Colchicin. Ein Naturstoff aus dem Gift-Arsenal der Pflanzenwelt. Rindviecher machen einen großen Bogen um Wiesenkräuter, die Colchicin enthalten. Dazu zählt die Herbstzeitlose, ein in ganz Europa verbreitetes Liliengewächs. Auf Naturstoffchemiker dagegen übt Colchicin einen außerordentlichen Reiz aus.
"Dann gehen wir jetzt unser Colchicin holen. Ist ein höchst giftiger Stoff. Man sollte es auch nicht einatmen."
Schon ein fünfzigstel Gramm Colchicin kann einen erwachsenen Menschen umbringen. Doch:
"Wie so häufig sind manche Verbindungen, die sehr starke Gifte sind, richtig dosiert Medikamente."
Deswegen wird neuerdings wieder verstärkt über Colchicin geforscht. Auch in der Arbeitsgruppe von Hans-Günther Schmalz, Professor für Organische Chemie an der Universität Köln.
Bisherige Meilensteine der Forschung waren 1820 - da wurde das Naturgift erstmals isoliert - und 1959: Da gelang es Chemikern zum ersten Mal, Colchicin im Labor nachzubauen. Ein sogenanntes pflanzliches Alkaloid, das so heißt, weil es aus mehreren Kohlenstoff-Ringen besteht und zudem Stickstoff enthält ...
"Ein Molekül, das für die Geschichte der Organischen Chemie eine wirklich große Bedeutung hat. Die Strukturaufklärung dieses Naturstoffes war bereits eine echte Kriminalgeschichte. Und das Schöne ist, dass dieses Molekül heute zu neuem Leben erwacht, indem es uns möglicherweise helfen wird, neue Krebsmedikamente zu entwickeln."
"Wir sind jetzt an unserer Feinwaage. Und werden jetzt mit einem Spatel das Colchicin abwiegen."
Colchicin ist unter anderem ein Mitosegift. Also ein Stoff, der verhindert, dass sich Zellen und deren Kerne teilen. Schmalz:
"Und wenn man es schafft, Mitosegifte so zu verändern, dass sie die gesunden Zellen vergleichsweise wenig angreifen, aber Krebszellen, die sich schneller teilen, besonders stark angreifen, dann hat man im Grunde ein fantastisches Krebsmedikament."
Der Weg, der dorthin führen soll, nennt sich Klick-Chemie. Das bedeutet: Man eliminiert gezielt eine bestimmte Seitenkette des Moleküls und ersetzt sie durch eine andere. Diese Strategie verfolgt auch die Arbeitsgruppe von Hans-Günther Schmalz:
"Das ist wie so eine Stellschraube am Colchicin-Molekül. Man kann durch Veränderung der Seitenkette durchaus die biologische Funktion maßgeblich beeinflussen."
Die Hoffnung ist: Man kommt zu einem Ableger, der immer noch die Zellteilung hemmt, bevorzugt in Tumorgewebe, dabei aber nicht so giftig für gesunde Körperzellen ist wie Colchicin selbst. Doch ob das wirklich klappt, muss sich erst noch zeigen. Jedenfalls:
"Die Suche nach neuen Medikamenten gegen verschiedene Tumorarten ist nach wie vor ein absolut heißes Forschungsfeld."
Und das Naturgift aus verschiedenen Wiesenkräutern ist heute einer der heißen Kandidaten.
Links zum Thema
br-online-Artikel mit Herbstzeitlosen-Video
Weitere Beiträge der Reihe: Molekül der Woche
Deutschlandfunk-Reihe zum UN-Jahr der Chemie 2011
"Dann gehen wir jetzt unser Colchicin holen. Ist ein höchst giftiger Stoff. Man sollte es auch nicht einatmen."
Schon ein fünfzigstel Gramm Colchicin kann einen erwachsenen Menschen umbringen. Doch:
"Wie so häufig sind manche Verbindungen, die sehr starke Gifte sind, richtig dosiert Medikamente."
Deswegen wird neuerdings wieder verstärkt über Colchicin geforscht. Auch in der Arbeitsgruppe von Hans-Günther Schmalz, Professor für Organische Chemie an der Universität Köln.
Bisherige Meilensteine der Forschung waren 1820 - da wurde das Naturgift erstmals isoliert - und 1959: Da gelang es Chemikern zum ersten Mal, Colchicin im Labor nachzubauen. Ein sogenanntes pflanzliches Alkaloid, das so heißt, weil es aus mehreren Kohlenstoff-Ringen besteht und zudem Stickstoff enthält ...
"Ein Molekül, das für die Geschichte der Organischen Chemie eine wirklich große Bedeutung hat. Die Strukturaufklärung dieses Naturstoffes war bereits eine echte Kriminalgeschichte. Und das Schöne ist, dass dieses Molekül heute zu neuem Leben erwacht, indem es uns möglicherweise helfen wird, neue Krebsmedikamente zu entwickeln."
"Wir sind jetzt an unserer Feinwaage. Und werden jetzt mit einem Spatel das Colchicin abwiegen."
Colchicin ist unter anderem ein Mitosegift. Also ein Stoff, der verhindert, dass sich Zellen und deren Kerne teilen. Schmalz:
"Und wenn man es schafft, Mitosegifte so zu verändern, dass sie die gesunden Zellen vergleichsweise wenig angreifen, aber Krebszellen, die sich schneller teilen, besonders stark angreifen, dann hat man im Grunde ein fantastisches Krebsmedikament."
Der Weg, der dorthin führen soll, nennt sich Klick-Chemie. Das bedeutet: Man eliminiert gezielt eine bestimmte Seitenkette des Moleküls und ersetzt sie durch eine andere. Diese Strategie verfolgt auch die Arbeitsgruppe von Hans-Günther Schmalz:
"Das ist wie so eine Stellschraube am Colchicin-Molekül. Man kann durch Veränderung der Seitenkette durchaus die biologische Funktion maßgeblich beeinflussen."
Die Hoffnung ist: Man kommt zu einem Ableger, der immer noch die Zellteilung hemmt, bevorzugt in Tumorgewebe, dabei aber nicht so giftig für gesunde Körperzellen ist wie Colchicin selbst. Doch ob das wirklich klappt, muss sich erst noch zeigen. Jedenfalls:
"Die Suche nach neuen Medikamenten gegen verschiedene Tumorarten ist nach wie vor ein absolut heißes Forschungsfeld."
Und das Naturgift aus verschiedenen Wiesenkräutern ist heute einer der heißen Kandidaten.
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