"Wir beginnen mit einer Übung. Ich nenne Ihnen Laute, mit denen ich prüfe, ob Sie heute mit Ihrem Cochlea-Implantat gut unterscheiden können."
Helga G. trägt seit einem dreiviertel Jahr links ein Cochlea-Implantat. Alle zwei Wochen kommt sie zur Sprachtherapie ins Cochlea Implant Zentrum der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde der Uniklinik Köln.
"Hören Sie gut zu und schauen Sie bitte nicht auf meinen Mund: a – a, o – u, sch – sch, ttt – ttt, vielen Dank."
Hörgeschädigten-Pädagogin Barbara Streicher übt mit Helga G. auch, ähnlich klingende Laute zu unterscheiden.
"Wer hat das gemacht? – wer hat das gemacht? - wer hat da gelacht – wer hat da genascht, noch mal: ach, wer hat da gelacht."
Dann beginnt die Untersuchung bei Dr. Ruth Lang-Roth, der Ärztlichen Leiterin des Cochlear Implant Centrums der Kölner Uniklinik.
- "Können Sie erzählen, wie das Hören vor der CI-Operation war?"
- "Vor der CI-Operation konnte ich so gut wie gar nicht hören, nur ganz matt. Da war ich traurig, dass ich nicht so viel verstehen konnte. Aber jetzt ist das Hören richtig bunt. Ich höre viel und höre gern Musik und war neulich im Neujahrskonzert und das hat mir ganz toll gefallen."
- "Sie sind schon so weit, dass Sie Musik mit Genuss hören können."
- "Ja, das ist ganz prima."
Helga G. ist seit ihrer Geburt hochgradig schwerhörig. Seit über 40 Jahren trägt sie Hörgeräte, konnte aber immer schlechter hören damit, telefonieren beispielsweise konnte sie gar nicht mehr. Nach einer Beratung entschied sie, sich auf der linken Seite ein Cochlea-Implantat einsetzen zu lassen.
"Mit dem CI war es für mich eine Umstellung. Ich höre keinen Bass mehr, ich höre ganz hohe Töne."
Sie hörte ein hohes Piepen und musste lernen, das zuzuordnen. Eine weitere Erfahrung: Sie hat jetzt viel seltener Kopfschmerzen als früher, auch, wenn sie viel neu lernen muss.
"Da ich vom Mund ablesen konnte, habe ich festgestellt, dass ich Buchstaben wie sch und f mehr gehört habe, da musste mein Gehirn erst lernen, was das für Buchstaben sind."
Ihre Neugier auf die neuen Töne war groß. Überall waren plötzlich Geräusche. Sie hörte auf der Straße nun Schritte neben sich, hörte zum ersten Mal das Klicken des Blinkers im Auto als sie nach Hause fuhr.
"Einen Tag später ging ich in den Garten, habe etwas gehört und habe ein bisschen gebraucht, was das war. Und das waren die Vögel."
- "Das ist doch eine positive Erfahrung, all diese Dinge im Leben zu hören."
- "Ja."
- "Und quasi zum ersten Mal im Leben."
- "Ja, ja, ja, prima."
- "Wie oft tragen Sie den Sprachprozessor?"
- "Wenn ich aufstehe, ziehe ich direkt mein CI an und ziehe es erst aus, wenn ich ins Bett gehe."
- "Also den ganzen Tag?"
- "Keine Hör-Pause?"
- "Nein, dann verpasse ich was."
Helga G. hat sich von Anfang an vorgenommen, die neuen ungewohnten Töne zu akzeptieren.
- "Und da hat es auch geklappt."
- "Also das ist eine Kombination aus Lernvorgang und auch aus Akzeptanz des Neuen."
- "Ja."
- "Sich auf diesen neuen Höreindruck einlassen."
- "Ich finde Akzeptanz wichtiger, akzeptieren wie sich das anhört und dann lernen, ja."