Fritz The Cat, Mister Natural oder der Comic Strip "Keep On Truckin" - in den 60er-Jahren wurde Robert Crumb mit seinen derben, provokant-obszönen Zeichnungen zum Pionier des Underground-Comics. Von seinen Fans als "Halbgott" verehrt, haben seine Zeichnungen schon längst den Weg ins Museum gefunden. Heute wird amerikanische Comic-Zeichner, der sich selbst auch sehr oft porträtiert hat, 75 Jahre alt. Andreas Platthaus ist Literaturchef der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und hat Robert Crumb bei einem seiner Deutschlandbesuche auch einmal persönlich erlebt.
Ein Altmeister wie Brueghel
Die Vorbilder von Crumb seien die bekannten Zeichner von Walt Disney - insbersondere Carl Barks - gewesen, erklärte Andreas Platthaus. Die Unschuld von Disney-Figuren sei aber bei den Charakteren von Crumb verloren gegangen. Jenseits von Themen und Inhalten habe der Amerikaner nach Ansicht von Platthaus auch eine ganz andere Technik als Zeichner gehabt: "Wie Robert Crumb die Schraffur beherrscht, ist fast schon altmeisterlich - ähnlich wie Brueghel und andere Künstler."
Wir haben noch länger mit Andreas Platthaus gesprochen -
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Oftmals sah sich Crumb mit dem Vorwurf konfrontiert, dass seine Zeichnungen rassistisch und sexisistisch sind. Crumb sei jedoch kein Rassist, erklärte Platthaus im Dlf. Er sei ganz in der Nähe eines Schwarzenviertels in Philadelphia aufgewachsen, hätte dorthin Freundschaften gepflegt und sowieso immer den Kontakt zu Subkulturen gesucht. Seine Frauenfiguren seien starke, voluminöse Gestalten, die sicherlich sexualisiert dargestellt würden. Nur würde aus Sicht von Platthaus oft übersehen, mit wieviel Respekt diese beide Gruppen auch von Crumb dargestellt würden: "Sie kommen viel besser weg als die weißen Männer."
Kritischer Kommentator
Crumb gilt als kritischer Kommentator der US-Kultur. Zu Trump habe er sich zeichnerisch allerdings nicht geäußert, wie Platthaus sagte. Der Zeichner würde schon seit über 30 Jahren in Europa leben. Crumb habe immer gesagt, dass er sich nicht mehr mit aktuellen Entwicklungen in seiner Heimat befassen will, weil ihm die unmittelbare Anschauuung fehlen würde.
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