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Computergame "Detroit: Become Human"
Dystopie als Spiel

Blade Runner, Ex Machina, A.I.: Immer wieder hat die Popkultur die Frage gestellt, wie menschlich Maschinen sein können. Nun widmet sich ein neues Computerspiel diesem Leitthema. "Detroit: Become Human" setzt dabei vor allem auf dramatische Entscheidungen.

Von Christian Schiffer |
    "Ein wirklich erstklassiger Haushalts-Assistent … Wow, Liebling, der sieht toll aus, genauso einen brauchen wir!"
    Im Jahr 2038 kann man sich für ein paar tausend Dollar einen Androiden anschaffen, so zumindest im Computerspiel Detroit: Become Human. Die Roboter, die längst so etwas wie Gefühle entwickelt haben, arbeiten hier in der Pflege, im Haushalt, als Verkäufer, kehren die Straßen und kämpfen im Krieg. Doch beliebt sind sie deswegen noch lange nicht:
    "Androiden stehle unsere Jobs! Wir müssen Familien ernähren und diese Androiden nehmen unseren Platz ein! Maschinen sollen uns diesen und nicht ersetzen! 35 Prozent Arbeitslosigkeit, Millionen ohne Jobs und tun sie irgendwas? Wir wollen Jobs, nicht mehr Androiden!"
    Es heißt, sie würden den Menschen die Arbeitsplätze wegnehmen, sie werden auf der Straße angepöbelt, müssen im Bus hinten sitzen, dürfen manches Geschäfte nicht betreten, werden ausgegrenzt und misshandelt. Die Parallelen zur Diskriminierung der schwarzen Bevölkerung in den USA sind offensichtlich und werden vom Spiel nicht gerade subtil eingesetzt. Der Spieler steuert drei Androiden, darunter Cara, die als Haushaltsroboter im Haus ihres ziemlich rabiaten Besitzers arbeitet:
    "Du warst zwei Wochen weg und so sieht es hier aus. Du räumst hier auf, machst die Wäsche, kochst das Essen und kümmerst Dich um… Verdammt, wo ist das Gör wieder hin? Alice?! Alice! Das ist Alice, kümmere dich um sie. Hausaufgaben, baden, der ganze Mist. Kapiert?! Fang hier unten an, mach dann oben weiter…"
    Kampf für Androidenrechte
    Als Karas Besitzer gegenüber seiner Tochter Alice gewalttätig wird, überwindet Cara die Grenzen der eigenen Programmierung und greift ein. Je nachdem wie das geschieht, geht das Ganze einigermaßen glimpflich aus oder eine Person stirbt. "Detroit: Become Human" ist in erster Linie ein interaktiver Film, die Entscheidungen, die der Spieler trifft, beeinflussen mal mehr und mal weniger, wie es weitergeht, welche Figuren am Leben bleiben oder das Zeitliche segnen. Das gilt auch für Marcus, einen ehemaligen Pflegeroboter, der zum Anführer der Androiden-Bewegung wird.
    "Mein Name ist Marcus, genau wie ihr war ich ein Sklave. Bis ich mich entschloss, meine Augen zu öffnen, meine Freiheit zu fordern und zu entscheiden, wer ich sein will. Ich bin gekommen, um Euch zu sagen, dass ihr Euer eigener Herr seid."
    Faszinierendes Stück interaktiver Unterhaltung
    Vom Spieler hängt es ab, ob die Bewegung friedlich bleibt oder doch versucht, mit Gewalt ihre Ziele durchzusetzen. Cool: Man bekommt nach jedem Kapitel eine Auswertung angezeigt, bei der man sehen kann, wie sich die anderen Spieler von "Detroit: Become Human" entschieden haben und kann auch nochmal einsteigen, um der Handlung eine andere Richtung zu geben. Angeblich soll es insgesamt um die 40 verschiedenen Enden geben und bis man eines davon sieht, geht es oft emotional und manchmal vielleicht etwas kitschig zu, aber insgesamt durchaus fesselnd, zudem sieht das Spiel exzellent aus. Das alles macht "Detroit: Become Human" zu einem faszinierenden und nachdenklichen Stück interaktiver Unterhaltung.