"Meine Firma hat Insolvenz angemeldet und deswegen sitze ich hier nach mittlerweile vier Jahren Auszeit jetzt."
Neun Frauen und ein Mann sitzen in Düsseldorf in einem Besprechungsraum und berichten von ihren Versuchen, nach meist längerer Elternzeit wieder in den Job einzusteigen. Das Gruppencoaching ist Teil der "Perspektive Wiedereinstieg", eines Programms der Bundesagentur für Arbeit, das deutschlandweit angeboten wird.
"Drei Tage vor Ende meiner Elternzeit habe ich eine örtliche Versetzung bekommen. Ich habe in Frankfurt gearbeitet, da hätte ich pendeln können von Düsseldorf aus und dann habe ich eine Versetzung bekommen nach Würzburg."
Der Streit über die Gleichwertigkeit des Arbeitsplatzes
Das Elternzeitgesetz erlaubt Müttern und Vätern pro Kind eine Auszeit von maximal drei Jahren. Solange muss der Arbeitgeber einen Job garantieren – aber nicht unbedingt dieselbe Stelle, nur eine gleichwertige Position. Was gleichwertig ist, darüber sind sich Arbeitnehmer und Arbeitgeber aber nicht immer einig.
Außerdem haben Arbeitnehmer ein Anrecht auf Teilzeit, sofern ihr Unternehmen mehr als 15 Mitarbeiter beschäftigt und sie schon länger als sechs Monate dort arbeiten. Wichtig ist, dass sie den Wunsch, Teilzeit zu arbeiten, spätestens drei Monate vor dem Wiedereinstieg anmelden.
"Ich bin dann auch nach meinem ersten Kind ausgeschieden, mit Wiedereinstieg und dann haben die mir aber keinen Teilzeitjob angeboten, nur ganztags."
Hilfestellung für Job-Rückkehrer
Solche Fälle gebe es häufig, sagen Job-Coaches. Der Wunsch nach Teilzeit werde mit dem Hinweis auf betriebliche Abläufe abgelehnt: Das funktioniere einfach nicht, heißt es dann.
"Teilzeit heißt ja nicht klassisch von acht bis zwölf oder neun bis 13 Uhr. Teilzeit kann auch nachmittags sein, auch abends oder am Wochenende", sagt Petra Wackers vom Familienbüro der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Sie bietet im Auftrag der Stadt kostenlose Coachings zur Job-Rückkehr an und rät, sich vor dem Wiedereinstieg gut zu überlegen: Was kann und was will ich überhaupt leisten?
"Wie sind die Betreuungszeiten der Kinder, was kann die Schule auffangen? Ich muss das morgens geregelt kriegen, ich muss das mit dem Abholen, Bringen, Hausaufgaben, diese ganzen Nachmittagsangebote, das muss ja irgendwie laufen."
Wenn klar ist, welche Zeiten für die Arbeit zur Verfügung stehen, sollte das Gespräch mit dem Arbeitgeber gesucht werden.
"Leider ist es nach wie vor immer noch so, dass mit einer längeren Pause auch ein Qualitätsverlust im Arbeitsleben einhergeht", sagt die Sozialpädagogin. Beim Wiedereinstieg nach einem Jahr gibt es häufig noch keine größeren Probleme, erst bei längerer Elternzeit nimmt das Konfliktpotenzial zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer zu.
Wenn die Arbeitswelt sich stetig verändert
Und: Je länger eine Frau raus war aus dem Job, desto mehr muss sie investieren, um wieder reinzukommen. "In der Regel geht man davon aus, nach drei Jahren Pause ist das, was ich mir an Qualifikation erarbeitet habe vorher, schon sehr weit runter gefahren."
Die Arbeitswelt bewegt sich rasant: die Technik, aber auch Arbeitsläufe, ganze Aufgabenfelder können sich innerhalb weniger Jahre ändern.
"Gerade wenn es mehr in den Bereich technische Berufe oder kreative Berufe geht, da muss ich einfach dran bleiben. Im Marketing oder im Designbereich, zehn Jahre Pause, das ist jetzt wirklich so ein klassischer Bereich, da fange ich dann wieder bei null an."
Gut sei es, wenn Frauen während einer längeren Elternzeit hier und da freiberuflich in ihrem Job arbeiteten, um dran zu bleiben und Kontakte aufrecht zu halten.
"Ich habe den Eindruck, dass Firmen auch ganz stark um ihre Mitarbeiterinnen werben, um sie wieder zurückzuholen, also sie nicht zu lange zu verlieren. Da gibt es so viele tolle Modelle gerade in den größeren Unternehmen."
Hier könne man sich schon vor der Geburt informieren, was alles möglich sei – der freiberufliche Einsatz für Projekte oder eine stundenweise Aushilfstätigkeit.