Aus dem knieenden Quarterback Colin Kaepernick ist ein Aushängeschild geworden. Der 30-jährige, derzeit vereinslose Spielmacher, der bereits in der Vergangenheit polarisierte, führt eine Werbekampagne des Sportartikelherstellers Nike an. In der "Today Show" des Fernsehsenders NBC hieß es heute: "Das Gesicht eines Meinungsstreits ist jetzt das Gesicht eines neuen, starken Werbespots."
Der Werbeclip zeigt Kaepernicks Gesicht in Nahaufnahme - und dazu die Botschaft: "Glaube an etwas. Selbst, wenn es bedeutet, alles zu opfern". Es ist ein Spot anlässlich des 30. Jahrestag von Nikes Marketing-Kampagne "Just Do it". Es kommen auch weitere Sportstars wie zum Beispiel Tennis-Spielerin Serena Williams darin vor. Doch Kaepernick ist der Hauptdarsteller.
Momentan vereinslos
Denn er verkörpert die Botschaft des Clips wie kein anderer. Der farbige Quarterback kniete vor zwei Jahren als erster NFL-Profi während der US-Nationalhymne vor dem Spiel, um so auf die Ungerechtigkeit und Polizeigewalt gegenüber Afro-Amerikanern aufmerksam zu machen. Die USA, so Kaepernick, stünden für Freiheit, Unabhängigkeit und Gerechtigkeit für alle. Aber diese Grundsätze würden im derzeit eben nicht für alle gelten.
Sein Vertrag bei den San Francisco 49ers endete vor einem Jahr - seitdem ist er vereinslos. Dennoch gehörte Kaepernicks Trikot in der Vorsaison zu den 50 meist verkauften der Liga. Zudem hat er mehr als eine Million Dollar gesammelt und sie gemeinnützigen Zwecken gespendet.
"Wir glauben, dass Colin einer der inspirierendsten Athleten dieser Generation ist", sagte Nikes Vizepräsident Gino Fisanotti. Die NFL hingegen hat bislang geschwiegen. Für die Liga könnte der Kaepernick-Deal "heikel" werden, schreibt die "New York Times".
Die Eigner hatten sich in der Sommerpause klar gegen weitere Proteste ausgesprochen und mit Konsequenzen gedroht. Nike ist offizieller Ausrüster der Liga - und auf jedem Trikot der 32 Teams zu finden. Erst im März hatten sich beide Seiten auf einen Vertrag bis 2028 geeinigt. Die Firma sei ein "langjähriger und zuverlässiger Partner", hieß es anschließend von der NFL.