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Commerzbank
Blessings glänzender Abschluss

Martin Blessing legt seine letzte Bilanz vor – und beeindruckt: Das erste Mal seit fünf Jahren hat die seit der Finanzkrise teilstaatliche Bank wieder mehr als eine Milliarde Euro verdient. Kein Grund zur Sorge also, trotz turbulenter Zeiten für die Branche?

Von Michael Braun |
    Martin Blessing, Vorstandsvorsitzender der Commerzbank AG, verlässt am 12.02.2016 seine letzte Bilanzpressekonferenz des Kreditinstituts in Frankfurt am Main (Hessen).
    Martin Blessing, scheidender Vorstandsvorsitzender der Commerzbank AG (picture alliance / dpa / Boris Roessler)
    Es war Martin Blessings letzte Bilanz, die er zu verteidigen hatte. Entspannt, lächelnd, schlagfertig trat er auf, man hatte den Eindruck, er werde dieses Jahr zufrieden den selbst gewählten Ausstieg antreten. Selbst die Übernahme der Dresdner Bank, kurz bevor 2008 die Lehman Bank pleiteging und die Finanzkrise offen ausbrach – selbst diese Übernahme, die die Commerzbank dann nur mit Staatshilfe hat überleben können, betrübt ihn nicht wirklich:
    "In Summe war das eine sehr schwierige Zeit. Wenn ich mir heute angucke, welche Marktposition und welche Geschäfte wir damit haben, dann würde ich sagen: Strategisch die richtige Entscheidung, das Timing war halt schlecht. Punkt."
    Die aktuellen Zahlen waren durchweg ordentlich: Die Erträge stiegen um eine Milliarde Euro auf 9,8 Mrd. Euro, die gute Konjunktur ließ wenig Unternehmen pleitegehen, die Vorsorge für faule Kredite konnte also sinken. Ebenso die Summe der Altlasten aus gewerblicher Immobilienfinanzierung, ins Schwimmen geratener Schiffskredite und fauler Staatanleihen: Sie sank in den letzten Jahren um mehr als 100 Milliarden Euro auf 63 Milliarden. Die harte Kernkapitalquote – in diesen für Banken unruhigen Zeiten eine wichtige Kennziffer – stieg deutlich von 9,3 auf 12,0 Prozent. Finanzvorstand Stephan Engels war zufrieden:
    "Trotz der anhaltend schwierigen Marktbedingungen haben wir das operative Ergebnis auf 1,9 Milliarden mehr als verdoppelt – das beste Ergebnis seit 2007. Das Konzernergebnis stieg ebenfalls deutlich auf über eine Milliarde Euro."
    Es blieb davon so viel übrig, dass die Bank erstmals seit 2007 eine Dividende zahlt, immerhin 20 Cent pro Aktie. Für den rund 15 Prozent schweren Anteil des Bundes an der Bank springen so 37 Millionen Euro heraus – sicherlich nicht mehr als ein Tröpfchen auf den heißen Stein einer milliardenschweren Staatshilfe. Blessing glaubt, alles in allem ein bestelltes Haus übergeben zu können:
    "Für meinen Nachfolger gibt es auch noch eine ganze Menge zu tun. Das wird auch weiter schwierig und herausfordernd bleiben. Ich bin aber ganz sicher, dass der neue Vorstandsvorsitzende der Commerzbank auf eine tolle und erfahrene Mannschaft zurückgreifen kann. Und wenn es ihm oder, um auch das mal zu sagen: oder auch ihr gelingt, diese Mannschaft zusammenzuhalten und weiterzuentwickeln, dann bin ich auch ganz sicher, dass die Commerzbankmannschaft alle Herausforderungen, die kommen werden, gut meistern werden."
    Vier mögliche Nachfolger Blessings
    Wer diese Arbeit tun wird, will der Aufsichtsrat dem Vernehmen nach Ende März entscheiden. Im Gespräch sind aus dem Haus selbst die Vorstände Markus Beumer und Martin Zielke. Und zwei Frauen aus der Branche: Annika Falkengren, derzeit Chefin der schwedischen SEB, und Ingrid Hengster, die im KfW-Vorstand das Mittelstandsgeschäft betreut.
    Die Lage der Bankenbranche und der Weltkonjunktur sah der scheidende Commerzbankchef nicht tragisch. Wenn er mit großen Kunden rede, zeigten deren Zahlen noch nichts über ein nachlassendes Wachstum in China etwa. Sie redeten nur darüber:
    "Ich bin im Moment auch eher so eingestellt, dass ich das Gefühl habe: Das Gefühl ist schlechter als die Lage."
    Die niedrigen Zinsen drückten auf die Erträge der Banken, Negativzinsen müssten sie an Firmenkunden weitergeben. Leichter geworden sei das Bankgeschäft nicht. Aber:
    "Ich lese ja auch viel, dass Leute glauben, es ist jetzt wieder wie 2008. Das kann ich überhaupt nicht nachvollziehen."
    Was er vorhabe? Erst mal die Arbeit zu Ende bringen. Dann hinsetzen und überlegen. Die Bankenbranche schrecke ihn jedenfalls nicht.