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Commerzbank
Abschied mit Dividende

Führungswechsel bei der Commerzbank - Martin kommt, Martin geht. Martin Blessing verabschiedet sich von seinen Aktionären mit einer Dividende und guten Zahlen, aber auch mit einem gedämpften Ausblick. Damit muss sich nun Nachfolger Martin Zielke auseinandersetzen.

Von Michael Braun |
    Martin Blessing (l), scheidender Vorstandsvorsitzender der Commerzbank AG, begleitet seinen Nachfolger Martin Zielke am 20.04.2016 nach einem Fototermin am Rande der Hauptversammlung der Commerzbank in Frankfurt am Main (Hessen).
    Martin Blessing (l), scheidender Vorstandsvorsitzender der Commerzbank AG, begleitet seinen Nachfolger Martin Zielke am Rande der Hauptversammlung der Commerzbank (picture alliance / dpa / Arne Dedert)
    Unten richtete der Caterer schon die Erbsencremesuppe. Die Frankfurter Würstchen waren - in Scheiben geschnitten - schon beigemischt. Eine Schlacht am warmen Buffet um Würstchen, wie kürzlich bei Daimler, wollte die Commerzbank vermeiden. Ihre Aktionäre hatten auch anderes zu tun: den amtierenden Vorstandschef zu verabschieden. Und den neuen anzuschauen. Mit diesen und anderen Erwartungen waren sie gekommen:
    "Wir sind eigentlich mit der Erwartung gekommen, dass wir den neuen Chef mal kennenlernen. Wir würden uns auch von dem Papier trennen."
    "Ich habe seither mein Geld immer in Immobilien angelegt, und jetzt haben wir umgeschichtet auf Aktien." - "Die Commerzbank schien Ihnen dafür der richtige, trotz der etwas schwierigen Geschichte in den letzten Jahren?" - "Ja, ich denke, die Commerzbank hat Potenzial nach oben."
    "Zumindest krieg ich die 20 Cent Dividende."
    Dividende als Symbol
    Die Dividende, die erste seit 2007, gilt als Symbol, dass die Bank es geschafft hat: das Eigenkapital gestärkt, die Bilanzsumme halbiert, den Klotz Dresdner Bank nach der risikoreichen Übernahme 2008 integriert, die faulen Kredite von 160 auf gut 60 Milliarden zurückgefahren. Der Aufsichtsratsvorsitzende Klaus-Peter Müller ließ sich nicht mehr anmerken, dass Martin Blessing das Angebot, er könne als Vorstandschef verlängern, zurückgewiesen hatte. Auch Müller fand nun alles gut:
    "Es freut mich nicht für Sie, für unsere Aktionäre, sondern auch für Martin Blessing persönlich, dass er mit der angekündigten Wiederaufnahme der Dividende verabschieden kann."
    Schmährufe musste Blessing von den Aktionären diesmal nicht anhören. Er weiß, dass er mit der Bank knapp an der Pleite vorbeigeschrammt ist. Ohne Staatshilfe wäre sie heute nicht mehr. Martin Blessing beim Blick zurück:
    "Es waren auch zum großen Teil Ausnahmejahre, die auch sehr harte finanzielle und strategische Maßnahmen erfordert haben. Sei es die Übernahme der Dresdner Bank, sei es natürlich auch die Annahme der Staatshilfe."
    Blessing: richtiger Nachfolger gefunden
    Mit seinem bisherigen Kollegen, Privatkundenvorstand Martin Zielke, sei der richtige Nachfolger gefunden, meinte Blessing:
    "Lieber Martin, ich glaube, du bist in der herausfordernden Zeit genau der richtige, um die nötige intellektuelle Führung, die nötigen Entscheidungen zu treffen, aber auch diese Entscheidungen dann konsequent umzusetzen. Und ich wünsche dir ganz, ganz viel Glück bei deiner Aufgabe."
    Blessing nahm es dann noch auf sich, den Aktionären diese Aufgaben zu umreißen und die Zukunft eher düster zu malen: Die Eigenkapitalrendite sei noch mäßig, die Kosten zu hoch. Und der Jahresauftakt 2016 so verhalten, dass er auf das Gesamtjahr wirken werde. In diesem Jahr das Ergebnis von 2015 zu wiederholen, das sei ein ambitioniertes Ziel.