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Conan Unconquered
Spiel, Strategie und Wüstenfrust

Hektisch, staubig und bockschwer: Conan Unconquered verspricht Echtzeitstrategie. Die Macher des Games haben früher beim legendären Spiel Command & Conquer mitgewirkt. Das neue Spiel fordert und frustet zugleich.

Von Christian Schiffer |
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Echtzeitstrategie und Materialschlacht: In dem Game Conan Unconquered kämft Conan der Barbar gegen die Zumutungen der Zivilisation. (Pressebilder Conan Unconquered)
"Cililization has made you weak."
Conan Unconquered startet, das Intro flimmert über den Bildschirm wie ein historischer Monumentalfilm. Conan steht auf der Mauer einer Festung und blickt auf eine heranstürmende Horde von Soldaten. Die Ruhe vor dem Sturm. Alles ist ocker in diesem Universum: ockerfarbiger Sand, der in einer ockerfarbigen Wüste aufgewirbelt wird. Ockerfarbige Bronze-Schilder und Schwerter. Und dann ist das natürlich Conan, dessen vernarbte-ölige Barbarenhaut ockerfarbig in der Sonne glänzt.
"Remember who you are!"
Prototyp der "Low Fantasy"
Conan der Barbar, das ist dieser Muskelberg, den viele vor allem aus dem gleichnamigen Kultfilm mit Arnold Schwarzenegger kennen. Vor Testosteron strotzend ist die Figur quasi die Antithese zu den Figuren in der Herr der Ringe-Fantasy. Denn gegen einen Conan wirken die spitzohrigen Elben und pfeiferauchenen Hobbits geradezu saftlos. Lange vor "Game of Thrones" erschuf Robert E. Howard mit Conan in seinen Heftromanen den Prototyp der sogenannten "Low Fantasy".
In diesem Genre sind die Helden oft nicht richtig gut und auch nicht richtig böse, dafür aber umso gewaltbereiter. In den 1930er Jahren, als die Erzählungen zu Conan rauskamen, waren sie Zivilisationskritik pur, Conan verkörperte eigentlich sogar die rigide Ablehnung der Zivilisation. Er ist nicht umsonst ein "Barbar", er kämpft, wenn man so will, nicht nur gegen Gladiatoren und Angehörige eines Schlangenkults, sondern symbolisch auch gegen die vermeintlichen Zumutungen der Zivilisation, die mit Machtmissbrauch, Kapitalismus, Gier und Mordlust assoziiert wird.
Schnörkellose Strategie
So, und welche Rolle spielt das alles nun im Computerspiel Conan Unconquered? Nicht die Geringste! Nach dem ockerfarbenen, bombastischen Intro erwartet den Spieler das schmuckloseste Menü der jüngeren Computerspielgeschichte: Einzelspieler, Mehrspieler, Optionen.
Ist das schlimm? Jein, denn Conan Unconquered ist nun einmal ein Strategiespiel. Ausgerechnet ein Conan-Spiel verlangt dem Spieler also Grips ab und filigrane Mausarbeit. Und trotzdem: Ein bisschen mehr hätte man aus Conan-Universum rausholen können, als nur ein paar Figuren und den ockerfarbenen Wüstenboden.
Naja, dann tun wir eben das, was man in Echtzeitstrategiespielen eben so tut: Wir bauen Häuser, Steinbrüche und Jagdhütten. Wir erforschen neue Technologien und züchten nach und nach eine schlagkräftige Armee heran. Das Alles, während eine Feindeswelle heranrollt und dann noch eine und dann noch eine, so dass, wenn wir nicht aufpassen, alles kurz und klein geschlagen wird und von unseren Häusern, Steinbrüchen und Jagdhütten nur noch traurige Holzhaufen übrigbleiben.
Am Ende nur Durchschnitt
Das strahlt in seinen besten Momenten die angenehme Hektik aus, für die man früher Echtzeitstrategiespiele so sehr geliebt hat, damals in den 90ern, in der Hochphase der Echtzeitstrategie. Deshalb ist Conan Unconquered aber auch ziemlich frustig, weil es eben auch in den 90er war, als man das letzte Mal ein Echtzeitstrategie angerührt hat.
"Battle Standart under attack!"
"We can not hold that much longer!"
"Hovel destroyed"
Die Macher von Conan Unconquered haben früher beim legendären Studio Westwood gearbeitet und dort am genauso legendären Spiel Command & Conquer mitgewirkt. Command & Conquer war ein 1995 ein Meilenstein. Conan Unconquered ist 2019 kein Meilenstein. Das Spiel ist zu abwechslungsarm, zu schwer, zu uninspiriert. Es ist nicht besonders schlecht, aber es ist eben auch nicht besonders gut. Es ist so, wie Conan der Barbar wohl nie sein wollte: Durchschnitt.