Britta Fecke: Immer mehr Waren - vom Amazonpaket bis zum Tierfutter - werden leider nicht über die Schiene, sondern den Asphalt transportiert, das hat zur Folge, dass auch der CO2-Ausstoß der Lkw immer höher wird. An diesem Mittwoche entscheiden die Abgeordneten in Straßburg über den Vorschlag ihres Umweltausschusses, den CO2-Ausstoß von Lastwagen in den kommenden zwölf Jahren um weitere 35 Prozent zu senken. Werden die EU-Parlamentarier dem Vorschlag folgen?
Paul Vorreiter: Also es ist denkbar, dass ähnlich wie vor einigen Wochen bei der Abstimmung zu den Autos, die Parlamentarier den im Vergleich zum Kommissionsvorschlag ehrgeizigeren C02-Reduktionszielen des Umweltausschusses folgen werden, aber die Richtlinie geht ja dann noch in den Trilog und da könnte es auch wieder Änderungen geben, die die Werte nach unten schrauben. Also das letzte Wort wird heute nicht gesprochen. Widerstand gegen die Richtlinie gibt es von der Fraktion der Konservativen und Reformer und auch Teile der Europäischen Volkspartei sind damit unzufrieden. Man muss wissen, ähnlich wie bei den Autos ist die Richtlinie ist zweigeteilt. Einerseits ist ein Reduktionsziel vorgesehen in Etappen: Bis 2025 eine Reduktion von 20 Prozent im Vergleich zu 2019. Und für das Jahr 2030 dann die 35 Prozent.
Andererseits geht es auch darum, einen höheren Anteil von sogenannten Zero und Low Emission Nutz-Fahrzeugen in die Flotten aufzunehmen, also schwere Lastwagen, die gar kein CO2 oder eben wenig CO2 ausstoßen. Der Anteil soll in einem ersten Schritt 2025 bei 5 Prozent liegen, nun ist er bei etwa 1,5 Prozent. Also die spielen bislang eine geringe Rolle. Hinzu kommt eine verbindliche Quote an Zero-Emission-Stadtbussen. Über diesen Teil zeigt sich die Umweltpolitikerin der Grünen im Europaparlament Rebecca Harms, sehr erfreut, weil:
"Busse zum Beispiel ja jeden Tag zuverlässig auf derselben Strecke fahren und zumeist auch nicht so ganz lange Strecken fahren. Und deshalb die Betankung, die Wiederaufladung der Batterien sehr viel einfacher möglich ist. Für schwere Lastkraftwagen, die ebenfalls auf vorhersagbaren Strecken fahren, ist es auch leichter eine Elektrifizierung zu schaffen."
Was man noch zur Erklärung sagen muss, es geht bei dem Reduktionsziel um schwere Lastwagen, also solche die mehr als 16 Tonnen wiegen. Diejenigen, die wir als so kleine Transporter in der Stadt sehen, die wurden bereits in der Pkw-Richtlinie reguliert.
EU plant hohe Strafzahlungen – Konzerne protestieren
Fecke: Die Betriebsräte und Konzernvorstände großer deutscher Lkw-Hersteller protestieren vehement gegen die Pläne der EU. Warum sind die Widerstände derart heftig, schließlich haben EU-Staaten ähnlich hohe Ziele für PKW vorgeschrieben?
Vorreiter: Es ist so ein bisschen ähnlich gelagert wie bei der Pkw-Entscheidung zuvor, die Konzerne melden eben Bedenken an, was die Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit dieser Entscheidung angeht. Das Problem, es könnten Arbeitsplätze in der konventionellen Industrie verloren gehen. Für realistisch werden von der Industrie sieben Prozent bis 2025 und 16 Prozent bis 2030 erachtet. Die Strafzahlungen werden als zu hoch erachtet, also der Wert der vorgesehen ist – das sind 6800 Euro pro Lkw je g/tkm. Es wird bezweifelt, dass die Infrastruktur für alternative Antriebe noch nicht zur Verfügung steht. Dass die Ladestationen für die E-Autos in diesem Umfang nicht da sind und dass das auch von den Kunden noch nicht angenommen würde. Wir sprechen hier ja auch vom Fernverkehr und da wird die Sorge geäußert, E-Mobilität müsse sich erst im urbanen Raum entwickeln und der Fernverkehr käme dann erst später.