Pastewka: "Tataaaa! Und?"
Annette Frier: "Perfekt, verdeckt alle deine Problemzonen."
Pastewka: "Finde ich auch, Annette."
Annette Frier: "Bis auf den Hals natürlich… mööööp!"
Mit "Pastewka" ist man gleich wieder drin in der deutschen Comedy-Hölle. In Annette Friers zotiger Show muss Bastian Pastewka seit Jahren den Klischeeschwulen spielen. Das Publikum liebt ihn dafür, doch er selbst hasst es. Seine Managerin bittet er:
"Hol mich da raus. Seit vier Jahren spiele ich diese peinliche Rolle. Nur weil Annette Frier und ihr kolumbianischer Mafia-Paco-Rico mich da reingequatscht haben. Ich denke ja schon selbst, ich bin schwul. Die Gags sind alle aus der Hölle."
Humor aus der Dramatik
Zu einem Blues-Song mit der bezeichnenden Zeile "Sell my Soul" verlässt Pastewka zu Beginn der achten Staffel das Filmset. Im Leben und der Rolle ist er mittlerweile 45 Jahre alt. Neben dem verhassten Komödienbetrieb, von dem er trotzdem gut lebt, erzählt die Serie auch Bastians Beziehung zu Dauerfreundin Anne weiter - die er in Sachen Heirat und Kinderwunsch über sieben Staffeln hingehalten hat. Nun steht das mittelalte Paar kurz vor der Trennung. Ganz schön viel Drama in der Comedy.
Bastian Pastewka: "Ich glaube, dass Humor ja nur aus etwas entstehen kann, was mit Leid zu tun hat. Wenn du dich nicht komplett fühlst, wenn du denkst, es fehlt dir was im Leben, wenn du denkst, du müsstest noch mal alles umschmeißen, wie jetzt meine Figur in der sogenannten Midlife-Krise dieser achten Staffel, dann drehst du plötzlich alles auf den Kopf und stellst die Regeln um, die vorher gegolten haben. Daraus entsteht einfach Humor."
Die Idee "Pastewka" orientiert sich an der amerikanischen Comedy "Curb Your Enthusiasm", zu deutsch "Lass es, Larry", von "Seinfeld"-Miterfinder Larry David. Auch da spielt ein bekannter Comedian eine fiktive Version von sich selbst. Interessanterweise gab es auch beim US-Original nach sechs Jahren Pause 2017 eine neue Staffel beim Pay-TV-Sender HBO.
Annette Frier: "Bastian hat seine Managerin gefeuert."
Pastewka: "Sie hat einen schrecklichen Fehler gemacht."
Annette Frier: "Bastian, musst du ins Dschungel-Camp? Ach ne, das wär ja kein Fehler."
Die Serie erneuert sich, der Charme bleibt
Der medienkritische, schmerzhaft selbstironische Witz "Pastewkas" hat bei Amazon nicht gelitten. Dafür sieht die Serie 2018 besser aus. Die Bilder wirken edler, die Sets sind größer geworden. Das alte Sitcom-Gefühl des gespielten Witzes ist fast verschwunden. Die Handlung wird - zeitgemäß - fortlaufend über zehn mal 45 Minuten weitererzählt, die Entwicklung der Charaktere ernster genommen. Dazu kommen zahlreiche Promis aus dem Medienbetrieb, die wie aus den alten Staffeln bekannt, sich selbst spielen: neben Annette Frier, Anke Engelke, Christoph Maria Herbst oder Hugo Egon Balder. Die größte Stärke von "Pastewka" ist ebenfalls erhalten geblieben:
Bastian Pastewka: "Manchmal sagen die Leute, was sind Sie eigentlich für ein Heckenpenner, machen das aber mit einem Augenzwinkern. Zum einen, weil sie natürlich wissen, dass es alles gespielt ist. Zum anderen aber auch, weil sie diesen inneren Pastewka in sich eben auch kennen. Wir versuchen diese Klaviatur von links nach rechts zu bedienen, sodass sich das Publikum nie sicher sein kann: Wie viel "Pastewka" steckt im wirklichen Pastewka und wie viel ist gespielt?
Mit seiner fortlaufenden Erzählung passt "Pastewka" in die moderne, anspruchsvolle Serienlandschaft, die im klassischen TV offensichtlich nicht mehr funktioniert. Fast sämtliche Qualitätsserien scheitern in Deutschland an schwachen Quoten, in den USA werden schon kaum noch welche für das werbefinanzierte Fernsehen gedreht. Dass dieser Trend nun auch für Comedy gilt, ist für das klassische Fernsehen bedenklich. Da kann man schon mal den Blues bekommen.