Im UN-Klimaabkommen von Paris haben sich vor fünf Jahren fast alle Staaten weltweit dazu verpflichtet, den Ausstoß klimarelevanter Gase deutlich zu reduzieren. Das Abkommen sieht vor, die Erderwärmung bis zum Ende des Jahrhunderts deutlich unter zwei Grad zu halten, wenn möglich sogar unter 1,5 Grad. Der Emissions Gap Report des UN-Klimaprogramms misst die Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit.
Wo stehen wir bei der Erderwärmung aktuell?
Laut den Studienautoren ist die Weltgemeinschaft nach wie vor überhaupt nicht auf Kurs. Viele Staaten haben sich Ziele im Klimaschutz gesetzt und sie offiziell bei den Vereinten Nationen eingereicht. Doch selbst wenn all diese Ziele eingehalten werden, würde dies auf eine Erwärmung der Erdatmosphäre bis Ende des Jahrhunderts um etwa 3,2 Grad hinauslaufen.
Der größte Teil der Emissionen – etwa 55 Prozent – entfällt derzeit auf China, die USA, die Europäische Union sowie Indien. Die großen Industrie- und Schwellenländer der G20-Gruppe kommen zusammen auf 78 Prozent. Auf diese Staaten kommt es vor allem an, wenn das Klima geschützt werden soll.
Emittieren die Länder immer noch so viel CO2 wie früher?
Das Wachstum der Emissionen hat sich in den vergangenen Jahren verlangsamt, in den entwickelten Ländern wird sogar weniger CO2 freigesetzt. Doch diese positive Entwicklung wird ausgeglichen durch höhere Emissionen aus vielen Entwicklungs- und Schwellenländern.
Die Erderwärmung selbst geht ungebremst weiter: Das Jahr 2020 wird voraussichtlich eines der drei wärmsten Jahre seit Beginn der Messungen, dies erwartet die Meteorologische Weltorganisation WMO.
Durch die Coronakrise sinken die Emissionen – was heißt das für das Klima?
Auf das Klima hat das nur wenig Einfluss: Nach dem Bericht werden in diesem Jahr zwar voraussichtlich um sieben Prozent weniger Treibhausgase ausgestoßen als im Jahr zuvor. Doch das wird die Erwärmung um gerade einmal 0,01 Grad verringern. Trotzdem sieht das UN-Umweltprogramm in Corona auch eine Chance: Wenn die Unterstützungsprogramme für die Wirtschaft klimagerecht ausgerichtet werden, dann könnte die Emissionen bis 2030 um 25 Prozent niedriger ausfallen und das würde die Erwärmung deutlich bremsen. Nötig wären dafür Subventionen für klimafreundliche Techniken, ein Ende der Unterstützung für Kohle, Öl und Gas sowie Aufforstungsprogramme, um den Waldverlust auszugleichen.
Welchen Einfluss haben die zunehmenden nationalen Ziele für Klimaneutralität?
Das wird durchaus positiv bewertet: Inzwischen haben sich 126 Staaten vorgenommen, bis etwa zur Mitte des Jahrhunderts CO2-neutral zu werden. Dazu gehören China, Japan und Südkorea, die Europäische Union berät in diesen Tagen über ihre Ziele. Wenn auch die USA dazu kommen, entspräche dies fast zwei Dritteln der weltweiten Emissionen. Doch die Diskrepanz zu den kurz- und mittelfristigen Plänen sowie dem Handeln vieler Staaten ist groß, die aktuelle Klimapolitik entspreche noch nicht dem Kurs, den die Länder sich langfristig vorgenommen haben.