In Deutschland regt sich Widerstand gegen das Ende der Kernenergie. Zwar ist der Atomausstieg seit zehn Jahren beschlossene Sache und wird bereits umgesetzt. Doch die Befürworter des Atomstroms argumentieren mit dem Klimawandel an ihrer Seite. Und auch der neue US-Präsident Joe Biden setzt im Kampf gegen den Klimawandel auf Atomkraft. Eine neue Generation von Mini-Kraftwerken soll mobil und vor allem sicher sein.
Tatsächlich glauben Experten, dass Reaktortechnik einen wichtigen Beitrag zur Energiewende leisten kann. Und auch in den Niederlanden zieht man den Neubau von mehreren Kernkraftwerken in Betracht, um die Klimaziele des Landes zu erreichen. Dafür sei Atomkraft praktisch unverzichtbar, heißt es.
Probleme der Gegenwart werden in die Zukunft geschoben
"Die Atomenergie war eigentlich nie richtig weg", sagte Sighard Neckel im Deutschlandfunk. In Frankreich und selbst in Japan habe die Atomenergie auch nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima 2011 weiter eine große Rolle gespielt. Der Soziologe meint, dass ein Erreichen der globalen Klimaziele ohne Atomkraft sehr schwierig werde, da man nur noch wenig C02 und wenig Treibhausgase in die Luft ablassen dürfe. "Das ist jetzt der Hintergrund dafür, dass die Atomenergie sich auf einmal wieder so stark ins Spiel gebracht hat, als eine C02-freie Form der Energieerzeugung", so der Gesellschaftsanalytiker.
Neckel kritisierte aber, dass man mit einer Reaktivierung der Atomenergie, die Probleme der Gegenwart, die man momentan nicht lösen könne, nur in die Zukunft verschiebe. "Die Frage des Atommülls ist ungeklärt. Selbst in den USA gibt es keine Aussicht, ein Endlager zu haben". Man versuche mit alten Technologien, die Klimakrise zu lösen, was widersinnig sei.
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