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"Comedy Master Class"
Wie man gute Gags und Sketche schreibt

Bei der "Comedy Master Class" konnten junge Autoren erproben, was eine gute TV-Comedy ausmacht. Dabei ging es um das Schreiben von Gags und Sketchen. Dass das gar nicht so einfach ist, zeigte sich schon im Vorfeld. Von über 40 Bewerbern wurden nur zwölf Teilnehmer ausgewählt.

Von Julia Batist |
    Zwölf junge Menschen sitzen an Tischen im Seminarraum und schauen Videos. Sie sind aus ganz Deutschland angereist. Es könnte ein Seminar an der Uni sein - nur ist es hier zuweilen recht gelöst.
    Die Gruppe schaut sich Fernseh-Comedys an, lacht, konzentriert sich wieder - dann wird analysiert. Warum funktionieren einige Witze, andere nicht, was ist gut umgesetzt, was hakt' Es geht darum Auge, Ohr und das Gespür zu schärfen.
    Thomas Rogel: "Kann ich den immer weiter eskalieren lassen, noch einen drauf setzen' Manchmal merkt man auch man ist zu weit gegangen. Also fragt Euch bei Euerm Sketch, kann ich da noch mehr raus drehen. Manchmal ist es gar nicht so, dass man nach einem Lacher schon fertig ist."
    Seminarleiter Thomas Rogel ist selbst Comedy-Autor beim Fernsehen. Er ist 37 und seit zehn Jahren im Geschäft. Angefangen hat er als Gagschreiber für Harald Schmidt.
    "Wir vermitteln vor allem die Frage, wie komm ich zum Sketch und das heißt erst ich muss die Situationen suchen, die es im wahren Leben gibt. Und muss mir dann überlegen an welcher Stelle passiert der komische Bruch Und dann können wir halt noch vermitteln, wie ist die Dramaturgie eines Sketches, wie kann man noch mehr rausholen, wie kann man quasi noch mehr Eskalation schaffen, um es noch lustiger zu machen."
    Verschiedene Comedy-Formate im Fokus
    An zwei Tagen werden verschiedene TV-Comedy-Formate fokussiert. Vom One Liner, dem kurzen Aufmacher-Gag, bis hin zum ausgefeilten Sketch. Das kreative Brainstorming zum Thema Mutter und Kind im Supermarkt ist gerade vorbei. Jetzt müssen sich die Nachwuchsautoren Fernseh-Sketche für die Weihnachtszeit ausdenken und drehbuchgerecht zu Papier bringen. Unter Zeitdruck – die Stimmung ist angespannt.
    Die Teilnehmer sind zwischen 19 und 36 Jahre alt. Alle wollen einen Fuß in die Tür bekommen. Der 24-jährige Fabian Sauer ist Volontär bei einem Radiosender:
    "Ich mach diesen Workshop deswegen mit, weil ich davor schon Comedy gemacht habe. Ich hab selber Programme geschrieben, die dann auch mit Kollegen gespielt, in so nem kleinen Theater und hab im Radio eben viel Comedy gemacht. Das hier ist jetzt eben der nächste Schritt."
    Die 27-jährige Schauspielerin Svenja Ingwersen arbeitet schon als Comedy-Autorin. Erst schrieb sie Webvideos, jetzt auch für das Fernsehen.
    "Es sind eigentlich überwiegend Männer, die das machen. In dem Autorenberuf bin ich immer die einzige Frau, und die haben einfach ne ganz andere Lockerheit. Als Anfänger hat man vielleicht oft noch die Überlegung, man möchte nichts Falsches sagen, was natürlich eigentlich Gift bei Comedy ist."
    Am Ende präsentieren alle ihre selbst geschriebenen Weihnachtssketche.
    "Oh Mann ey, ich war gerade voll drin, oh das gibt's doch nicht. Immer musst Du alles kaputtmachen. Lass mir doch wenigstens an Weihnachten mal meinen Spaß."
    "Ja das ist jetzt unser neuer Christbaumschmuck. Weißt Du die Mama und der Papa, die haben sich dieses Jahr überlegt, dass sie jetzt mal was anderes machen. Schnitt."
    Coach Elmar Freels ist Head Autor und Producer.
    "Typischer Anfängerfehler ist eigentlich dass man zu sehr in Klischees denkt. Dass man Situationen kreiert, die man zwar kennt, sie aber nicht stark genug bricht, dass sie auch wirklich lustig werden. Wenn man versucht, Sketche zu wiederholen, die es schon mal gab. So'n Stil einfach zu kopieren. Und nicht präzise genug auf das Format für das jetzt geschrieben werden soll zu denken."
    Und das motiviert die meisten Teilnehmer nach einundeinhalb Workshop-Tagen:
    "Meine Bilanz ist, dass es sich auf jeden Fall lohnt, auch mal hinter die Kulissen zu gucken. Wie funktioniert überhaupt Humor, wie funktioniert ein Gag. Sich mal bewusst werden, warum lacht man selber über die eine Sache und über die andere vielleicht nicht."
    "Also ich fand's ganz interessant, dass man mal erfahren hat was man als Comedy-Autor im Endeffekt auch verdient. Das ist geheim. Ich denke, ich werd den Weg weiter gehen."
    Dann schließt sich die Tür für mich. Die Kreativwerkstatt ist nämlich auch ein geschützter Raum.
    "Die Leute haben ihre eigenen Ideen, die sie im Autorenkreis austauschen; aber ehrlich gesagt auch in dem Stadium muss man manchmal aufpassen, dass einem keine Ideen geklaut werden."