"Wir haben hier wirklich die Neuerfindung des Automobils". Mercedes-Chef Dieter Zetsche präsentiert sichtlich stolz den F-015, das jüngste Forschungsfahrzeug des schwäbischen Automobilherstellers. Es soll zeigen, wohin die Reise geht: Der F-015 fährt völlig autonom.
Sechs in die Armaturentafel sowie die Rück- und Seitenwände integrierte Displays informieren die Insassen. Die können wiederum über Gesten, Augenbewegungen oder per Berührung der Bildschirme das Fahrzeug und dessen Funktionen steuern. Laserprojektion und LED-Anzeigen an Front und Heck des Fahrzeugs informieren die Außenwelt. Zum Beispiel darüber, ob der F-015 autonom fährt, oder von einem Menschen gefahren wird.
Forschungsfahrzeug ohne Lenkrad
Das kann Mensch im Mercedes auf Wunsch durchaus noch. Anders als beispielsweise beim Forschungsfahrzeug des Internetunternehmens Google, das nicht einmal mehr ein Lenkrad hat. Grundlagen des autonomen Fahrens sind leistungsstarke Computer, Sensoren aller Art und Vernetzung von Fahrzeugkomponenten und Fahrzeugen. Doch nicht erst in Zukunft wird die Technik den Menschen unterstützen. Phil Abram vom Autohersteller General Motors.
"Ich denke, die Vernetzung kann für den Fahrer die vielen Informationen im Auto reduzieren, indem es nur zeigt, was der Fahrer gerade wissen muss. Zum Beispiel wenn die Motorkontrolleuchte aufblinkt. Das ängstigt die Leute. Viele wissen nicht, was konkret zu tun ist. Mit den neuen Systemen können wir konkrete Anweisungen geben, wie "Bitte rechts ranfahren" oder "Werkstatt aufsuchen". So verringern wir die Ablenkung und den Stresslevel mit den neuen Technologien."
Dicht an der Kundenreife
Wenig Stress hatten auch jene Testingenieure und geladene Gäste, die per selbstfahrendem Auto vom Hersteller Audi rund 900 Kilometer fahrerlos von Stanford im Silicon Valley nach Las Vegas zur Messe kutschiert wurden. Oder besser: Pilotiert. So nennt es Audi, wenn seine Testfahrzeuge autonom fahren. Scott Keogh betont:
"Ich sage das ganz klar: Das war keine manipulierte Schaufahrt um den Häuserblock. Vielmehr hat die Testfahrt gezeigt, wie dicht wir schon an der Kundereife sind. Diese Fahrt hat bestätigt, dass das pilotierte Fahren den Anforderungen des täglichen Straßenverkehrs gewachsen ist: LKWs oder langsamere Autos überholen und wieder sicher in die eigene Spur einscheren."
Während das pilotierte Fahren im Audi noch Zukunftsmusik ist, werden das Display als Tacho-Ersatz und die Rundum-Vernetzung von Fahrer, Internet und Infrastruktur langsam aber sicher Alltag werden. Entsprechende Lösungen zeigten alle großen Autokonzerne und auch die Hersteller von Nachrüst-Technik. Ein wichtiger Schritt hin zur Vernetzung von Auto, Eigenheim und Fahrer zeigte Audi bei der Pressekonferenz. Vorstandsmitglied Ulrich Hackenberg ruft das Forschungsfahrzeug per Fingertipp auf seiner smarten Uhr auf die Bühne.
"Mit meiner Smartwatch werde ich das Auto jetzt auf die Bühne rufen. Ich starte den Motor ... Sie sehen, das Fahrzeug fährt pilotiert. Jetzt muss ich noch den Motor ausschalten. Das mache ich wieder mit meiner Smartwatch. Diese Smartwatch ist ein sicherer und komfortabler Schlüssel."
Eine wichtige Frage allerdings wurde auf der CES nicht beantwortet: Nämlich die, ob Autos bald das gleiche Schicksal wie Smartphones ereilen wird: Dass sie ohne Aussicht auf Update spätestens nach vier Jahren hoffnungslos veraltet sind.