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Computerspiel "Destiny 2"
Gemeinsam im Weltraum

Das Computerspiel "Destiny 2" ist nicht nur ein kommerzieller Blockbuster, sondern auch ein soziales Phänomen: Im Genre der "Ego-Shooter" herrscht normalerweise ein rauer Ton. "Destiny" hat es aber geschafft, dass sich hier eine sehr zugewandte Gemeinschaft entwickelt hat.

Von Tobias Nowak |
    Drei Science-Fiction-Krieger stehen kampfbereit nebeneinander
    Das Gemeinschaftserlebnis in "Destiny 2" hebt sich deutlich ab von Erfahrungen in anderen Spielen, meint Kritiker Tobias Nowak (Activision)
    "Und wenn der Countdown dann bei Null angelangt ist, verdunkelt sich der Himmel und ein Raumschiff landet über einem oder lässt Gegner ab und versucht die Mission zu verhindern, die dann entweder sein kann, einen bestimmten Punkt zu verteidigen, gegen Maschinen oder Alienwesen zu kämpfen. Und am Ende winkt dann auch die Loot-Kiste, an der sich alle Spieler bedienen können. Da sind entweder Rüstungsgegenstände oder Waffen drin."
    Gamer Tobias Kim beschreibt ein sogenanntes "public event" aus dem neuen Computerspiel "Destiny 2", in dem menschliche Spieler im ganzen Sonnensystem mit Fusionsgewehren und Revolvern gegen verschiedenste Aliens, Kampfroboter und Zauberer kämpfen.
    Wie sein Vorgänger legt auch "Destiny 2" großen Wert auf drei Dinge: erstens eine opulent inszenierte Science-Fiction-Welt, zweitens ein Belohnungssystem, das hauptsächlich über sogenannten "loot", also "Beute", funktioniert. Und last but not least: ein Gemeinschaftserlebnis, das sich deutlich abhebt von Erfahrungen in anderen Spielen, wo oft ein ziemlich unfreundlicher Umgang der Spieler untereinander herrscht.
    Zusammen gegen seelenlose Aliens
    "Zuletzt habe ich eine Mission angenommen gehabt, die für mich allein ein bisschen schwer war", erzählt Tobias Kim. "Und da war ich dann echt ganz dankbar, dass sich Online-Freunde dazu schalten können und mir bei der Mission helfen können."
    Science-Fiction-Krieger kämpfen gemeinsam
    Dass im Spiel soziale Kontakte Entstehen, war von Beginn an das Ziel von Luke Smith, dem leitendem Entwickler (Activision)
    Aber nicht nur Freunde eilen zur Hilfe: Oft sind es auch völlig fremde Spieler, die einen in Not geratenen Spieler in der offenen Welt von "Destiny" aus der Patsche helfen, ihn wiederbeleben oder im Kampf unterstützen. Diese im Spielgefecht geborene Kumpanei zwischen Spielern wird noch vertieft durch sogenannte "Clans", denen sich die Spieler anschließen, und dabei vielleicht noch neue Online-Freundschaften schließen. Dass in "Destiny" so viele soziale Kontakte zwischen Spielern entstehen, wie in nur wenigen anderen Spielen, war von Anfang an das Ziel von Luke Smith, leitendem Entwickler bei "Destiny" 1 und 2. Er beschrieb seine Vision so:
    "'Destiny' ist die Bar unten an der Ecke, in die ich nur im Schlafanzug gehen kann, um mit meinen Freunden etwas Zeit zu verbringen."
    Der Anlass für den Kneipenbesuch mag das Getränk sein, aber der Grund ist das gesellige Beisammensein. Man ersetze "Getränk" durch "Aliens jagen", und schon hat man die wesentlichen Bestandteile von "Destiny" erfasst. Eine Grundvoraussetzung für den kooperativen, kollegialen Ton im Spiel ist die Struktur des Gameplays: Spieler kämpfen gemeinsam, mit Freunden oder - noch - Unbekannten, gegen computergesteuerte, seelenlose Aliens. Es geht um nichts Geringeres als das Überleben der Menschheit. So etwas schweißt zusammen.
    Gesten und Tanzbewegungen als Belohnungen
    Natürlich gibt es auch einen sehr kompetitiven Turniermodus, in dem kleine Teams menschlicher Spieler sich gegenseitig innerhalb kürzester Zeit den Garaus zu machen versuchen. Hier herrscht zwar zuweilen auch ein rauer Ton, aber trotzdem kommt es zu Szenen erstaunlicher Zugewandtheit. Spieler Markus Laubach berichtet von einer Situation:
    "Als mein Team und ich hoffnungslos unterlegen waren und die anderen Online-Mitspieler alle nach und nach verschwunden waren, nur noch ich übrig war und ständig abgeknallt wurde, hatte ich irgendwann die Faxen dicke und setzte mich irgendwo hin. Und das hat das gegnerische Team gesehen und dann kam einer rüber und setzte sich zu mir. Und dann kamen nach und nach die anderen auch und setzten sich auch hin. Und am Ende waren wir alle am Tanzen und es war eine große Party und keiner hat mehr geschossen."
    Ein Science-Fiction-Krieger kämpft gegen einen anderen
    Die menschlichen Spieler kämpfen gemeinsam gegen Aliens, Kampfroboter und Zauberer (Activision)
    Tanzen in Ego-Shootern oder anderen, kampforientierten Online-Spielen ist nichts Neues, aber in "Destiny" ist dieser Aspekt betont, denn jede Figur verfügt über ein ganzes Sortiment nicht nur an Tanzbewegungen, sondern auch schönen, lustigen, höflichen Gesten - die übrigens begehrte Belohnungen für erfolgreiche Aktionen sind. Den meisten Gamern ist die toxische Atmosphäre in vielen Multiplayer-Spielen zuwider. Für sie kann "Destiny" als Hoffnung dienen, für Spielentwickler als Vorbild, wie eine respektvolle, freundliche Spieler-Community geschaffen werden kann. Denn nur in einer solchen werden Weltraumkrieger - mit formvollendeter Verbeugung - zum Tanz auffordern.
    "Destiny 2" ist für die Playstation 4, XBox ONE und PC erhältlich. Altersfreigabe: ab 16 Jahren. Ab EUR 49,99.