Isabel Kreitz' Reihe "Die Unheimlichen"
Nein, die Reihe der Gruselcomics, die ab dem kommenden Frühjahr im Carlsen Verlag erscheinen wird, hat so gar nichts von den klassischen Gruselcomics, denn da sehen ja schon die Protagonisten zum Gruseln aus. Die Hamburger Comic-Künstlerin Isabel Kreitz zeichnet in dem Auftaktband "Den Nachfolgern im Nachtleben" eine Berliner Schickeria, die erstaunlich normal aussieht. Kreitz hat schon einige Romane als Comic adaptiert, zum Beispiel Uwe Timms "Die Entdeckung der Currywurst" - jetzt hat sie sich die Gruselreihe "Die Unheimlichen" ausgedacht.
"Gespenstergeschichten gehören zu den sorgfältigst erzählten Geschichten und sind für Zeichner sehr attraktiv, weil man eben genau diese Sorgfalt beim Zeichnen anbringen muss."
Dafür ist Isabel Kreitz bekannt. Daneben hat sie auch sehr viel Sorgfalt bei der Auswahl der Gruselliteratur an den Tag gelegt, denn unter den drei ersten Bänden gibt es nicht nur die Adaption eines Klassikers von E. T. A. Hoffmann, sondern auch Zeitgenössisches von Sarah Khan und Elfriede Jelinek. Allein diese Literatur-Auswahl bietet Grusel-Entdeckungen. Und dann lässt Kreitz die Bände auch noch von unterschiedlichen Comic-Künstlern gestalten und konnte auch Starzeichner Nicolas Mahler dafür gewinnen.
"Einerseits wäre es langweilig, eine so große Klammer ganz alleine zu bestücken, andererseits war es von jeher mein Traum, mit vielen Leuten zusammen an Projekten zu arbeiten. Und das ist etwas, was ich in den Zeiten der Graphic Novel, wo man als Einzelkämpfer irgendwie drei Jahre weg ist vom Fenster, sehr vermisse. Deshalb freut es mich sehr, dass wir das jetzt gemeinsam umsetzen."
"Ikon" von Simon Schwartz
Die vielversprechendste Einzelerscheinung im kommenden Jahr wird die Graphic Novel "Ikon" von Simon Schwartz. Schwartz tüftelt lange am Zeichenstil seiner Geschichten.
"Bei meinen bisherigen Büchern habe ich mit einem sehr klaren, grafischen Stil gearbeitet, und ich habe aber das Gefühl, dass diese Geschichte einen eher raueren und schmutzigeren und düsteren Stil braucht, und habe deshalb mit einem sehr dicken schwarzen Buntstift und Zeichentusche gearbeitet, die teilweise richtig über das Blatt gespritzt ist. Und dieser andere grafische Stil spiegelt auch durchaus die Brutalität des 20. Jahrhunderts wider, von der meine Protagonisten auch geprägt sind."
In "Ikon" geht es um eine Frau, die nach der Ermordung der russischen Zarenfamilie behauptet, sie sei Zarentochter Anastasia und die einzige Überlebende des Massakers - eine Hochstaplerin, wie sich herausgestellt hat.
"Was bringt andere Menschen dazu, trotz besseren Wissens daran zu Glauben? Und in diesem Buch ist es die Figur des Gleb Botkin, der als Sohn des Leibarztes des Zaren auch mit der echten Anastasia groß geworden ist - aber bis zu seinem Tod an diese Hochstaplerin geglaubt hat und geglaubt hat, dass er sie quasi widergefunden hat. Das führt dazu, dass das Buch auch andere Themen verhandelt hat, wie Projektion und die Ikonisierung von Personen."
Ein neuer Mangaverlag
Die deutsche Manga-Welt wird sich Anfang des Jahres verändern - denn dann kommt der neu gegründete Verlag altraverse mit seinem ersten Frühjahrsprogramm raus. Das ist bemerkenswert, weil Verlagsgründer Joachim Kaps schon einige Verlage mit Manga groß gemacht hat. Für Carlsen hat er den Dauerbrenner "Dragon Ball" aus Japan geholt. Und als einer der Mitgründer machte er Tokyopop Deutschland zum zweitgrößten Mangaverlag. Vor gut einem Jahr ist er dort ausgestiegen - wegen Differenzen mit dem Mutterkonzern wird gemunkelt.
Mit welchen Manga genau altraverse an den Start geht, ist im Moment noch geheim und wird häppchenweise auf Facebook verraten. Aus den Häppchen lässt sich herauslesen, dass altraverse die üblichen Jugendsparten bedienen will - und zwar mit ganz frischen Manga aus Japan. Eine der Serien ist dort so erfolgreich, dass im Frühjahr auch ein Anime dazu raus kommt. All das klingt nach direkter Konkurrenz zu Tokyopop - dort fehlt Joachim Kaps jetzt.