Aline Kominsky-Crumb ist froh, dass sie nicht mehr in den USA lebt, sondern in Südfrankreich. Unter dem gegenwärtigen Präsidenten sei das nicht auszuhalten: "Als ich in den 80er-Jahren Kalifornien und die USA verließ, war Reagan Präsident. Die Stimmung damals war schlecht. Das war mit ein Grund, das Land zu verlassen. Jetzt ist die Stimmung noch schlechter."
Comics zeichnete die gebürtige New Yorkerin bereits in den 60er-Jahren. Da war sie noch Kunststudentin in Tuscon, Arizona und verheiratet mit ihrem ersten Ehemann Carl Kominsky. Vom abstrakten Expressionismus gelangweilt hat sie sie mit dem Comiczeichnen angefangen.
Aline Kominsky-Crumb: "Ich hatte immer Notizbücher bei mir. Ich habe Geschichten über andere Menschen aufgeschrieben und die Leute um mich herum gezeichnet. Und dann habe ich Underground-Comic entdeckt. Und sie haben mich viel mehr angesprochen als alles andere an der Kunsthochschule. Ich bin dann nach San Francisco gezogen und hatte Glück, weil ich zum richtigen Zeitpunkt dort war."
Frech, rotzig, schonungslos ehrlich
Kominsky-Crumb war die erste Künstlerin, die 1972 mit "Goldie: A Neurotic Woman" einen autobiografischen Comic veröffentlichte. Ihre Cartoons waren für die damalige Zeit frech, rotzig, manchmal vulgär und schonungslos ehrlich. Sie unterschieden sich von allem, was es damals gab. Doch ihre ersten Comic-Geschichten kamen nicht gut an, erzählt Kominsky-Crumb. Nur ein paar Leute hätten sie lustig gefunden, sagt Aline Kominsky-Crumb: "Meine Arbeiten waren grob und orientierten sich an Georg Grosz oder Otto Dix. Die Neue Sachlichkeit hat mich mehr inspiriert als damalige Comics oder die kommerzielle Kunst. Doch niemand konnte mit meinen Sachen etwas anfangen."
Doch das änderte sich bald. Ihre oft selbstironische Geschichten veröffentlichte sie bei Wimmen's Comix in San Francisco, einer Comic-Buch-Reihe, für die nur Frauen zeichneten. Viele Geschichten von Kominsky-Crumb handeln von Sex und vom Umgang mit dem eigenen Körper:
"Das ist etwas, was ich nicht verstehe. Es ist schwierig und schmutzig. Und es gibt Stoff für gute Geschichten her. Vor allem als ich jung war, hatte ich einen starken Sexualtrieb. Das war ein wichtiger Bestandteil meines Lebens, der mein Künstler-Sein stimulierte."
Schmutzige Wäsche
Den großen Durchbruch und Kultstatus schaffte Kominsky-Crumb 1974 gemeinsam mit dem ihrem zweiten Eheman Robert Crumb, mit dem sie heute in Südfrankreich lebt. "Dirty Laundry", "schmutzige Wäsche" hieß ihre legendäre autobiografische Comic-Reihe über den Beziehungsalltag eines Ehepaars.
Aline Kominsky-Crumb: "Wir haben als erstes die Dialoge zusammen entwickelt. Dann hat einer von uns die erste Zeichnung begonnen, in die er sich selbst reinmalte. Wir haben für den jeweils anderen Platz gelassen. Das ging dauernd hin und her. Wenn ich meine eigene Arbeit mache, schreibe ich die Geschichte nicht vorher."
Die Kritik damals war anfangs nicht uneingeschränkt positiv. Texte und Zeichnungen galt manchen als pornografisch. Doch das ist mittlerweile Geschichte. Aline Kominsky Crumb zeichnet heute weniger Cartoons. Dafür steht die 70-Jährige in ihrem Atelier in Südfrankreich und malt:
"Seit meinem achten Lebensjahr male ich. Das ist ein fortwährender Prozess. Egal ob die Öffentlichkeit davon weiß oder nicht. Das ist für mich nicht wichtig. Alles, was für mich wichtig ist, ist der Prozess des Malens. Und was dabei herauskommt, wird man sehen."