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Computerspiele 2019
Titel, Trolle und Turniere

Computerspiele werden im nächsten Jahr noch stärker im Alltag verankert sein - E-Sport heißt das Zauberwort. Aber auch sonst gibt es einige Überraschungen. Das legendäre "Devil May Cry 5" bekommt eine Fortsetzung - und Spieleentwickler Fördergeld aus dem Steuersäckel des Bundes.

Von Tobias Nowak | 28.12.2018
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    Von Gamern lange erwartet: "Death Stranding 4" (Sony)
    2018 war in Sachen Games ein hervorragender Jahrgang: Die großen Konsolen, Xbox One und Playstation 4, sind inzwischen gut gereift und die Entwickler haben gelernt, das Maximum aus den Maschinen herauszukitzeln. Für die noch junge Nintendo Switch sind inzwischen immer mehr Titel erhältlich. Und die generelle Qualität der Spieleveröffentlichung war überdurchschnittlich. Allerdings beschäftigt sich der stereotypische … nein: der typische Gamer am liebsten mit der Zukunft, mit Angedeutetem, mit detaillierter Kritik an noch lange nicht Veröffentlichtem. Ein paar Veröffentlichungen kann man allerdings auch ohne große Spökenkiekerei jetzt schon sehen: Das legendäre "Devil May Cry" bekommt nach vielen Jahren endlich eine angemessene Fortsetzung – für alle, die in Szenen aus Dantes "Göttlicher Komödie" Dämonen mit Stil verprügeln möchten.
    Große Erwartungen und Geheimniskrämerei
    Und "Cyberpunk 2077" verspricht eine unfassbar lebendige Zukunftsvision, die Blade Runner alle Ehre gemacht hätte; und da es aus dem polnischen Studio kommt, das das umwerfende "The Witcher III" schrieb, darf man Großes erwarten. Außerdem hoffen alle, dass 2019 auch "Death Stranding" endlich herauskommt. Über das neueste Werk von Hideo Kojima weiß man wenig, außer dass es in einer dystopischen, dreckigen Zukunft spielt. Einige enigmatische Videotrailer haben immerhin gezeigt, dass Guillermo del Toro und Mads Mikkelsen mitmachen. Man darf wirklich gespannt sein.
    Computerspiele werden auch 2019 tiefer in den Alltag vieler Menschen hineinwachsen - sowohl als individuelle Freizeitaktivität, als auch als mediales Massenphänomen. E-Sport ist dabei das Zauberwort: das professionelle, kompetitive Zocken in großen Stadien, vor riesigem Online-Publikum und um schwindelerregende Preisgelder.
    Trotzdem hat der deutsche olympische Sportbund Avancen abgelehnt, E-Sport als wirklichen Sport zuzulassen; geschweige denn, ihn zu olympischen Spielen zu holen. Das Argument ist meist: Das sei halt kein richtiger Sport. Aber wie das denn dann mit Schach und Luftpistolenschießen aussieht, fragt kaum jemand.
    Politiker machen sich für E-Sport stark
    Vielmehr gibt es eine Reihe meist junger Politikerinnen und Politiker, die sich für Gaming im Allgemeinen und E-Sport im Besonderen stark machen. Zu Ihnen gehört SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil, der bei der Verleihung des Deutschen Computerspielpreises erklärte:
    "Und ich sag Euch: Wenn der DFB-Präsident heute sagt, das sei alles eine absolute Verarmung, das sei kein Sport und das sei absurd: Den kriegen wir auch noch überzeugt."
    2019 sollte man sich eigentlich einem viel grundlegenderen Problem des E-Sports zuwenden, nämlich, dass diese digitalen Sportarten, anders als Fußball, Turnen oder Alpin-Sport, urheberrechtlich geschützt sind: Die Nutzung, die Mechanik, die Spielregeln - alles gehört einer Firma. Das verträgt sich nicht mit der Idee, dass Sport grundsätzlich von den Ausübenden frei gestaltet werden darf. Fußball kann man auch mit einer leeren Getränkedose spielen. "League of Legends" nicht.
    Toxischer Ton in Gaming-Communities
    Ein Thema, für das es noch lange nicht genug Aufmerksamkeit gibt, ist der toxische, der giftige Ton, der in vielen Gaming-Communitys herrscht. Neben Unhöflichkeiten und unspezifischen Beleidigungen fällt dort ein oft rassistischer und vor allem sexistischer Ton auf:
    "Hab schon so viel Müll-Verhalten im Gaming mitbekommen, besonders von jüngeren männlichen Gamern. Wie so Jungs-Gruppen untereinander im Teamspeak geredet haben, wenn gerade vermeintlich keine Frauen anwesend waren ... so ein misogyner Scheiß."
    Unter dem Hashtag #GamerLeaksDE versuchten jüngst einige engagierte Gamer, auf das Problem aufmerksam zu machen. Der Kanal wurde aber von Trollen überrannt. Die Games-Industrie beginnt zwar langsam, ihren frauenfeindlichen Kunden Grenzen zu setzen, es bedarf jedoch einer noch viel breiteren Debatte, die sowohl mit der Vermittlung von Medienkompetenz für Jugendliche und Kinder zu tun hat, als auch mit dem Umgang der allgemein toxischen Umgangsformen im Netz. 2019 soll #GamerLeaksDE in die nächste Runde gehen.
    "Wer heult denn rum, wenn man im Internet beleidigt wird?"
    Fördermittel für Spieleentwickler
    Games spielen natürlich auch eine wichtige wirtschaftliche und technologische Rolle. In diesem Zusammenhang sind die Gerüchte um eine neue Konsolengeneration spannend sowie die neuerdings im Bundeshaushalt vorgesehenen Fördermittel für Spieleentwickler. Aber vor allem kulturell und sozial kann man von Computerspielen auch 2019 viele Überraschungen erwarten.