Copa América
Noch Nachholbedarf in den USA

In den USA geht auch die Copa América in ihre finale Phase. Weltmeister und Titelverteidiger Argentinien trifft im Endspiel auf Überraschungsmannschaft Kolumbien. Aber vor Ort ist die Begeisterung des US-amerikanischen Publikums noch ausbaufähig.

Von Viktor Coco |
Wenige Zuschauer sitzen auf den Ränge vor dem Copa América-Halbfinale zwischen Uruguay und Kolumbien. Die Ränge sind halbverwaist.
Absurd hohe Ticketpreise, sündhaft teure Snacks und hohe Parkplatzgebühren: Bei der Copa América in den USA bleiben einige Plätze aufgrund der hohen Kosten leer. (dpa / picture alliance / Julia Nikhinson)
Die Vorrunde war noch nicht abgeschlossen, da vermeldet der südamerikanische Verband CONMEBOL als Veranstalter der Copa América erste Erfolge: "Wir sind sehr zufrieden mit den Besucherzahlen. Heute werden wir die Eine-Millionen-Zuschauer-Marke erreichen und das noch in der Vorrunde", sagt Ruben Olavarrieta, verantwortlich für den Ticketverkauf der Copa.
Ein zentraler Grund für die CONMEBOL, das eigentlich südamerikanische Turnier in Nordamerika auszutragen, war das Potenzial für höhere Zuschauereinnahmen in den großen Arenen der USA. Und so wurde das Turnier auch zum Testlauf für die Weltmeisterschaft 2026. Acht von elf US-WM-Stadien werden auch bei der Copa genutzt. "Alle drei Argentinien-Spiele waren in der Vorrunde ausverkauft. Natürlich – denn sie sind Titelverteidiger und Weltmeister", sagt Olavarrieta.

Zuschauerzuspruch lässt zu wünschen übrig

Aber: Bei den meisten Spielen waren Plätze frei. Zwar übertreffen die absoluten Zahlen Besucherrekorde von Fußballspielen in den USA. Aber selbst der Gastgeber konnte kein Stadion füllen. Die Spiele der US-Boys waren im Durchschnitt nur zu 71 Prozent ausgelastet. Nach der Vorrunde ist die Begeisterung noch weiter gesunken – weil nicht nur die USA früh ausgeschieden sind, sondern vor allem auch Mexiko. Beim Viertelfinale zwischen Kanada und Venezuela bleiben fast 30.000 Plätze leer.
Das liegt nicht nur am teilweise fehlenden generellen Fußballinteresse. Auch die Ticketpreise sind für viele eine hohe Hürde, sagt auch Journalist Hercules Gómez beim Sportsender ESPN: "Das ist ein US-amerikanisches Problem. In Lateinamerika oder im Rest der Welt wären die Preise zugänglicher."

Hohe Kosten und Ticketpreise schrecken ab

Bei der Copa kosten Tickets in der Vorrunde im Durchschnitt knapp 200 Euro. Reist man aus einem Teilnehmerland in Südamerika an, ist das mit Flug und Hotel alles andere als erschwinglich. Und selbst Auto-Parkplatzpreise am Stadion starten in den USA teilweise bei 40 Euro.
Erstmals überhaupt werden dynamische Ticketpreise verwendet. Je nach Nachfrage steigen oder fallen Eintrittspreise. Einige Kategorien bei Argentinien-Spielen stiegen so in der Vorrunde auf über 1000 Euro. Für das Halbfinale zwischen Kolumbien und Uruguay gab es anderthalb Stunden vor Anpfiff noch mehr als tausend Tickets, die günstigsten schwankten um 250 Euro. Mehr als doppelt so viel wie die günstigsten Karten beim Halbfinale der Europameisterschaft.

Nachholbedarf bei der Fußballbegeisterung

Und auch an den Bildschirmen ist das Interesse an "Soccer" in den USA noch längst nicht so groß wie seit Jahrzehnten prophezeit: Im US-Fernsehen gab es bei FoxSports mit 3,8 Millionen Zuschauern zwar einen Rekord für ein Spiel der US-Mannschaft außerhalb einer WM.
Aber selbst wenn man die Einschaltquoten des übertragenden spanischsprachigen Senders hinzunimmt, ist man in den Vereinigten Staaten noch weit entfernt von der Fußballbegeisterung in den südamerikanischen Teilnehmerländern.