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Container-Hersteller Joba
Besseres Image für Altkleiderboxen

850.000 Tonnen Altkleider werden in Deutschland pro Jahr gesammelt. Über die Hälfte der 250.000 legal aufgestellten Altkleider-Container werden von der Firma Joba hergestellt. Sie versucht, gegen das schlechte Image der Branche anzugehen - mit sauberen Containern für saubere Ware.

Von Godehard Weyerer |
    Mit Graffiti bemalte Container für alte Kleidung in Nideggen, aufgenommen am 18.05.2013.
    Viele Altkleider-Container sind dreckig oder beschmiert: Der Container-Hersteller Joba will die Altkleider-Branche aus der Schmuddelecke herausholen. (picture alliance / dpa / Horst Galuschka)
    Es ist laut, ohrenbetäubend laut in der 6.000 Quadratmeter großen Halle der Joba GmbH in Bremen. Die Mitarbeiter tragen Kopfhörer und Atemmasken. Mit Hochdruck-Pistolen werden die Blechteile gesäubert, gestrahlt, pulverbeschichtet, gebrannt und lackiert, erklärt Geschäftsführer Kai-Uwe Jobst. An Ketten aufgehängt ziehen sie mit einer Geschwindigkeit von 1,5 Metern pro Minute durch die Halle.
    "Jeder Container wird bei uns in Einzelteilen gebaut, das gucken wir uns gleich in Halle zwei an. Wir haben dadurch auch eine bessere Quote im Bereich der Reklamationen, weil es immer wieder vorkommt, dass bei Containern die Farbe abplatzt, das ist immer ein Problem der Oberflächenbearbeitung, der Vorbehandlung."
    Vom Bauernhof in die Container-Branche
    Fünf bis acht Jahre halten die Container in der Regel, dann werden ausgewechselt. Im Einwurfbereich brechen Schweißnähte. Container werden aufgebrochen oder in Brandt gesetzt. Geschäftsführer Jobst blickt zurück:
    "Die Firma Joba ist gegründet worden 1972, wir haben Geldbehälter und Siloanlagen gebaut. In den 80er-Jahren gab es ein Höfesterben. Dann sind wir von einem Altkleidersammler angesprochen worden, können Sie uns nicht mal so einen Behälter bauen? 1984 muss das gewesen sein."
    Vor dem Halleneingang stehen in Reih und Glied fertige Altkleider-Container. 2,20 Meter hoch, 1,15 Meter mal 1,15 Meter in der Grundfläche. Zweifarbig lackiert. Jobst zeigt auf den Griff, der fast die gesamte Frontseite umfasst:
    "Dann ist wichtig der Einwurfgriff, der aus Rundrohr besteht, der Einwurfbereich ist mit Schwerlastnieten ausgestattet und ein Erkennungsmerkmal für Joba-Container ist immer der Türgriff."
    Mit Bildmotiven gegen Verwechslungsgefahr
    Ein vierkantiger Überwurf, der sich über den Schlüsselzylinder drehen und einhaken lässt, ist im gleichen Grau lackiert wie die Front und die Seitenteile des Containers. Der Einwurfbereich ist knallrot. Das fällt auf und soll dem Betrachter ins Auge springen wie die großformatige Folienbeschichtung. "Hier zum Beispiel ist ein kleines Mädchen abgebildet mit einer Fliegermütze", beschreibt der Firmenchef:
    "Soll heißen, das ist für die Zukunft. Kleider haben was mit Wiederverwertung zu tun, mit Zukunft, mit Umweltschutz. Einige arbeiten mit Kinderbildern, andere mit witzigen Bildern, wo ein Mann abgebildet ist, der einen zu dicken Bauch hat und der Spruch kommt, wenn´s kneift, dann hier rein damit. Die Leute sollen wissen, dass hier kein Müllbehälter in der Ecke steht."
    Ohne behördliche Genehmigung darf kein Container aufgestellt werden. Die Kommunen entscheiden, an welchen Standorten das der Fall ist und kassieren hierfür eine Gebühr. Meist sind es gewerbliche Altkleidersammler, auch Wohlfahrtsverbände und seit der Änderung des Kreislaufwirtschaftsgesetzes 2012 vermehrt auch die Kommunen selbst. 850.000 Tonnen Altkleider werden in Deutschland pro Jahr in 250.000 legal aufgestellten Altkleider-Containern gesammelt. Die Hälfte wird nach Osteuropa und Afrika verkauft, die guten Stücke gehen in Secondhandgeschäfte, der Rest wird zu Putzlappen und Dämmstoff verarbeitet. Firmenchef Jobst setzt den Rundgang fort:
    "Man merkt schon, hier ist es ruhiger. So jetzt gehen wir in die eigentliche Produktion, das ist das Herzstück."
    80 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen. Vorarbeiter Hajk Knjazjan ist seit sechs Jahren dabei. "Wir haben das so eingeteilt, dass das die Vormontage für die Altkleidercontainer ist", beschreibt er, " das da die Endmontage. Wir bauen den soweit vor, Seitenteile. Böden, Rückwand, so dass er als Ganzes steht. Die zweite Abteilung sorgt dann für Silikon, Gummipuffer, Einschub und Dach, Türeinbau und Seitenverstrebungen. Dann ist er stabil und komplett fertig. Vormontage circa 15 bis 20 Minuten, Endmontage ebenso."
    Mit Licht aus der Schmuddelecke
    10.000 bis 12.000 Altkleider-Container fertigt das Bremer Unternehmen pro Jahr. Der Stückpreis ab Werk liegt bei 390 Euro. 60 Prozent der bundesweit aufgestellten Sammelboxen, sagt Geschäftsführer Kai-Uwe Jobst, stammen aus seinem Betrieb. Demnächst kommt das Bremer Unternehmen mit einem beleuchteten Altkleider-Container auf den Markt. Der Zweck, so Jobst:
    "Die sehen anders aus als die normalen Altkleider Container und werden mit einem beleuchteten Dach ausgestattet. Das heißt, dass die Wertschätzung gegenüber den Altkleidern erhöht werden soll. Damit wollen wir ein neues Zeichen setzen."
    Ein Zeichen auch gegen Diebstahl. Altkleider sind begehrt. Beim Versuch, aus dem Container die besten Stücke zu wischen, ist so mancher schon kopfüber im Einwurf -Korb stecken geblieben. Sogar Todesfälle hat es gegeben beim Versuch, in die Container zu klettern. Das Bremer Unternehmen bestückt seine Altkleidercontainer mit eindringlichen Warnhinweisen.
    Ohnehin kämpft die Altkleider-Branche um ihren Ruf – viele Container sind heillos überfüllt, und der Export von Altkleidern nach Afrika oder in andere Entwicklungsregionen steht im Verdacht, die dortige Textilindustrie zu ruinieren. Als Hersteller der Container habe er wenig Einfluss darauf, was mit der gesammelten Ware geschieht, sagt Geschäftsführer Jobst. Aber er räumt Probleme ein:
    "Es gibt viele dreckige Container da draußen. Unsere Strategie ist, nur in einen sauberen Container wird auch saubere Ware geworfen. Da wollen wir ansetzen. Wir wollen den Altkleidercontainer nicht als Müllcontainer sehen."
    Mit sauberen Altkleider- Containern die Branche aus der Schmuddelecke herausholen. Kai-Uwe Jobst weiß, dass er da noch einen langen Weg vor sich hat.