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Coming-out
"Wenn’s keiner macht, wird sich nichts ändern“

Die Diskuswerferin Nadine Müller hat Ende des Jahres ihre Homosexualität öffentlich gemacht. Jetzt will sie für die Akzeptanz von Homosexualität im Sport kämpfen.

Nadine Müller im Gespräch mit Andrea Schültke |
    Diskuswerferin Nadine Müller lächelt
    Diskuswerferin Nadine Müller (picture alliance / dpa/ Bernd Settnik)
    Nadine Müller, WM-Zweite 2011 und Olympiavierte in London hatte bei der Leichtathletik-WM in Moskau noch keinen Mut, gegen das russische Anti-Homosexuellen-Gesetz zu protestieren. "Ich hatte Angst, von der WM ausgeschlossen zu werden“, sagte die 28-Jährige im Deutschlandfunk.
    Damals hatte sie ihre Homosexualität noch nicht öffentlich gemacht. Das tat sie zum Jahreswechsel. Am Silvestertag war die derzeit beste deutsche Diskuswerferin mit ihrer Freundin eine Lebenspartnerschaft eingegangen. Auf ihrer Internetseite hatte sie dazu geschrieben, sie wolle sich nicht länger verstecken.
    Außerdem sagte Müller im Deutschlandfunk, wäre sie als Wintersportlerin für die Olympischen Spiele von Sotschi qualifiziert, würde sie dort ihre Meinung sagen, auch vor dem Hintergrund möglicher Sanktionen. "Ich hätte damit rechnen müssen, von den Olympischen Spielen ausgeschlossen zu werden“

    Mit ihrem Coming-out verknüpft Nadine Müller die Hoffnung auf die Akzeptanz jeglicher sexueller Orientierung auch im Sport: "Wenn man weiter den Mund zulässt und sich nicht gegen das Ganze versucht zu wehren, wird nie etwas passieren. Es wird immer jemanden geben, der anfangen muss, damit sich andere den Mutigen anschließen. Wenn’s keiner macht, wird sich nichts ändern“, so Nadine Müller in der Sendung "Sport am Sonntag“ im Deutschlandfunk.
    Nach dem Coming-out von Thomas Hitzlsperger will sich die Leichtathletin dafür einsetzen, dass sich homosexuelle Hochleistungssportler zusammenschließen und gemeinsam gegen ihre Diskriminierung vorgehen.

    Seit sie sich geoutet habe, habe sie wieder mehr Spaß am Sport und gehe mit mehr Kraft ins Training. Bei den Europameisterschaften in Zürich wolle sie eine Medaille gewinnen, auch um zu zeigen: "Nadine Müller stellt sich nicht nur in die Öffentlichkeit um sich zu outen, sondern bringt auch Leistung“.
    Das vollständige Gespräch können Sie bis mindestens 12. Juli 2014 als Audio-on-demand abrufen.