Archiv

Comedienne Sarah Cooper
Mit Trump-Parodie zum Superstar

Er habe "die besten Worte", hat US-Präsident Donald Trump einmal gesagt. Nun benutzt Sarah Cooper seine Worte in ihren Videos und zeigt so, wie inhaltsleer diese sind. Im Netz hat die Parodistin damit innerhalb kürzester Zeit Millionen Fans gewonnen.

Von Kerstin Zilm |
Comedienne Sarah Cooper mit "How to bible"
Comedienne Sarah Cooper parodiert US-Präsident Donald Trump mit seinen eigenen Worten auf ihrem Youtube Kanal (Youtube / Screenshot)
Eine Frau Anfang vierzig, schlank, lange schwarze Haare, blaue Jacke über schwarzem T-Shirt steht in ihrem Wohnzimmer in Brooklyn, New York. Im Hintergrund: Couchtisch, Sessel und Stehlampe. Unvermittelt fängt sie an zu reden. Orignalton Donald Trump: "When we hit the body with a tremendous whether it’s ultraviolet or just very powerful light."
Doch es ist nicht ihre Stimme, die wir hören, sondern die von Donald Trump. In diesem Video ist es die inzwischen berühmt-berüchtigte Pressekonferenz, in der der US-Präsident empfiehlt, das Coronavirus mit starkem Licht und Desinfektionsmitteln zu bekämpfen.
Sarah Cooper macht Pantomime zum Originalton Trump, mit Stehlampe und einer Flasche Reinigungsmittel als Requisiten. Orignalton Donald Trump: "Supposing you bring the light inside the body, which you can do, either through the skin or in some other way."
Im Gegensatz zu anderen Trump-Parodisten versucht die Komödiantin gar nicht erst, Tonfall, Mimik oder Gesten des US-Präsidenten zu imitieren. Sarah Cooper lädt Ausschnitte aus Trumps Reden, Statements und Interviews mit ihrer Pantomime ins Netz.
TikTok-Boykott - K-Pop-Fans gegen Trump
US-Präsident Donald Trump musste seine erste Wahlkampfveranstaltung vor vielen leeren Plätzen abhalten, auch weil K-Pop-Fans auf TikTok dazu aufgerufen hatten, nicht hinzugehen. Eine Aktion, die viel damit zu tun hat, wie K-Pop-Fans ticken.
Sinnentleerte Worte
Scheinbar aus ihrem Mund kommen sinnentleerte Worte des Präsidenten über Impfstoffe, Bibelverse, Wasserverbrauch, Immobilienhandel oder den Bunker im Weißen Haus, den er zwei-einhalb Mal besucht habe. Orignalton Donald Trump: "I’ve ben down, let’s see, that will be number two, two and a half because I have done different things, two and a half."
Auf seltsame Weise entblößen diese Videos die Worte des Präsidenten besser als jede Parodie von Alec Baldwin in Saturday Night Live. Es ist, als würde jemand in die Welt rufen, dass der Kaiser keine neuen Kleider trägt, sondern nackt ist. Sarah Cooper machte das erste Video, weil sie ausprobieren wollte, wie es sich anfühlt, zu reden wie der US-Präsident, erklärt Cooper in einem Online-Fan-Forum: "Wie würde Sarah Cooper aussehen, wenn sie in einer Konferenz so auftreten würde? Wie wäre es, wenn diese Worte aus meinem Gesicht kämen? Die Parodie war auch ganz egoistisch. Ich wollte mich schon immer mit Mist durchs Leben schwadronieren. Trump ist mit der Methode zum mächtigsten Mann der Welt geworden."
Vermeintlich kluges Aussehen in Konferenzen
Der Erfolg ihrer Parodien kam plötzlich, doch die Einwanderin aus Jamaika schärft schon seit elf Jahren ihr Können auf Stand-up-Comedy-Bühnen in New York. Dabei wollten die Eltern nicht, dass sie ihrem Traum vom Theater folgte. Cooper studierte deshalb Wirtschaft, arbeitete mehrere Jahre in der High Tech Branche, zuerst bei Yahoo, dann bei Google. Umwege, über die sie erst nicht glücklich war. Im Nachhinein hätten sich die Firmen aber als glückliche Fügung ergeben: "Ich habe meinen Mann und viele Freunde da kennengelernt. Ich habe mein Buch geschrieben über Tricks, wie man in Konferenzen klug aussieht. Es basiert auf dem Verhalten meiner Kollegen, die so taten, als wüssten sie wovon sie reden, während sie in Wirklichkeit keine Ahnung hatten."
Zu den Tricks, die sie im Buch beschreibt, gehört es simple Grafiken durch Schlagworte und Phrasen wichtig erscheinen zu lassen, bereits Gesagtes langsam zu wiederholen und nachdenklich zu nicken, wenn andere reden. Präsident Trump ist für Sarah Cooper das Paradebeispiel für diesen Typ von Mann.
Vom Präsidenten geblockt
Ihre Parodien über ihn sind für Millionen von US-Bürgern befreiender Humor in dramatischen Zeiten. Bette Midler und Ben Stiller gehören zu Coopers Fans. Talkshow-Moderatoren stehen Schlange für ein Interview mit ihr. Fans machen sich Sorgen um die mentale Gesundheit der Komödiantin, die sich Trump-Clips mehrere hundert Male anhört, um die Pantomime exakt hinzukriegen. Cooper beruhigt: Nach ein paar Proben höre sie keine Worte mehr, nur noch Rhythmus und Sprachmelodie. "Ich könnte rund um die Uhr neue Clips machen, aber dann würde sich mein Mann scheiden lassen. Und das will ich vermeiden."
Sie will zurück auf die Stand-up-Bühne sobald Clubs in New York wieder öffnen. Aber sie will auch weiter mit Trump-Parodien den Präsidenten bloßstellen, der sie auf Twitter geblockt hat. Stoff für die Videos, da ist Sarah Cooper sicher, wird ihr so schnell nicht ausgehen. Sie hat schon jetzt mehr Material, als sie jemals verwenden kann.