Es ist ein Paukenschlag gleich zu Beginn: Am ersten Konferenztag, der sonst von Formalien, großen Reden und Show-Einlagen bestimmt wird, konnte Konferenzpräsident Ahmed al Jaber die Einigung auf einen Fonds für Schäden und Verluste durch die Klimaerwärmung herbeiführen. Er soll Zahlungen für Entwicklungsländer ermöglichen, die unter erwärmungsbedingten Katastrophen leiden. Und er soll Vorsorge finanzieren und so dazu beitragen, dass solche Katastrophen weniger Menschenleben kosten und weniger Schäden anrichten. Seit Jahrzehnten hatten Länder des Globalen Südens darum gekämpft – jetzt haben die Industrieländer den Fonds endlich akzeptiert.
Die Freude bei Regierungen in Afrika, Lateinamerika, Asien und Ozeanien ist berechtigt. Es ist vor allem gut, dass dieser Beschluss gleich zu Beginn der Veranstaltung geglückt ist: In den nächsten Tagen kommen die Staats- und Regierungschefs vieler Länder nach Dubai, die reicheren unter ihnen sehen sich hoffentlich zu Finanzzusagen genötigt, Deutschland und die Vereinigten Arabischen Emirate haben mit jeweils 100 Millionen Dollar den Anfang gemacht.
Keine Pflicht zur Kompensation
Bei aller Freude gerät leicht in Vergessenheit, dass sich die Industrieländer nur auf freiwillige Zahlungen einlassen. Eine Pflicht zur Kompensation, wie sie im Alltag selbstverständlich wäre, lehnen sie ab, wohl wissend, wie teuer das kommen würde. Die Schäden durch die Erwärmung allein in armen Ländern werden pro Jahr auf 150 Milliarden Dollar geschätzt – Tendenz stark steigend.
Die Klimakonferenz steht jetzt vor der Aufgabe, auch die Erwärmung selbst zu begrenzen und das ist ungleich schwieriger. Die Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit ist gewaltig: Um unter dem 1,5 Grad-Limit zu bleiben, wie im Pariser Abkommen beschlossen, muss die Emission von Treibhausgasen bis zum Ende dieses Jahrzehnts in etwa halbiert werden. Dafür muss nicht nur der Bestand an Windrädern und Solaranlagen weltweit verdreifacht werden – die Nutzung fossiler Energiequellen muss auslaufen, so schnell wie irgend möglich.
Über den eigenen Schatten springen
Ahmed al Jaber ist nicht nur als Gastgeber Präsident der Konferenz, er ist auch ein geschickter Verhandlungsführer. In der entscheidenden Frage des Abschieds von Kohle, Öl und Gas wird er nach Kräften bremsen, schließlich gründet sich der Wohlstand seines Landes, der Vereinigten Arabischen Emirate, auf fossile Energiequellen. In zwei Wochen soll die Klimakonferenz in Dubai mit einer Erklärung über den Klimaschutz der Zukunft zu Ende gehen. Wenn die Delegierten auch dann wieder Grund zum Feiern haben sollen, müssen nicht nur die Gastgeber, sondern alle Staaten, die heute noch auf fossile Energiequellen setzen, über ihren eigenen Schatten springen.
Eine Alternative dazu gibt es im Grunde nicht. Wenn die Wende beim Klimaschutz nicht gelingt, werden auch die Schäden und Verluste ins unermessliche steigen – und auch reiche Länder dürften irgendwann nicht mehr zahlungsfähig sein, weil die Klimaerwärmung auch ihre wirtschaftliche Grundlage zerstört.