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Bildungsstätte Anne Frank
Co-Direktorin Schnabel: Jugendliche beim Thema Antisemitismus "nicht sofort mit erhobenem Zeigefinger" konfrontieren

Angesichts der Vielzahl antisemitischer Vorfälle stellt die Bildungsstätte Anne Frank einen verstärkten Bedarf fest, Antisemitismus auch in der Bildungsarbeit zu behandeln. Co-Direktorin Schnabel sagte im Dlf, es sei wichtig, Jugendlichen nicht sofort den pädagogischen Zeigefinger zu zeigen.

    Deborah Schnabel, Direktorin der Bildungsstätte Anne Frank, steht in der Bildungsstätte vor einem Porträt von Anne Frank.
    Dr. Deborah Schnabel, Direktorin der Bildungsstätte Anne Frank (Andreas Arnold / dpa / Andreas Arnold)
    Die Bildungsstätte Anne Frank bekommt laut Schnabel derzeit viele Anfragen von Lehrkräften und Pädagogen, wie sie mit Jugendlichen über Antisemitismus sprechen sollen und dabei auch auf die Bedürfnisse muslimischer Schüler eingehen können. Schnabel sagte, sie sollten pädagogische Räume schaffen, in denen sich Jugendliche frei äußern dürften, ohne sofort dem erhobenen Zeigefinger zu begegnen. Das sei zwar oft schwer aushaltbar, aber es sei der einzige Weg, um überhaupt zu verstehen, was in den Köpfen der Jugendlichen vorgehe. Wenn Pädagogen mit jungen Menschen ins Gespräch kämen, sei allein das schon ein großer Erfolg. Im Moment sei es oft schwierig, ernsthafte Gespräche zu führen, denn es gebe überall verhärtete Fronten.
    Schnabel sagte außerdem, sie finde es absolut falsch, in diesen Tagen von einem importierten Antisemitismus zu sprechen. Man befinde sich in einem Land, wo es schon immer Antisemitismus gab und weiterhin geben werde. Wichtiger sei es, die Opferperspektive einzunehmen und wahrzunehmen, was jüdische Menschen aktuell in Deutschland brauchten. Außerdem müsse mehr für die Sicherheit der Jüdinnen und Juden getan und jüdisches Leben insgesamt in Deutschland sichtbarer gemacht werden.
    Das Interview mit Deborah Schnabel können Sie hier nachlesen.
    Diese Nachricht wurde am 02.11.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.