Als Donald Trump am Dienstag nach Kenosha reiste, dorthin, wo der Schwarze Jacob Blake durch sieben Schüsse eines Polizisten schwer verletzt wurde, richtete sich sein Blick auch auf College-Football.
Kenosha liegt in Wisconsin - und das Football-Team der Universität von Wisconsin spielt in der Big Ten Conference - einer der Top-5-Ligen. Doch in diesem Herbst wird es aufgrund von COVID-19 keine Spiele geben. Das hatte die Big Ten im August beschlossen - und das passt dem US-Präsidenten nicht.
College-Football für Trump überlebenswichtig
Die Demokraten seien Schuld, sagte Trump im Fernsehsender Fox News, dass diese großartige Liga mit ihren unglaublichen Teams nicht spielen könne.
Dass er nun großen Druck ausübt, dass die Spiele doch stattfinden und dabei zugleich gegen die Demokraten wettert, hat einen Grund: Trump weiß, wenn im Herbst wegen des von ihm stets unterschätzten Coronavirus kein College-Football gespielt werden kann, wenn die Stadien und Sportsbars leer bleiben, dann kann das auch auf ihn zurückfallen - und ihn im Wahlkampf womöglich entscheidend schwächen.
Bidens Wahlkampfteam hat bereits einen Werbespot gesendet, der unter anderem leere Stadien zeigt. Trump nutzte ein Fox News-Interview zum Gegenschlag.
"Dies zeigt doch, wie die Demokraten lügen. Ich bin Derjenige, der sagt, 'lasst' uns Football spielen, das sind junge, starke Menschen, die kein Problem mit COVID haben werden.' Aber das gefällt ihnen nicht. Wenn man mal schaut, all diese Bundesstaaten, die von Demokraten geführt werden, sind noch nicht wieder geöffnet. Warum? Weil wir am 3. November eine Wahl haben."
College-Football ist Big Business
Der Epidemiologe Zachary Binney vom Oxford-College der Emory University in Atlanta sieht dagegen die Schuld bei Trump und den "glanzlosen Anstrengungen" der US-Regierung im Kampf gegen COVID-19.
Dem Deutschlandfunk sagt er: "Wir sollten dieses Problem gemeinsam angehen, vereint als Allianz gegen diesen einen Feind, das Virus. Wir haben jahrzehntelange Erfahrung im Gesundheitswesen und es gibt weltweit viele Beispiele, Deutschland eingeschlossen, wie diese Pandemie bekämpft werden kann. Aber wir haben uns einfach entschieden, dies nicht zu tun."
College-Football ist Big Business in den USA. Das vergangene Endspiel verfolgten 25,6 Millionen Menschen im TV - und somit mehr als die Finalserie der Basketball-Liga NBA. Die Partien und die Teams sind die Pulsader für ganze Regionen, sichern Umsatz und Einkommen für Tausende. College-Football ist zudem das Schaufenster zur NFL. Hier rekrutiert die Profiliga viele ihrer Spieler.
Es gebe viele Gründe, so Binney, College Football wieder spielen und gucken zu wollen. Aber so, wie die USA auf das Virus reagiert haben, betont der Epidemiologe, hätten sie sich dies einfach nicht verdient.
Neben der Big Ten hat mit der Pac-12 eine weitere der Top-Ligen entschieden, diesen Herbst nicht zu spielen. Trump hat diese Conference jedoch nicht erwähnt. Die Pac-12 umfasst unter anderem die Bundesstaaten Kalifornien, Oregon und Washington State. Sie alle sind Hochburgen der Demokraten und Trump weiß, dass er hier keine Chance hat, zu gewinnen.