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Commerzbank will 5000 Stellen streichen

Die Krise der Commerzbank kommt bei ihrer Belegschaft an: Arbeitnehmervertreter haben sich mit dem Geldhaus über einen Stellenabbau verständigt. Ein großer Teil davon soll im Privatkundengeschäft stattfinden. Ein richtiger Schritt, wie Analysten urteilen.

Von Brigitte Scholtes |
    Grundsätzlich haben sich die Commerzbank und ihre Arbeitnehmervertreter bei einer Klausurtagung in der vergangenen Woche offenbar auf einen Stellenabbau geeinigt. Offiziell bestätigt das die Bank nicht. Aber angeblich könnten mehr als 5000 Jobs wegfallen, heißt es. Zwischen 4000 und 6000 Jobs hatte die Bank als Zielgröße vor den Verhandlungen genannt. Die hatten im Februar schon begonnen, dass sie im Sommer abgeschlossen sein würden, hatte Commerzbank-Chef schon Mitte Februar erhofft:

    "Wenn die Verhandlungen, das Thema etwas größer ist, dann ruppelts zur Not auch zweimal und man hat noch einen blauen Fleck dazu. Aber meine Kenntnis unserer Betriebsräte ist so, dass man am Schluss irgendwo einen Kompromiss findet, mit dem beide Seiten nicht wirklich glücklich sind, aber den beide Seiten dann auch vertreten können und wo man sich unterhakt und vorankommt."

    Es "ruppelt" aber offenbar immer noch. Denn dass 5000 der insgesamt 54.000 Jobs im Konzern gestrichen werden sollen, das will die Gewerkschaft Verdi nicht bestätigen. Woher diese Zahl komme, könne man sich nicht erklären, sagte eine Verdi-Sprecherin. Diese Zahl sei deutlich zu hoch. Sie kritisierte, dass dies zur Verunsicherung der Belegschaft führe. Auf der Klausurtagung in der vergangenen Woche hatte man offenbar nur über die 41.000 Arbeitsplätze im deutschen Kerngeschäft verhandelt. Schon seit Jahresbeginn hatte die Bank aber mitgeteilt, dass sie bei der Tochter Hypothekenbank Frankfurt, der früheren Eurohypo, 500 Stellen streichen wird. Bis morgen Mittag will der Gesamtbetriebsrat nun beraten, ob er dem Stellenabbau zustimmt.

    Weitere Details sind noch nicht bekannt. Klar ist aber, dass ein großer Teil des Jobabbaus das Privatkundengeschäft treffen wird. Ein richtiger Schritt, meinen Analysten. Die Bank müsse vor allem den Investoren beweisen, dass sie in diesem schwächelnden Segment mittelfristig wieder bessere Ergebnisse erzielen könne, sagt Steffen Bongardt von Independent Research:

    "Das heißt, auch die Aufwand-Ertragsrelation wieder deutlich zurückzuführen, die bei der Commerzbank zuletzt bei 90 Prozent gelegen hat. Das ist im europäischen Vergleich schon negative Spitze, wenn man so will. Und das zeigt eigentlich, dass die Commerzbank im Privatkundengeschäft die Ergebnisse nochmal deutlich nach oben führen, muss eben durch diesen Kostenabbau, und das mit Sicherheit erst mal im Vordergrund steht."

    Auch wenn die meisten Stellen wohl im Privatkundengeschäft gestrichen werden dürften, so will man derzeit offenbar keine der 1200 Filialen schließen. Noch nicht. Denn das letzte Wort beim Umbau ist sicher noch nicht gesprochen, das hatte Vorstandschef Blessing schon bei früherer Gelegenheit zu erkennen gegeben.

    "Der Umbau des Privatkundengeschäfts ist nicht mit zwei, drei goldenen Maßnahmen zu machen. Die gibt es einfach nicht. Retail is detail."

    Die Commerzbank will aber auch kräftig investieren: In den kommenden vier Jahren sollen 900 Millionen Euro in den Ausbau der IT und verwandter Bereiche fließen, hat der für das operative Geschäft zuständige Vorstand Frank Annuscheit angekündigt.