Das Palais der Österreicher in Paris. Die Botschafterin, Ursula Plassnik, hat zum Empfang geladen, Nationalfeiertag und ein Stargast. Thomas Neuwirth steht unter dem Kronleuchter, das lange Kleid eng über der Wespentaille gespannt, der Bart als Erkennungszeichen - für seine Landsleute, hier in der Fremde, gibt er seinen Siegertitel mit Piano-Begleitung zum Besten.
Beim staatstragenden Auftritt in der diplomatischen Kulisse der französischen Hauptstadt soll es nicht bleiben, ab Sonntag steht der Star der Zweideutigkeit auf einer ganz anderen Bühne:
Das " Crazy-Horse" ist eine Institution im Pariser Nachtleben, Klub, Kabarett, Bühne für spärliche Bekleidung.
"Ach Du meine Güte, ich liebe Paris. Paris hat sich immer schon nach Heimat angefühlt."
Kleider von Jean-Paul Gaultier
Sagt Conchita Wurst, mit gewinnendem Lächeln und gut geschminkten Lippen. Paris liegt Ihr zu Füßen, die großen Modeschöpfer drängeln, für die Show "Crazy-Horse" hat Jean-Paul Gaultier die Kleider kreiert, Christian Louboutin steuert die Schuhe bei, die Choreografie stammt von der großen, spanischen Tänzerin Blanca Li:
"Ich bin ganz zuversichtlich, dass ich es doch irgendwie schaffen werde, zu singen und zu tanzen."
Die Managerin des "Crazy Horse", Andrée Deissenberg, ist von Berufswegen zuversichtlich:
"Viel Glamour, viel schöne Frauen, viel schöne Conchita, mit Tanz, mit ihren Liedern...."
Roter Teppich für "La Wurst"
Erste Kostproben wurden gereicht, der bärtige Star aus Österreich zwischen barbusigen Tänzerinnen, Conchita mal im langen, transparenten Look, mal in ultra kurzem Silberkleid. Frau kann alles tragen!
Dass die kreative Szene von Paris, die auch gnadenlos kritisch sein kann, den roten Teppich für "La Wurst" ausgerollt hat, wundert die Managerin des Nachtklubs nicht:
Dass die kreative Szene von Paris, die auch gnadenlos kritisch sein kann, den roten Teppich für "La Wurst" ausgerollt hat, wundert die Managerin des Nachtklubs nicht:
"Weil Conchita Personalität hat, Talent hat, Conchita ist sie, keine Maske, die sie auflegt und die Kreativen spüren das auch, ob das echt ist, oder nicht. Sie ist Sie!"
So wird aus einem unbekannten Österreicher eine Ikone der Pariser Glamourwelt. Sagt Deissenberg.
Immer Botschaft der Toleranz
Freundlich beantwortet Conchita Wurst die Fragen der französischen Journalisten, die aus diesem Anlass englisch sprechen müssen. Abseits der Szene steht ein junger Mann, strahlend vor Freude. Yohann Roszéwitch ist der Präsident des Vereins SOS-Homophobie:
"Das ist für uns eine Ehre hier zu sein mit Conchita Wurst, die stets eine Botschaft der Toleranz transportiert, in ganz Europa, aber vor allem hier in Frankreich, in diesem aktuellen Kontext der Intoleranz, des anwachsenden Extremismus, das ist eine tolle Sache hier sein zu dürfen, in ihrer Gegenwart."
Eine Prise Politik, eine Prise Pariser Haute-Couture, eine Prise schlüpfriges Kabarett – die Show startet Sonntag. Conchita Wurst ist aber nicht nur Star ohne jeden Anflug von Allüren.
"Paris hat mich ins Herz geschlossen, umgekehrt definitiv auch ."
Sondern auch ein nachdenklicher Typ:
"Ich hab ein Team um mich im Crazy Horse, und ich frag mich, wo darf ich denn da anknüpfen, wenn meine erste Show mit solchen Diamanten besetzt wird, die mir da helfen, um diese Show zur realisieren es ist eines, den Song Contest zu gewinnen, aber alles, was man danach macht, ebnet den Weg oder macht ihn steiniger."