Alle Staaten sollen zum Klimaschutz beitragen – das steht im Pariser Abkommen. Ein hehres Ziel, aber: Viele Länder veröffentlichen bisher noch nicht einmal detaillierte Daten zur Entwicklung des Ausstoßes von Kohlendioxid und anderen Treibhausgasen.
"Wir haben von vielen die aktuellsten Daten von 2012. Oder wir haben ungefähr 20 Länder, da sind die aktuellsten Daten vom Jahr 2000, also: 18 Jahre her. Das müssen wir natürlich ändern."
Sagt Anke Herold, Expertin beim Öko-Institut für Transparenz und Vergleichbarkeit im Klimaschutz. Ihre Expertise ist in diesen Tagen beim Klimagipfel in Kattowitz besonders gefragt. Denn das Regelbuch, das hier verabschiedet werden soll, muss für die nächsten Jahre und Jahrzehnte festschreiben, inwieweit die einzelnen Staaten über ihre Erfolge und Misserfolge bei der Reduktion des CO2-Ausstoßes berichten. Aktuelle und vergleichbare Daten für die Emissionen aller Länder – das fordert unter anderem die Europäische Union. Karsten Sach, der Chefunterhändler der deutschen Delegation.
"Das ist wirklich ein Paradigmenwechsel für die Entwicklungsländer, von denen wir bisher sehr unterschiedliche Daten zu unterschiedlichen Jahren vorliegen haben. Und in Zukunft sollen alle zwei Jahre zeitnahe und belastbare Daten vorgelegt werden."
Einige Schwellenländer geben sich bedeckt
Für manche Länder ist das ein Problem. Gerade arme Entwicklungsländer verfügen über wenig genaue Statistiken, die Daten sind zudem häufig veraltet. Sie verlangen, weniger aufwendig berichten zu müssen – und zumindest für eine Übergangszeit wird dies vermutlich auch gehen. Und aus den Industrieländern fließen Hilfen in den Süden, um die Datenbasis zu verbessern. Doch Anke Herold will nicht allen Staaten, die derzeit noch als Entwicklungsländer gelten, einen solchen Rabatt zugestehen.
"Da verstecken sich auch die reichen Schwellenländer wie Brasilien, Indien, China hinter den wirklich armen Entwicklungsländern, die da zum Teil wirkliche Probleme haben."
Manche Staaten verfügen durchaus über aktuelle Daten, doch viele behandeln sie wie ein Staatsgeheimnis. Beispiel Brasilien: Das Land will bis zum Jahr 2025 die Emissionen um 37 Prozent verringern. Ob das Land das auch schafft, das soll die Welt allerdings erst am Schluss erfahren. Anke Herold:
"Da würde man jetzt denken: OK, dieses Ziel muss man messen mit Treibhausgas-Emissionen. Das denkt Brasilien aber nicht, sondern Brasilien schlägt jetzt vor: Sie wollen dieses Ziel messen mit einem Narrativ zu ihren Politiken und Maßnahmen. Das ist eine Beispiel, wo wir sagen: Das geht überhaupt nicht und da müssen die Regeln so klar gemacht werden, dass Brasilien das vielleicht machen kann, aber dass dann auch klar ist: Das ist nicht entsprechend der Spielregel hier."
Was in Kattowitz erreicht werden kann, liegt auch an der Transparenz der Staaten
Harte Nüsse also – die Unterhändler auf Beamtenebene haben in der ersten Woche nicht alle davon knacken können. Von den Entwicklungsländern werden Zugeständnisse verlangt, zum Teil sehen sie ihre nationale Souveränität bedroht. Doch sie verlangen auch etwas von den Industriestaaten und das könnte am Ende einen Kompromiss ermöglichen. Es geht ums Geld – 100 Milliarden US-Dollar sollen ab 2020 pro Jahr in den globalen Süden fließen, um dort den Klimaschutz zu verbessern. Auch hier beschäftigt sich der Gipfel mit Fragen der Transparenz. Li Shuo von Greenpeace Ostasien:
"Aber wir verlangen von der Europäischen Union und den anderen entwickelten Ländern, dass sie auch die gleiche Transparenz in Bezug auf die Klimafinanzierung und die Unterstützung bieten, die sie den Entwicklungsländern zukommen lassen."
In der nächsten Woche kommen die Umweltminister und Staatschefs nach Kattowitz, um aus diesen und anderen Fragen ein Gesamtpaket und damit ein Gipfelergebnis zu schnüren. Das Thema Transparenz dürfte dabei eine Schlüsselrolle spielen.