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Commerzbank legt Bilanz mit tiefroten Zahlen vor

Die Commerzbank setzt beim Personal den Rotstift an und krempelt ihr Privatkundengeschäft um. Eine tief greifende Umbauphase, die noch drei Jahre dauern könnte. An schnelle Erfolge glaubt selbst Vorstandschef Martin Blessing nicht mehr.

Von Brigitte Scholtes |
    Tiefrote Zahlen im vierten Quartal 2012, im Gesamtjahr nur ein knapper Konzernüberschuss von sechs Millionen Euro - und auch das laufende Jahr werde kein einfaches werden für die Commerzbank. So stimmte deren Chef Martin Blessing auf 2013 ein:

    "Vor dem Hintergrund des weiterhin herausfordernden Konjunktur- und Kapitalmarktumfeldes wird die Ergebnissituation im Bankensektor insgesamt schwierig bleiben. Das laufende Jahr wird daher ganz im Zeichen der Umsetzung unserer strategischen Agenda stehen. 2013 wird das Jahr des Umbaus. Das kostet Kraft, Geld und Zeit."

    Das spürt die Belegschaft: Bis zu 6000 Stellen will der Vorstand abbauen, derzeit verhandelt er mit den Arbeitnehmervertretern darüber. Martin Blessing hofft, diese Gespräche bis zum Sommer abschließen zu können:

    "Dass es in solchen Verhandlungen auch mal rappelt und man eine Beule kriegt, ist glaube ich ganz normal, und wenn die Verhandlungen, das Thema etwas größer ist, dann rappelts zur Not auch zweimal und man hat noch einen blauen Fleck dazu. Aber meine Kenntnis unserer Betriebsräte ist so, dass man am Schluss irgendwo einen Kompromiss findet, mit dem beide Seiten nicht wirklich glücklich sind, aber den beide Seiten dann auch vertreten können und wo man sich unterhakt und vorankommt."

    Für diesen Stellenabbau will die Bank allein im ersten Quartal eine halbe Milliarde Euro zurückstellen. Das Onlinegeschäft soll ausgebaut werden, aber Filialen möchte Blessing nicht schließen:

    "Wir gehen davon aus, dass in Zukunft einfach Leute weniger oft und auch weniger Leute in die Filialen kommen. Trotzdem gibt es eine ganz große Anzahl von Kunden, die zu einer Bank wollen, die Filialen hat, die die Optionalität wollen - ich will da physisch hingehen. Und deshalb glauben wir, dass der Umbau und die Flexibilisierung eines Filialnetzes sinnvoller ist, als eine Schließungswelle."

    Der Vorstandschef will aber selbst auch ein Zeichen setzen. Er verzichtet für 2012 auf seinen Bonus:

    "Es ist schon ein relevanter Betrag, ich finde, das ist auch richtig so. Ich finde, in dieser Verantwortungspyramide, da steh' ich ja irgendwo an der Spitze, und deswegen finde ich auch, dass deswegen ein größerer Beitrag richtig und gerechtfertigt ist. Und deswegen habe ich das gemacht. Mein Festgehalt, das liegt bei ungefähr 1,3."

    Erst im vergangenen Jahr war die Deckelung seines Gehalts auf eine halbe Million Euro aufgehoben worden, weil die Bank die direkte Staatshilfe zurückgezahlt hatte. Allerdings ist der Bund noch mit 25 Prozent an dem Geldhaus beteiligt. Die stillen Einlagen des Bundes und des Allianz-Konzerns will das Institut erstmals bedienen, dafür reicht der Gewinn offenbar. Die Aktionäre müssen jedoch für 2012 und wohl auch für 2013 auf eine Dividende verzichten. Analysten sind noch nicht zufrieden mit der Neuausrichtung, auch Dieter Hein vom unabhängigen Analysehaus fairesearch nicht:

    "Die Akquisitionen der letzten zehn, 15 Jahre sind alle granatenmäßig in die Hose gegangen. Das Vertrauen in das Management ist eigentlich völlig danieder. Die einzige Möglichkeit für die Commerzbank sich zu gesunden ist das Management auszutauschen."

    Klar ist: Der Vorstand hat noch viel Arbeit vor sich. Noch schlummern Milliardenrisiken in der Bank - vor allem aus den Altlasten der Immobilien- und Schiffsfinanzierung.