COP28
Was der Beschluss der Weltklimakonferenz für fossile Energien bedeutet

Die Weltklimakonferenz in Dubai fordert einen weltweiten "Übergang weg von fossilen Energieträgern". Obwohl der Beschluss als historisch gilt, kritisieren ihn Umwelt- und Klimaschützer als nicht ausreichend. Was bedeutet er für den Klimaschutz?

    Dampf strömt aus den Kühltürmen des Kraftwerks Lippendorf.
    Der Ausstieg aus Kohle, Erdöl und Erdgas soll beschleunigt erfolgen. Darauf versändigte sich die Weltklimakonfernez in Dubai. (picture alliance / dpa / Jan Woitas)
    Zum Abschluss der Weltklimakonferenz in Dubai (COP28) ist der überarbeitete Beschlusstext ohne Einwände der fast 200 Ländern angenommen worden. Der Text fordert einen weltweiten "Übergang weg von fossilen Energieträgern" und ist damit der erste Beschluss einer UN-Klimakonferenz, der die Zukunft aller fossilen Energien betrifft - neben Kohle also auch Erdöl und Erdgas.

    Inhalt

    Was genau steht im Schlussdokument der COP28?

    In dem Dokument ist die Rede von einem "Übergang weg von fossilen Energien in einer gerechten, geordneten und ausgewogenen Weise". Das soll beschleunigt in dieser Dekade geschehen, bis 2050 sollen netto null Emissionen erreicht werden. Es wird dabei anerkannt, dass Länder den Übergang unterschiedlich gestalten, um etwa die Energiesicherheit zu gewährleisten.
    Ebenfalls beschlossen wurde ein beschleunigter Ausstieg aus der Kohle. Außerdem verständigten sich die Staaten auf weniger strittige Themen wie die Verdreifachung des Volumens erneuerbarer Energien bis 2030, eine höhere Energieeffizienz und eine Beschleunigung der Entwicklung von Techniken mit null oder niedriger Emissionen wie die Atomkraft. Die Staaten wollen zudem weg von ineffizienten Subventionen für fossile Energien. Der Ausstoß von Treibhausgasen soll gemindert werden, und es gibt Pakete zur Finanzierung des Klimaschutzes in Entwicklungsländern und zur Anpassung an den Klimawandel.

    Was bedeutet "Übergang weg von fossilen Energien" - und was nicht?

    Die Einigung ist ein erster Schritt in Richtung Ende der fossilen Energieträger. Aber die Abschlusserklärung enthält keine deutliche Verpflichtung zum kompletten Ausstieg - auch aufgrund des massiven Widerstands der Länder, deren Wirtschaft auf der Förderung und den Verkauf von Öl beruht. Saudi-Arabien hatte diesen Ausstieg zum Beispiel abgelehnt.
    Die Menschheit wird das 1,5-Ziel nach Einschätzung von Klimaforschern bereits im nächsten Jahrzehnt reißen, selbst wenn der Ausstieg aus fossilen Energien schnell vorangehen sollte. Wird der COP28-Beschluss umgesetzt, kann die Überschreitung diese Marke aber in Grenzen gehalten werden. Unter Umständen kann er auch die Voraussetzungen dafür schaffen, dass die 1,5-Marke im Laufe des Jahrhunderts wieder unterschritten wird.

    Welches Signal geht von dem Abschlussdokument aus?

    Im ersten Entwurf der Abschlusserklärung wurde das Thema Ausstieg aus den fossilen Energien nicht einmal erwähnt. Daher ist der nun beschlossene Abschlusstext ein deutliches Signal der Weltgemeinschaft - auch an Investoren. Denn: Das erste Mal überhaupt hat eine Klimakonferenz einen Abschied von fossilen Energien beschlossen. Damit hat man sich nicht nur mit den Emissionen beschäftigt, die damit verbunden sind, sondern sich mit der Beseitigung der Ursache dieser Emissionen befasst.
    COP28-Präsident Sultan Ahmed al-Dschaber bewertete den Beschluss als "historisch" und als "Grundlage für einen transformativen Wandel". Der französische Präsident Emmanuel Macron sprach von einem wichtigen Schritt, John Kerry, der US-Beauftragte für den Klimaschutz, von einem guten Ergebnis. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock sagte: "Diese Klimakonferenz besiegelt de facto das Ende des fossilen Zeitalters." Christoph Bals von der Umweltorganisation Germanwatch erklärte, der Beschluss habe das Potenzial, die Welt dramatisch zu verändern.
    Der Abschlusstext wird als Fortschritt und diplomatischer Erfolg gewertet. Der Beschluss bleibt aber hinter dem zurück, was sich die Inselstaaten, die EU und andere gewünscht hatten.

    Welche Kritik gibt es an dem Beschluss der COP28?

    Es überwiegen die verhalten positiven Reaktionen. Umweltorganisationen sehen den Beschluss als Verbesserung, jedoch als unzureichend. UN-Klimasekretär Simon Stiell fordert eine konkrete Umsetzung der Zusagen von Regierungen und Unternehmen. Die Organisation 350.org bewerte den Beschluss als einen Schritt nach vorne, aber nicht als die historische Entscheidung, die man erhofft habe.
    Jan Kowalzig von der Hilfsorganisation Oxfam sprach von einem "wichtigen Signal an die Welt, dass alle Länder aufgerufen sind, schrittweise aus den fossilen Energien auszusteigen". Aber er kritisierte "bedenkliche Schattenseiten und Schlupflöcher, darunter die Betonung der Rolle von Erdgas als Übergangslösung. Das werden Förderländer und die fossile Industrie als Freifahrtschein für die Ausweitung der Gasförderung werten."
    Aus wissenschaftlicher Sicht reichten die Beschlüsse nicht, sagte Klimaforscher Niklas Höhne und wies auf einige Hintertüren hin: Einige fossile Energien könnten weiter genutzt werden, wenn man Emissionen durch CO2-Abscheidung oder -Speicherung eliminiert. Höhne sprach von einem "Freibrief für die fossile Industrie".
    Jochem Marotzke, Klimatologe am Max-Planck-Institut, nannte die Absichtserklärung der COP28 einen wichtigen Startpunkt, sie müsse aber auch umgesetzt werden. Um die Erderwärmung unter zwei Grad zu halten, seien enorme Anstrengungen nötig, so der Experte. Laut Marotzke nehmen derzeit auf der Welt die Investitionen in fossile Energieträger noch zu und nicht ab.
    Der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, Johan Rockström, sprach zwar von einem „entscheidenden Meilenstein“. Er kritisierte aber, die Aussage zur Abkehr von fossilen Brennstoffen bleibe zu vage. Es gebe zudem keine harten und nachvollziehbaren Grenzen für 2030, 2040 und 2050 und keinen überzeugenden Plan, wie der Übergang weg von fossilen Brennstoffen erfolgen soll.
    Deutliche Nachbesserungen forderte die Hilfsorganisation CARE. Ein frühzeitiger Ausstieg aus den fossilen Energien müsse umgesetzt und Länder des globalen Südens müssten adäquat unterstützt werden. Sie litten schon heute "massiv" unter den Folgen des Klimawandels. Selbst wenn die Vereinbarung vollständig umgesetzt würde, wären immer noch Millionen Menschen im globalen Süden mit Überschwemmungen, Bränden und Hungersnöten konfrontiert.

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