, wie sie Turner zum ersten Mal auf seiner Ranch in Montana besuchte: "Wir schliefen auf der Ranch in der bescheidenen Hütte des Managers ‑ so ist Ted! Ganz weit entfernt haben wir am Himmel einen Vogel gesehen und er wusste genau, was das für einer war und wann er brütet. Mir wurde klar, in diesen Mann könnte ich mich verlieben."
Eine Milliarde Euro für Bedürftige
Doch nicht alles, was sich Turner vornahm, gelang. Seine Ehe mit Fonda scheiterte. Die Fusion seines Medienkonzerns mit dem Internetunternehmen AOL entwickelte sich zu einem Fiasko. Turner verlor mehrere Milliarden Dollar und seinen Posten bei CNN.
Doch den Glauben daran, die Welt ändern zu können, verlor Turner nicht. Den Vereinten Nationen spendete er etwa eine Milliarde Dollar auf einen Schlag. Ein Drittel seines Vermögens sei das vor vielen Jahren gewesen: "Es war eine besondere Sache. Es war für die Vereinten Nationen, um den ärmsten Menschen der Welt zu helfen."
Ab und zu schaut er noch CNN
Heute lebt Turner zurückgezogen auf seiner Ranch in Montana. Nur wenige in den USA besitzen so viel Land wie er. Der Mann mit dem schmalen Oberlippenbart ist müde geworden und vergesslich. Er leide an einer abgeschwächten Form von Alzheimer, erzählt Turner im Interview mit CBS.
Ab und zu schalte er auch noch CNN ein, erzählt Turner kurz vor seinem 80. Geburtstag. Entscheidungen trifft er bei dem Sender nicht mehr, aber der Konzernchef lebt weiter in ihm: "Ich finde, sie hängen zu stark an der Politik. Es wäre besser, CNN würde ein ausgewogeneres Programm machen. Aber das ist nur die Meinung einer Person."